Bottrop. Die Stimmung zu den Plänen fürs Bottroper Hansa-Center ist wie das Wetter: trübe. Viele zweifeln an der Idee des orientalischen Zentrums.
Knapp eine Woche nach Bekanntwerden der neuen Pläne, bis Ende 2024 im Hansa-Center ein orientalisches Zentrum zu eröffnen, schärfen sich die Meinungen bei den Bottropern. Dabei ist die Tendenz ablehnend bis resigniert – ein Stimmungsbild aus der City.
Bei den befragten Bottropern mit Migrationshintergrund stößt das Projekt noch auf geringe Resonanz. Einige haben noch gar nichts von den Plänen gehört, andere äußern, dass es für sie nicht wichtig ist, was in dem Gebäude passiert, da sie andere Orte in Bottrop haben, an denen sie sich wohl fühlen und sich treffen.
Fraktion Abriss in Bottrop: Hansa-Center und Karstadt-Gebäude sollten weg
Drei Ausbildende, die auf dem Weg durch die Innenstadt sind, äußern sich eher abwartend. Ihnen ist die Info-Lage noch zu dünn, um sich ein Urteil bilden zu können. Eine Gruppe jüngerer Schüler findet die Idee, dass da überhaupt etwas gebaut werden soll, offenbar merkwürdig. Solange ihre Erinnerung zurückreicht, war das Hansa-Zentrum immer eine leerstehende Ruine, und ihnen fehlt die Fantasie, sich vorzustellen, dass da wirklich mal was gebaut wird. Ihren Namen öffentlich machen wollen die Befragten nicht.
Auch nicht das Ehepaar aus Fuhlenbrock, das zum Wochenendeinkauf in die Stadt gekommen ist. Es gehört zur „Fraktion Abriss“, und beide machen keinen Hehl aus ihrer Meinung, dass man, „wenn man schon einmal dabei ist, mit dem Karstadt-Gebäude gleich weitermachen sollte“.
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Pläne fürs Bottroper Hansa-Center: Parallelen zu Duisburg-Marxloh?
Eine Mutter, die mit ihren drei Kindern im Grundschulalter unterwegs ist, macht ihrem Unmut deutlich Luft: „Wenn ich könnte, würde ich auswandern“, sagt sie. „Ich bezweifle, dass es zu einem echten Miteinander kommen wird. Wir bräuchten einen Indoor-Spielplatz oder wenigstens einen Spielwarenladen in der City, und jetzt bekommen wir einen Saal für Riesen-Hochzeiten mit ein paar hundert Leuten.“
Andere Befragte ziehen Parallelen zu Duisburg-Marxloh und befürchten die Entstehung einer No-Go-Area. Mehrfach wird die Finanzierungsfrage angeschnitten. Einige prophezeien eine erneute Pleite des neuen Investors, andere treibt das Thema Geldwäsche um.
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An solche und ähnliche Bedenken knüpfen auch die Grünen an, die am letzten Samstag zu ihrem monatlichen Tag der offenen Geschäftsstelle eingeladen haben. Auch bei ihnen lautete das Thema „Merhaba – Neustart oder Sackgasse?“ An dem regnerischen Vormittag fand das Angebot bei den Bottropern zwar kaum Zuspruch. Joachim Gutsche, Sprecher der Bottroper Grünen, bezieht aber von sich aus Position zum geplanten Projekt.
„Wir hatten komplett andere Vorstellungen für das ehemalige Hansa-Zentrum“, stellt Joachim Gutsche klar. „Die Präsentation der Pläne, die letzten Montag für alle Fraktionen stattfand, ließ vieles im Unklaren und scheint nicht bis zu Ende geplant.“
Stimmungen zu Merhaba wie das Wetter: trübe
Dass in der Präsentation davon die Rede war, es gebe für 40 Prozent der geplanten Fläche bereits Mietinteressenten, löst eher Irritation als Optimismus aus. „Solche vollmundigen Versprechungen gab es seitens der Fakt AG auch. Und man sieht ja, was davon zu halten war“, erinnert Gutsche sich.
Und Liane Beyer bringt als sozialpolitische Sprecherin noch einen anderen Aspekt ins Spiel: „Bei der Präsentation war die Rede davon, dass das Zentrum das größte in NRW, wenn nicht gar in ganz Deutschland oder Europa werden soll. Zugleich wurde ein sehr hochpreisiges Angebot beschrieben. Da sind Zweifel angebracht, ob das zu den Einkommensverhältnissen und den Bedürfnissen der Bottroperinnen und Bottroper passt.“
Letztlich war die Stimmung in Bezug auf „Merhaba“ am Wochenende wie das Wetter: trübe.