Duisburg-Altstadt. Die Eröffnungen des Hotels und der Fitness-Kette „John Reed“ sind verschoben, die Gastronomie erholt sich nur langsam.
Die Duisburger Altstadt rund um die Münzstraße galt lange als Sorgenkind der Innenstadtentwicklung. Um den Leerstand zu bekämpfen und mit neuen Ideen zu füllen, wurden 2015 die beiden Altstadtmanager Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino beauftragt. Sie sollten zwischen Immobilien-Eigentümern, Investoren, Geschäftsinhabern und möglichen Miet-Interessenten vermitteln. Mit zahlreichen Veranstaltungen und viel Vertrauensarbeit ist es in den vergangenen Jahren in der Tat gelungen, neuen Schwung in die Altstadt zu bringen. Doch nun befürchten die beiden Altstadtmanager, die bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung angestellt sind, dass durch Corona das, was mühsam aufgebaut wurde, bald wieder obsolet sein könnte. „Aktuell haben die Menschen ganz andere Sorgen. Wer um seine Existenz bangt, kann sich nicht noch zusätzlich um das große Ganze kümmern.“
Eröffnung des „Seven Days“ Hotels in Duisburg verschiebt sich auf Juli
Wegen der Corona-Krise, berichtet Yvonne Bleidorn, sei ein wichtiger Workshop, der eigentlich „der Verstetigung“ der Bemühungen dienen sollte, ausgefallen. Dort sollte überlegt werden, ob ein Verein gegründet werden könnte, der sämtliche Akteure in der Altstadt an einen Tisch bringe. Wichtig sei auch, die Verwaltung mit ins Boot zu holen, „denn nach nur sechs Jahren Stadtteilarbeit kann ein solches Projekt erfahrungsgemäß weder auf eigenen Füßen stehen noch durch die Menschen vor Ort alleine weitergeführt werden.“ Auf der anderen Seite seien schon der vegane Weihnachtsmarkt und das beliebte Stummfilm-Open-Air-Kino in private Hände gegeben worden, damit diese Aktivitäten auch ohne hauptamtliche Stadtteilmanager Bestand haben.
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Vor allem in der ersten Phase der Pandemie waren Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino als Gesprächspartner bei den Händlern gefragt und informierten etwa über die Vergabe der Soforthilfen. Aktuell halten sich die Folgen für die Altstadt in Grenzen. Allerdings ist auch hier, wie allerorten, mit großen finanzielle Einbußen zu rechnen,“ schätzt Yvonne Bleidorn die Lage ein. So hat zum Beispiel das geplante Fitnessstudio von John Reed seine Eröffnung ebenso verschoben wie die „Plateno Group“ die Eröffnung ihres „Seven Days“ Hotel, unweit am Steiger Schwanentor. „Die Buchungen sind für die nächste Zeit noch schwach und durch den Wegfall der Messen auch nicht aufzufangen“, erklärt Uwe Jenssen von der Plateno Group. Er schaut zweckoptimistisch in die Zukunft: „Für den Standort bin ich schon zuversichtlich, wenn sich die Situation wieder mit der Zeit normalisiert.“
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Sein Nachbar, Alexander Kranki, der vor kurzem seine Firmenzentrale zum Calaisplatz verlegt hat, ist ebenfalls von der Krise betroffen. Sein Unternehmen mit rund 120 Mitarbeitern entwickelt unter anderem Online-Shop-Systeme für Kinos. Doch die Lichtspielhäuser waren in den vergangenen Wochen geschlossen, Aufträge blieben aus. Stattdessen seien vermehrt Anfragen von Firmen gekommen, um etwa Apps für die Unternehmen zu entwickeln, damit sie mit ihren Angestellten im Homeoffice besser in Kontakt bleiben.
Umbau des Calaisplatzes soll Ende des Jahres beginnen
Eigentlich soll im Erdgeschoss noch Gastronomie einziehen. Doch das wird sich noch etwas verzögern. „Zum einen ist es sicher nicht leicht, in Zeiten von Corona ein Restaurant oder Café zu eröffnen. Zum anderen will die Stadt ja den Calaisplatz umgestalten und dann würden die Gäste mitten auf der Baustelle sitzen“, erläutert Kranki, warum das Erdgeschoss noch längere Zeit frei bleiben wird. Laut Auskunft der Stadt soll mit dem Umbau des Calaisplatzes, der künftig den Innenhafen und die Altstadt besser miteinander verknüpfen soll, zum Ende des Jahres begonnen werden. „Aktuell befinden wir uns in der Ausführungsplanung“, so Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Anschließend würden die verschiedenen Gewerke ausgeschrieben. Etwa ein Jahr sollen die Bauarbeiten dauern. „Bisher sind keine Verzögerungen aufgetreten.“
Für die Gastronomie, die während des Lockdowns auf „to go“-Konzepte umgestellt hat, gestaltet sich die Wiedereröffnung teilweise schwierig. „Die Tische sind um mehr als die Hälfte reduziert und ein Besucheransturm bleibt aus“, hat Yvonne Bleidorn beobachtet. Ulrike „Ulli“ Schley, Inhaberin von „Ulli kocht“ beschreibt es so: „Zu Beginn der Krise waren die Leute noch zuversichtlicher.“ Ihr Geschäft besteht aus einem Naturkostladen mit angeschlossenem Bistro. „Einige haben die neuen Regeln in ihren Alltag integriert, kommen mit Maske, kaufen ein und essen auch vor Ort. Viele nehmen sich das Mittagessen immer noch mit“, erklärt Ulli Schley. Caterings für Gesellschaften seien hingegen komplett weggefallen. Sie ist erst im vergangenen Jahr in das ehemalige Ladenlokal des „City Electronicers“ gezogen und profitiert nach wie vor von Mund-zu-Mund-Propaganda. Nun hofft sie, dass die Duisburger wieder Lust bekommen, raus zu gehen.
Altstadt will von der Brautmodenbranche profitieren
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Die Schließung der Ladenlokal habe ihnen, so Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino, aufgezeigt, wo die Schwächen des stationären Einzelhandels liegen. „Vielleicht hat die Altstadt ja auch Glück“, hoffen Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino – und verweisen auf „den sehr spezialisierten Einzelhandel der Brautmodenbranche.“ Diese Geschäfte lebten nicht von der Laufkundschaft. In Marxloh hatten sich die Händler allerdings jüngst darüber beklagt, dass auch dort die Kunden ausbleiben, weil große Feiern in Zeiten von Corona kaum möglich sind.
Bis das Altstadt-Projekt ausläuft, haben die Altstadt-Manager noch einiges zu tun. Bis dahin wollen die beiden die Ärmel hochkrempeln: „Die Akteure und wir werden uns daran gewöhnen müssen, anders zu arbeiten – sei es in Geschäften, in der Gastronomie und bei der Vermietung und Anmietung von Objekten. Aber es wird weitergehen.“