Duisburg. Die Gebag hat im Vorjahr 38,5 Mio. Euro in Flächen wie die „Duisburger Freiheit“ gesteckt. Was ihr Chef zu Plänen für eine neue Zentrale sagt.

Diese Stadttochter wächst und verändert sich: Die kommunale Wohnungsgesellschaft Gebag hat 2018 erstmals annähernd so viel Geld in Flächen investiert wie in ihre 12.090 Wohnungen – 38,5 Millionen Euro. Darin enthalten ist etwa der Kaufpreis für das Güterbahnhofsgelände „Duisburger Freiheit“. Die Summe entspricht einer Steigerung um mehr als das Fünffache im Vergleich zu 2017 (6,7 Millionen Euro).

So schlägt sich die Strategie der Stadtspitze, die Gebag zur Schaltzentrale für die Entwicklung städtischer Flächen aufzubauen, in ihrer Bilanz 2018 nieder. Diese stellte Gebag-Chef Bernd Wortmeyer am Mittwoch in der Zentrale an der Tiergartenstraße mit Oberbürgermeister Sören Link vor.

Gebag-Mitarbeiter „stapeln sich“ an Tiergartenstraße

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Die Stadt Duisburg und die Gebag wollen das Großbauprojekt 6 Seen Wedau selbst entwickeln. Dazu wird das kommunale Wohnungsunternehmen eine 80 Hektar große Fläche des ehemaligen Güterbahnhofsgelände in Wedau/Bissingheim kaufen. Auch das Ufer am Masurensee wird von der Wohnbebauung betroffen sein und neu gestaltet.
Von Rosali Kurtzbach und Oliver Schmeer

Zuletzt hatten die beiden und Planungsdezernent Martin Linne einen Mega-Deal nach dem anderen verkündet – Ende Juni etwa den geplanten Kauf des 80 Hektar großen „6 Seen Wedau“-Geländes von der Bahn.

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Wenige Tage später machte der Stadtrat den Weg frei für die Übernahme des brach liegenden Grundstücks an der Steinschen Gasse. Wortmeyer nennt den möglichen Neubau der Gebag-Zentrale dort „eine von mehreren Optionen. Wir könnten uns aber auch anderswohin ausweiten.“ Handlungsbedarf sieht er: An der Tiergartenstraße „stapeln sich meine Mitarbeiter“ (siehe Infobox).

Duisburger Freiheit: „Qualität vor Geschwindigkeit“

Stellten die Gebag-Bilanz 2018 vor: Gebag-Chef Bernd Wortmeyer und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link.
Stellten die Gebag-Bilanz 2018 vor: Gebag-Chef Bernd Wortmeyer und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Altstadtfläche will er stückweise vermarkten, einen Interessenten für den Bau von Büros gebe es bereits. Dabei gelte für die Brachfläche dasselbe Prinzip wie für die „Duisburger Freiheit“: „Bei der Entwicklung und Gestaltung geht Qualität vor Geschwindigkeit.“

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Das ehemalige Güterbahnhofsgelände südlich des Hauptbahnhofs hatte die Gebag Ende 2018 von Unternehmer Kurt Krieger (Möbelhaus Höffner) gekauft: „Wir haben hier nur noch einen Schuss, jetzt muss es endlich klappen“, spielt Wortmeyer auf die gescheiterten Möbelhaus- und Outlet-Pläne auf dem Loveparade-Gelände an. Er verspricht eine „größtmögliche Beteiligung der Bürger“, ein „pulsierendes Quartier mit Wohn- und Büroraum“. Und: „Die Hallen werden das nächste Jahr nicht überstehen.“

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© funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Die Übernahme des 30-Hektar-Filetstücks führte dazu, dass die Stadt der Gebag Ende 2018 mit „einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag“, so Wortmeyer, unter die Arme greifen musste: „Sonst hätte die Freiheit unsere Finanzstruktur zerschossen.“ So aber lag das Gesamtergebnis 2018 bei 5,9 Millionen Euro (2017: 6,5 Millionen Euro).

Schuldenstand der Gebag: 407,7 Millionen Euro

Für Link ging es bei der Finanzspritze darum, „der Gebag zu geben, was sie braucht, um handlungsfähig zu bleiben“. Mit dem durch Wortmeyer seit 2015 gefestigten Unternehmen, so der OB, „können wir jetzt aktiv gestalten, um neue Einwohner für Duisburg zu gewinnen.“

Das Gebag-Team wächst

Mit den neuen Aufgaben der Flächenentwicklung und Mammutprojekten wie „Duisburger Freiheit“, „6 Seen Wedau“, Angerboden und Mercatorviertel ist auch die Zahl der Gebag-Mitarbeiter gestiegen.

2014 waren es noch 140, Ende 2018 bereits 163. Seither sind nochmals 27 Neue hinzugekommen. Die Personalaufwendungen stiegen von auf 9,5 Millionen (2017: 7,9).

Für die notwendigen Grundstückskäufe und die Entwicklung ihrer Flächen – sie umfassen inzwischen 151 Hektar – braucht die Gebag Kredite. Die Banken achten besonders auf die Eigenkapitalquote. Branchenüblich sind 20 Prozent. Immerhin konnte die Gebag ihre Quote mit dem Zuschuss aus dem Rathaus weiter auf 10,1 Prozent erhöhen (2017: 9,2 Prozent; 2015: 7,7) – und Darlehen in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro erhalten.

Der Schuldenstand wuchs so weiter auf 407,7 Millionen Euro (2017: 365,4). Grund zur Sorge bestehe jedoch nicht, bescheinigen Wirtschaftsprüfer des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland und Westfalen: „Die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft ist auch für das Jahr 2019 gesichert.“

12.090 Gebag-Wohnungen: 1,79 Prozent echter Leerstand

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© funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Ihr Geld verdient auch die „neue Gebag“, so Wortmeyer, „nicht mit vermeintlich lukrativen Grundstücken im Süden der Stadt“, sondern mit der Vermietung ihrer 12.090 Wohnungen. Mit diesen erwirtschaftete sie 2018 ein Ergebnis von knapp 8,8 Millionen Euro, also etwa 1,3 Millionen mehr als 2017. Ein Erfolgsfaktor sei die Modernisierung der Wohnungen: „Seit 2016 haben wir 63 Millionen Euro investiert, um unsere Häuser energetisch und bei Komfort und Optik auf den neuesten Stand zu bringen.“

Auch deshalb liege die Anteil der Wohnungen, die nicht vermietet werden konnten, bei lediglich 1,79 Prozent (siehe Grafiken).

Die Gebag will fleißig weiter bauen. Seit 2016 hat sie 36,4 Millionen Euro in neue Häuser investiert. „Das ist erst der Anfang“, verspricht Wortmeyer. „Wir werden noch viele Wohnungen bauen“, weiterhin auch öffentlich geförderte, „etwa 300 allein für ,6 Seen Wedau’“. Der Kaufabschluss für „dieses Herzstück der Duisburger Stadtentwicklung“, so Wortmeyer, stehe kurz bevor.