Duisburg. . In unserer Serie „Arbeitsplatz MSV-Arena“ stellen wir Mitarbeiter vor, die abseits des Rasens wichtige Dienste leisten – so wie die Logen-Servicekraft Wenke Schmidt.

Obwohl Walter Hellmich Anfang dieses Jahres von all seinen Posten beim MSV zurückgetreten ist, besitzt der frühere Klubvorsitzende nach wie vor eine Loge in der Arena. Bis zu 40 Fußball-Interessierte lädt er sich dorthin ein, um mit ihnen ein Heimspiel der „Zebra“-Kicker live von den exklusivsten Plätzen aus mitzuerleben. Für die Bewirtung und Betreuung dieser Gäste ist seit rund zweieinhalb Jahren dieselbe Person verantwortlich: Servicekraft Wenke Schmidt.

Es begann alles mit einer Zeitungsannonce im Jahr 2007. Personal mit Gastronomie-Erfahrung wurde gesucht. „Davon hatte ich reichlich“, erzählt die 42-Jährige. „Meine Eltern hatten eine Kneipe in meiner Heimatstadt Gevelsberg. Und da habe ich schon in jungen Jahren immer mitgeholfen.“ Beim Vorstellungsgespräch lief es dann auch prima. Schmidt bekam den Job.

Doch Station Nummer eins war nicht direkt die damalige Chef-Loge. Nein, die heute mit Mann und zwei Kindern in Hochfeld lebende Frau startete im so genannten „Business-Bereich“ der Arena, wo maximal 1800 Besucher mit reichlich Speis und Trank versorgt werden müssen. Weil sie sich auch in stressigsten Momenten bewährte, durfte Schmidt kurz darauf in der „I-Box“ mithelfen – ein Bereich, in den die Profifußballer des MSV ihre Freunde und Angehörige einladen. Schmidt erledigte auch dort alles stets zur vollsten Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten. Und als ihre Vorgängerin in der Hellmich-Loge nicht mehr weitermachen wollte, übernahm Schmidt dann diesen besonderen Posten.

„Äußerst verlässlich“

Und was sagt Walter Hellmich selbst zur Servicekraft in seiner Loge? „Frau Schmidt ist äußerst zuvorkommend und verlässlich, einfach nur top!“ Selbst wenn es stressig würde, behielte sie immer den Überblick. „Und wenn Not am Mann ist, dann zapfe ich natürlich auch mal selbst mit“, so der frühere MSV-Boss. Wenke Schmidt hat seit ihrem Dienstantritt nicht ein Heimspiel verpasst. Eine solche Serie hat nicht einmal Hellmich geschafft.

Der beginnt an jedem Spieltag rund drei Stunden vor dem Anpfiff der Partie. Dann wirft sie sich in ihren Arbeitsdress, spült Gläser, deckt die Tische und dekoriert die Loge. Es gilt, die Kühlschränke aufzufüllen und Bestände zu kontrollieren. Denn die ersten Gäste nahen schon wenige Minuten nach dem offiziellen Einlass – und der ist immer zwei Stunden vor Spielbeginn.

"Mädchen für alles"

„Wer zum ersten Mal hier ist, der geht sofort hinaus, um den tollen Blick auf die Arena zu genießen“, weiß Schmidt aus Erfahrung. „Und alle sind immer hellauf begeistert.“ Sie versorgt die Logengäste mit Getränken, ist auch für das Abräumen von Gläsern und Geschirr verantwortlich. „Nur das Essen vom Büfett vor der Tür holt sich jeder selbst. Ist jemand aber nicht gut zu Fuß, helfe ich ihm natürlich“, sagt Schmidt, die ihre Aufgabe in der Loge mit „Mädchen für alles“ definiert.

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Sie mag diesen Nebenjob (im Alltag ist die Hochfelderin Hausfrau) vor allem deshalb, weil unter den Gästen stets eine angenehme, lockere Atmosphäre herrscht. „Die Leute sind alle offen und nett. Man kann auch mal quatschen. Das macht die Arbeit leichter.“ Die ist nämlich nicht nur sehr zeit-, sondern auch sehr laufintensiv. Wie oft sie pro Spiel zwischen Zapfhahn, Tribünensitzen und Logentischen pendelt, weiß Schmidt gar nicht genau. „Aber es sind wohl einige Kilometer, die da zusammenkommen. Zumindest fühlen sich meine Füße nach dem Dienstschluss so an.“

Kommt es auch vor, dass ein Gast mal aus der Rolle fällt? Schmidt denkt kurz nach: „Ist mir bisher noch nie passiert. Zur Not haben wir ja Sicherheitskräfte hier, die wir sofort verständigen können.“

Früher drückte sie noch dem BVB die Daumen, inzwischen ist sie längst zum MSV-Fan konvertiert – und das nicht nur wegen des Jobs. Auf das Spielgeschehen kann Schmidt „höchstens mal ein Auge werfen“, denn das Zapfen, Bedienen und Abräumen erfordert genügend Aufmerksamkeit. „Es macht trotzdem Riesen-Spaß. Das ist der Job, der mich voll und ganz ausfüllt“, sagt sie – und schnappt sich das nächste volle Tablett.