Duisburg..

Damit jedes Heimspiel der MSV-Fußballer in der 2. Bundesliga reibungslos über die Bühne geht, bedarf es zahlreicher Mitarbeiter. Die WAZ stellt in einer neuen Serie einige der „helfenden Hände“ vor – zum Auftakt die Kassiererin Tamaryn Abel.

Der junge Mann im MSV-Trikot weiß, was er will. „Zweimal Block 3, bitte – wenn es geht, nicht ganz so weit oben.“ Tamaryn Abel nickt hinter der Glasscheibe zur Bestätigung, dass sie die Bestellung verstanden hat. Dann drückt sie einige Knöpfe ihrer Computer-Tastatur. „Ssssst, sssst, ssssst“, der Drucker spuckt die Karten aus. Eintrittspreis rein, Tickets und Wechselgeld raus. „Viel Spaß“, wünscht die Frau an der Kasse. Der Nächste, bitte.

Bekommt vom Spiel nichts mit

Obwohl Tamaryn Abel erst 22 Jahre alt ist, zählt sie im zentralen Kassen-Container am Rande der Kruppstraße, der den Namen „Ticket Box“ trägt, zu den erfahrenen Mitarbeitern. Seit sechs Jahren sitzt sie bei fast jedem Heimspiel an Kasse 6. Das fällt ihr als leidenschaftlicher Anhängerin der Zebras gar nicht so leicht. Denn während die Profi-Kicker nur wenige Meter Luftlinie entfernt ihrer kickenden Arbeit nachgehen, sieht die Kassiererin – wie all ihre Kolleginnen und Kollegen auch – vom Spiel ihrer Lieblinge so gut wie gar nichts. Doch dazu später mehr.

Zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff beginnt der Arbeitstag der Ticketverkäuferin Tamaryn Abel. Zunächst meldet sich die Brillenträgerin, die das Fach Medien- und Kulturwissenschaften an der Uni Düsseldorf studiert und sich hier an der MSV-Kasse etwas Geld hinzuverdient, im Abrechnungsraum. Der liegt tief im Bauch der Arena. Erst erfolgt die Meldung zum Dienstantritt, dann gibt’s den Beutel mit dem Wechselgeld.

Sitzplatzberatung für die Fans

Von dort geht’s zum Arbeitsplatz vor den Toren des Stadions. Neben der „Ticket Box“ gibt es noch eine Tageskasse für Stehplätze sowie eine, die ausschließlich den Fans der Gäste-Mannschaft vorbehalten ist – gestern Mittag etwa denen von Hansa Rostock. Kurz nach Kassenöffnung hält sich der Andrang in Grenzen. Rund eine Stunde vor dem Anpfiff bilden sich aber Schlangen, die wachsen und wachsen. „Viele nehmen immer dieselben Plätze. Da weiß ich schon, welche Karte die nehmen, wenn ich sie sehe“, so Abel. Lässt es der Andrang zu, berät sie die Kunden, von wo aus der Blick aufs Spielfeld besonders gut ist. Manche wollen gern direkt an der Treppe sitzen, andere lieber hinten in der letzten Reihe. Und auf dem Bildschirm ihres Laptops erkennt die Kassiererin sofort, welcher Wunsch in Erfüllung gehen kann und welcher nicht.

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Passiert es auch, dass Fans einmal schimpfen oder sich beschweren wollen, wenn es mit dem Wunschticket nicht klappt? „Das kommt nur sehr, sehr selten vor“, sagt Svenja Schaffranek. Sie hat hier in der „Ticket Box“ die Aufsicht, schaut ihren Kollegen über die Schulter, ob alles klappt. Auch Falschgeld sei so gut wie nie aufgetaucht. „Ich hatte einmal ein paar türkische Münzen dabei, die wie Ein-Euro-Stücke aussehen. Habe ich leider zu spät erkannt. Aber das war es auch schon in all den Jahren“, sagt Kassiererin Abel.

Mit Begleitschutz aus der "Ticket Box"

Zum MSV ist sie über ihren Opa gekommen. Der hat selbst nicht nur seit Jahrzehnten das MSV-Blut in den Adern, nein, er ist auch der Abrechnungs-Chef und damit der finale Anlaufpunkt am Arbeitstag der Kassierer. Diese ziehen das Rollo ihres Häuschens übrigens pünktlich zum Ende der ersten Halbzeit herunter. Dann wird das Geld gezählt, die EC-Karten-Rechnungen addiert, alles in Listen eingetragen. Die Kassierer-Gruppe verlässt unter dem Begleitschutz des Ordnungsdienstes die „Ticket Box“. Es folgt die erste Überprüfung bei einem Kontroll-Duo, dann die zweite Überprüfung bei besagtem Abrechnungs-Chef. Erst wenn der sein „Okay“ gibt, ist das Tagewerk des Kassierers beendet. „Man denkt dann jedes Mal: Hoffentlich stimmt auch alles“, erzählt Tamaryn Abel. Denn für Fehlbeträge steht sie selbst gerade.

Ist alles fertig, darf die Anhängerin doch noch in die Arena zum Spielgucken. „Mit etwas Glück bekomme ich die letzte halbe Stunde mit.“ Das war auch gestern gegen Rostock so. Ein Tor hat sie nicht verpasst. 0:0 hieß es am Ende.