Bottrop. Im Bottroper Süden entsteht in kurzer Zeit ein riesiger Gewerbepark. Der Besuch auf der Baustelle zeigt, wie es voran geht.

Drei Monate ist der Spatenstich erst her. In kürzester Zeit wird das neue Logistikzentrum von Prologis auf einer Fläche von 57.000 Quadratmetern regelrecht aus dem Boden gestampft. Das ehemalige Benteler-Gelände an der Knippenburg ist kaum mehr wiederzuerkennen.

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„Es sieht alles gut aus“, sagt Dominik Willgerod, Development Manager bei Prologis. Man sei im Zeitplan. Ende November sollen die Arbeiten fertig sein, ab Dezember soll die Übergabe an den Kunden, Yusen Logistics, erfolgen. Das Logistikzentrum besteht aus zwei Immobilien, die künftig als neues europäisches Zentrallager für Mitsubishi Electric genutzt werden.

Dann hat Prologis nicht einmal innerhalb eines Jahres das Areal komplett auf links gedreht. Schon vor dem offiziellen Spatenstich am 23. Januar mussten einige Erdarbeiten erledigt werden. Die Rohre für die Entwässerung mussten unterirdisch verlegt werden. Das Problem: Das Gelände wies zur Brakerstraße hin damals ein Gefälle von bis zu anderthalb Metern auf.

Die zweite Lagerhalle wird parallel zur ersten Halle gebaut. Auf der einen Seite (links) wird an der Stahldachkonstruktion gearbeitet. Ganz rechts ist zu sehen, wie an den Stützpfeilern gearbeitet wird.
Die zweite Lagerhalle wird parallel zur ersten Halle gebaut. Auf der einen Seite (links) wird an der Stahldachkonstruktion gearbeitet. Ganz rechts ist zu sehen, wie an den Stützpfeilern gearbeitet wird. © FUNKE Foto Services

Neues Logistikzentrum in Bottrop: 100.000 Kubikmeter aufgeschüttet

Im Zuge des Abbruchs der früheren Gebäude durfte Prologis mit Genehmigung der Stadt diese ersten Erdarbeiten noch vor dem Spatenstich angehen. „Dadurch haben wir viel Zeit gewonnen“, sagt Dominik Willgerod.

Das Gelände musste aufgeschüttet werden. Willgerod: „Wir reden von 100.000 Kubikmeter, die wir im vergangenen Jahr hier angefahren haben“. Hierzu wurde das recycelte Material des Abbruchs verwendet. Zuvor wurde dieses kontrolliert, begutachtet und zur Wiederverwertung aufbereitet. „Proben wurden ins Labor geschickt“, sagt Willgerod. Alles im Rahmen der geltenden Ersatzbaustoffverordnung.

Fast ein halbes Jahr hat die Aufschüttung gedauert. Zum Spatenstich standen bereits einige Stützpfeiler für die erste Lagerhalle. Wie Spargel ragten sie damals meterhoch aus der Erde. Inzwischen ist die erste von zwei Lagerhallen rundherum geschlossen – und das alles in drei Monaten.

Nach dem Baukastensystem: Sandwichplatten sorgen für die Fassadendämmung

Tonnenschwere Fundamente aus Stahlbeton sind in der Erde verankert. Daran befestigt sind die Stützpfeiler, ebenfalls Stahlbeton, sowohl von außen als auch von innen des Gebäudes. Von innen dienen sie unter anderem als Träger für die Dachkonstruktion. Die Fassade besteht derweil aus Betonfertigteilen.

Im unteren Teil der Fassade sind Türen und Rolltore für die Ladeplätze eingelassen. Darüber werden „Sandwichplatten“, so Willgerod, verbaut. Ein Kran hievt sie jeweils von oben zwischen die Pfeiler, wo sie befestigt werden. Am Ende sind es bis zu elf Stück. Beide Lagerhallen werden nach Fertigstellung circa 14 Meter hoch und rund 300 Meter lang sein. Diese Sandwichplatten erinnern, wie der Name verrät, an ein Sandwich. Ein mehrere zentimeterdicker Dämmstoff ist umhüllt von zwei Stahlplatten.

In den Lagerhallen wird über dem Boden eine schwarze Schutzfolie verlegt, damit keine wassergefährdenden Stoffe ins Erdreich eindringen können.
In den Lagerhallen wird über dem Boden eine schwarze Schutzfolie verlegt, damit keine wassergefährdenden Stoffe ins Erdreich eindringen können. © FUNKE Foto Services

Das Dach mit Trapezblech ist auch schon drauf. Lange und große Fenster an der Fassade und im Dach sind eingebaut. Neben mehr Tageslicht hat dies einen weiteren Vorteil. „Man spart Energie“, sagt Christina Deuß, Projektverantwortliche bei Prologis.

Der Laie dürfte sich bei der Bauweise wundern. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Hausbau wird beim Logistikzentrum zunächst die Fassade sowie das Dach und dann erst die Bodenplatte gefertigt. Die Arbeitsweise ist wie folgt: von hinten nach vorne und Schicht für Schicht.

Ein Teil der Lagerhallen müssen noch ebenerdig und für die spätere Bodenplatte vorbereitet werden.
Ein Teil der Lagerhallen müssen noch ebenerdig und für die spätere Bodenplatte vorbereitet werden. © FUNKE Foto Services

Die Lagerhalle ist in mehrere Bereiche unterteilt, im hinteren Teil ist bereits Beton für die Bodenplatte gegossen. Erst wenn die Fläche ausgehärtet ist, kann wieder schweres Gerät wie eine Hebebühne darauf bewegt werden.

Eine Halle zuvor ist ein Malervlies großflächig ausgelegt. Darauf wird später der Beton gegossen. Davor, im nächsten Hallenabschnitt, liegt eine schwarze, circa 1,5 millimeterdicke Bodenfolie. „Das Vlies ist ein zusätzlicher Schutz für die Folie“, erklärt Willgerod. Die Folie selbst dient als Schutz, damit wassergefährdende Stoffe nicht ins Erdreich eindringen können.

Prologis baut in den Lagerhallen noch Zwischengeschosse für Büros ein

Im vorderen Teil der großen Lagerhalle wird der Boden noch vorbereitet und ebenerdig gemacht, sodass im nächsten Schritt jene Schutzfolie verlegt werden kann. Wo es möglich ist, ist inzwischen die Haustechnik und Sprinkleranlage angeschlossen.

Nicht weniger untätig geht es weiter, wenn man die Treppe hinauf geht. Denn Prologis hat in dieser Halle für Yusen Logistics ein Zwischengeschoss mit Lagerräumen und Büros auf schätzungsweise 3700 Quadratmetern eingebaut. Von oben lässt sich außerdem durch Fenster hinunter in die Halle schauen. Beheizt werden die Gebäude mithilfe von Wärmepumpen.

Die Büroräume in den Lagerhallen sind später mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die entsprechenden Rohre sind bereits verlegt worden.
Die Büroräume in den Lagerhallen sind später mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, die entsprechenden Rohre sind bereits verlegt worden. © FUNKE Foto Services

Die Geländer im Zwischengeschoss sollen bepflanzt werden. Alle Büros werden außerdem über eine Fußbodenheizung verfügen, die Rohre dafür schlängeln sich bereits am Boden durch die Räume.

Blickt man aus einem Fenster hinaus, wird einem die Größe des Areals bewusst. Auf der anderen Seite wird die zweite große Lagerhalle gebaut – nach dem gleichen Muster. Im hinteren Teil wird zurzeit das Dach aus Trapezblech schon befestigt, am anderen Ende werden dagegen erst die notwendigen Stahlträger montiert.

Anfang September beginnt der Bau der großen Photovoltaikanlage

Beide Gebäude trennt 52 Meter. Zwischen ihnen wird laut Prologis eine Fahrbahn mit einer Breite von 17 Metern für die Lkw gebaut. Anfangs werden beide Lagerhallen nach ihrer Fertigstellung äußerlich aussehen wie graue unschöne Klötze. Das soll sich später ändern. Die Fassaden erhalten eine Begrünung, Bäume werden zudem um die Lagerhallen herum gepflanzt.

Anfang September ist geplant, die großen Photovoltaikanlagen auf beiden Dächern zu installieren. „Es ist die größte Solaranlage, die wir von Prologis in Deutschland haben“, sagt Christina Deuß. Gerechnet wird mit 3,8 Megawatt.