Duisburg. .

In dieser WAZ-Serie werden Menschen vorgestellt, die in der MSV-Arena arbeiten und dafür sorgen, dass auch abseits des Rasens alles rund läuft. Heute im Blickpunkt: der Spielfeldrand-Aufpasser Peter Carraturo.

Peter Carraturo steht oft nur zwei Meter vom Spielfeldrand entfernt. Vom Anrennen der MSV-Profis aufs gegnerische Tor bekommt er trotzdem kaum etwas mit. Der 47-jährige Wanheimer hat dem Rasen fast während der gesamten 90 Minuten den Rücken zugekehrt. So nah – und doch so fern. Sein wacher Blick schweift stattdessen permanent über die Plätze auf der Sitztribüne, die sich vor ihm gen Himmel erhebt. Als Beobachtungs-Posten soll der Ordner die Fans ins Visier nehmen. Nicht die Fußballer.

„Wir müssen auf jedes Fehlverhalten der Besucher achten“, sagt Carraturo, der diesen Nebenjob seit zehn Jahren ausübt. Wirft jemand Gegenstände aufs Spielfeld? Werden Feuerwerkskörper gezündet? Verdecken Schals oder Transparente die Werbetafeln? Lautet die Antwort „Ja“, muss der Ordner sofort den mit Funkgerät ausgestatteten Gruppenleiter verständigen. Der leitet in Absprache mit der Polizei die weiteren Schritte ein.

Carraturo weiß, dass nicht nur menschliche Augenpaare die Zuschauer im Blick haben. Dank moderner Kameratechnik, die auch in der MSV-Arena eingesetzt wird, kann die Polizei jeden Tribünen- oder Stehplatz separat beobachten und somit Vergehen konkret einzelnen Personen zuordnen. „Die Kameras sehen mehr als wir. Aber auch unsere Präsenz ist wichtig“, sagt der Ordner. „Denn dadurch wird es für die Zuschauer offensichtlich, dass sie beobachtet werden.“

Carraturo bezeichnet sich selbst als „bekennenden MSV-Fan“. Und warum übernimmt er eine Aufgabe, bei der er vom Spielgeschehen nur Fragmente mitbekommt? „Das mache ich nicht wegen des Geldes, sondern meinem Verein zuliebe“, stellt er klar.

Beim letzten MSV-Heimspiel gegen Paderborn, das unglücklich 0:1 verloren ging, hatte Carraturo eine Zusatzaufgabe übernommen. Er war vor Spielbeginn die Kontrollkraft im so genannten „Rolli-Bereich“. Dieser ist in zwei Zonen auf der Gegentribüne aufgeteilt und bietet insgesamt 46 Rollstuhlfahrern mit ihren Begleitern einen Platz mit bester Sicht aufs Spielfeld.

Carraturo steht am Eingang des Bereiches und kontrolliert die Tickets – so wie bei Karl-Heinz Reckermann (53), einem im Rollstuhl sitzenden Dauerkarten-Inhaber aus dem Wasserviertel. „Wir fragen stets nach, ob jemand Hilfe braucht oder ob wir ihn zu seinem Platz begleiten sollen“, zählt der Ordner die wichtigsten Aufgaben auf.

Erst wenn nach Spielschluss der komplette Bereich wieder menschenleer ist, geht Carraturo zum Treffpunkt aller Ordner, um sich „auszuchecken“. Soll heißen: den Dienst zu beenden und sich offiziell abzumelden. Daheim versucht er dann, in einem der TV-Sportsender noch bewegte Bilder des MSV-Spiels zu sehen. „Denn von den Toren“, sagt Carraturo, „bekomme ich oft erst etwas mit, wenn die Fans aufspringen und jubeln.“