Duisburg. Seit Jahren tut sich nichts auf der Brache an der Steinschen Gasse. Pläne gab es viele, alle scheiterten. Nun wurden neue Architekten beauftragt.
Füllt sich bald das „Loch“ an der Steinschen Gasse? Seit Jahren tut sich nichts auf der Brache inprominenter City-Lage. Mittlerweile ist sogar ein kleines Wäldchen auf dem Grundstück entstanden. Das 7300 Quadratmeter große Areal verwahrlost. Nachdem zahlreiche Versuche wie das Gesundheitszentrum „Marientor Carree“ oder das „Duo am Marientor“ gescheitert sind, wurde das Grundstück an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag übertragen, die sich zunehmend um große Stadtentwicklungsprojekte kümmert, wie etwa bei Sechs-Seen-Wedau oder auch der Duisburger Freiheit. In einem Workshop trugen Gebag und die Stadt Ideen zusammen, was dort passieren soll. Nun wurde das Essener Architekturbüro „Kuschany und Zimmermann“ (KZA) beauftragt, auf dieser Grundlage städtebauliche Vorschläge zu entwickeln.
„Wir glauben daran, dass unsere Arbeit eine Bereicherung für den Lebensraum der Menschen ist“, schreiben die Planer auf ihre Internetseite. Sie sind Spezialisten für ambitionierte Unterfangen und haben zum Beispiel die „Grüne Mitte Essen“ zwischen dem Einkaufszentrum Limbecker Platz und dem Uni-Campus entwickelt.
Auch in der Duisburger Altstadt wurde schon ein Projekt realisiert. Die Pläne für das Digital Kontor, die smarte Firmenzentrale von Krankikom, stammen aus dem Hause KZA. Motto: „Einzig, nicht artig.“
Duisburger Stadtplaner beziehen sich auf den Masterplan von Sir Norman Foster
Mit ihren Leitlinien, die die Stadt in Kooperation mit der Gebag erarbeitet hat, beziehen sich die Planer wieder auf den Masterplan von Sir Norman Foster aus dem Jahr 2007. Dieser schlug ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die Innenstadt, eine Aufwertung des öffentlichen Raums sowie eine Nachverdichtung der City, inklusive Umgestaltung einzelner Stadtquartiere, vor.
„Die städtische brachliegende Fläche am Marientor (Steinsche Gasse) bietet die Möglichkeit, den Eingang in die Stadt neu zu definieren. Der Masterplan sieht an dieser Stelle eine vornehmliche wohnbauliche Nutzung mit weiteren quartiersbezogenen Nutzungen vor“, heißt es in einer Vorlage, die dem Stadtrat im April zur Kenntnis gegeben werden soll.
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Sklavisch wolle man sich aber nicht an dem Masterplan abarbeiten. „Gegenüber der Vorstellung einer Blockrandbebauung mit großem begrünten Innenbereich zu entwickeln, ist eine größere Verdichtung, (ähnlich der städtebaulichen Weiterentwicklung im Mercatorviertel) durch eine kleinteiligere Struktur durchaus denkbar und erwünscht. Die grundsätzliche Vorstellung begrünter halböffentlicher / privater Flächen im Inneren des Bereichs soll jedoch aufgegriffen werden“, führt die Stadtverwaltung aus.
Die Ansprüche der Stadt an KZA sind hoch: „Es soll eine städtebauliche Idee vorgelegt werden, die dem Standort einen eigenen, unverwechselbaren Charakter gibt sowie ein attraktives, urbanes Stadtquartier hervorbringt.“
Gebäude sollen mindestens vier Etagen haben
Geschaffen werden sollen neue Wohnungen und ein „hochwertiger Branchenmix“ aus Dienstleistungen, kleinteiligem Einzelhandel und Gastronomie. Die Gebäude sollen mindestens vier Etagen haben – aber auch zur benachbarten Marienkirche passen. Neue Parkplätze könnten in eine Tiefgarage verlegt werden. Die Erschließung der Altstadt soll dann über die Klosterstraße erfolgen, die dafür allerdings umgebaut und ans Rettungswegenetz angebunden werden müsste.
In den vergangenen Jahren haben Händler und Anwohner immer wieder beklagt, dass durch die Stilllegung des Parkplatzes die Altstadt kaum noch angebunden war – und immer weniger Einkäufer das Gebiet zwischen Innenhafen und der Steinschen Gasse frequentierten. Der inzwischen komplett geschlossene Fachmarkt „City Electronicer“ verlagerte sein Geschäft daraufhin in eine zentralere Lage der Innenstadt.
Mit der Umgestaltung des Calaisplatzes am anderen Ende der Altstadt und einem möglichen Neubeginn an der Brache soll das Quartier endlich aufgewertet werden. Die ersten Pläne sollen bis Ende 2021 entwickelt und dann in den nächsten Jahren umgesetzt werden.
>> TEILE DER ALTEN STADTMAUER ENTDECKT
■ Auf der Brache haben in den Anfangsjahren archäologische Grabungen stattgefunden. Früher verlief hier ein Teil der Stadtmauer. Außerdem haben Stadterzähler Kurt Walter, Architekt Prem Lüers und weitere engagierte Nachbarn einen alten Brunnen auf dem Gelände entdeckt. Am liebsten hätten die engagierten Nachbarn, dass dieser erhalten bleibt und so an die Stadtgeschichte erinnert.
■ In dem Schreiben der Stadt heißt es dazu: „Im Rahmen der Planungen sind bereits denkmalrechtliche Belange sowie Restriktionen bekannt, die zu berücksichtigen und aufzunehmen sind. Entlang der Josef-Kiefer-Straße bzw. Steinschen Gasse befinden sich Reste der alten Stadtmauer und Leitungstrassen, wodurch in einigen Teilbereichen eine Unterkellerung oder sogar Überbauung nicht möglich ist.“
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