Bottrop. Ein Bottroper rettet einen Bussard vom ehemaligen Benteler-Gelände und kritisiert die Stadt. Denn das neue Habitat sei mehr Schein als Sein.

Dass der Neubau des Logistikparks von Prologis auf dem ehemaligen Benteler-Gelände nicht bei allen Bottropern gut ankommt, ist kein Geheimnis. Nun werden weitere kritische Stimmen zur Neugestaltung des Geländes im Bottroper Süden laut. Dieses Mal geht es jedoch um einen ganz anderen Aspekt: die Verdrängung des Bussards vom Gelände.

„Es haben sich dort seit Jahren immer wieder Bussarde niedergelassen“, weiß Thomas Rompe. Er wohnt nur ein paar Meter vom ehemaligen Benteler-Gelände entfernt und hat die Tiere genau im Blick. Obwohl es sich hier um ein Industriegebiet handelt, sei das Gelände eine Idylle für die Greifvögel.

Die Rodungen auf dem Gelände haben den Lebensraum des Bussards zerstört

Durch die Rodungen des Baumbestands auf dem Gelände des geplanten Logistikzentrums wurde ein Großteil des Bussard-Habitats nun jedoch vernichtet und der Bussard blieb „obdachlos zurück“, so der Bottroper. Doch erstaunlicherweise blieb der Bussard weiter auf dem Gelände des ehemaligen Benteler-Geländes. „Man konnte beobachten, dass der Vogel nur noch saß und nicht mehr wirklich vital wirkte“, berichtet Thomas Rompe. Er und seine Frau hätten daraufhin beschlossen, dem Greifvogel zu helfen und fingen an, ihm regelmäßig Nahrung bereitzustellen. „Der Vogel hatte durch die Rodungen kaum noch Nahrung, da mussten wir ihm einfach helfen.“

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Dass auf dem Gelände so viel gerodet wurde, sieht Thomas Rompe kritisch. „Es wurde wirklich viel kaputt gemacht“, sagt der Naturliebhaber nachdenklich. So sei der Bussard auf die Rettung durch den Bottroper angewiesen gewiesen, der den Vogel durch den Winter brachte. „Dadurch ist der Bussard uns auch wirklich nah gekommen“, berichtet er. Im Frühjahr sei der Greifvogel dann verschwunden. Thomas Rompe und seine Frau haben ihn und andere Bussarde jedoch immer wieder auf dem Benteler-Gelände gesehen. „Bis heute sind die Bussarde hier unterwegs“, weiß er.

„Es wird viel zu leichtfertig mit der Natur und den Tieren umgegangen“

Nun habe die Stadt in einer Ratssitzung vor rund vier Wochen bekannt gegeben: Der Bussard bekommt ein neues Habitat. Was erstmal gut klingt, sei jedoch nur Schein, sagt Rompe. „Das vermeintlich neue Habitat wurde nicht neu angelegt. Die Stadt hat dem Tier ein bereits bestehendes Gebiet zugeordnet“, so der Bottroper. Dieses Habitat liegt im alten Waldgebiet in der Nähe der „An der Knippenburg“ und wurde als neues Habitat ausgewiesen. „Ich hätte mir gewünscht, dass man ein wirklich neues Habitat anlegt und den Bussard ernst nimmt“, kritisiert er. Es sei kein einziger Baum neu gepflanzt worden.

Die Stadt Bottrop kann die Kritik nicht verstehen. Denn für das ehemalige Benteler-Gelände gebe es einen „rechtsgültigen Bebauungsplan, der für die Fläche Industriegebiet festsetzt“. Daher sei das Bussard-Habitat auf der Industriefläche von Anfang an nur „Natur auf Zeit“ gewesen und eine langfristige Ansiedlung des Bussards an dieser Stelle von Anfang an nicht machbar, heißt es auf Anfrage.

Benteler-Gelände: Stadt habe Interessen der Tiere ernstgenommen

Laut der Stadt Bottrop habe man im Zuge der Rodungen „alle artenschutzrechtlichen Vorgaben beachtet und die artenschutzrechtlichen Belange geprüft und entsprechende Ersatzmaßnahmen für den Mäusebussard durchgeführt“. So sei das neue Habitat an der Straße „An der Knippenburg“ ausgewählt worden. Entgegen der Kritik von Thomas Rompe habe die Stadt die Interessen der Tiere somit sehr wohl ernstgenommen und auch neue Nisthilfen im neuen Habitat errichtet.

Rompe hingegen ist der Meinung, es werde „viel zu leichtfertig mit der Natur und den Tieren umgegangen“. Man solle neben dem wirtschaftlichen Denken auch den ökologischen Aspekt nicht vergessen. Und noch etwas stört den Bottroper: Die Bussarde sind noch immer auf dem Industriegelände und nicht im neuen Habitat. „Man kann ein Gebiet einem Tier ja nicht einfach zuweisen“, sagt er. Ob der Bussard von seinem neuen Habitat wisse, fragt er sarkastisch. Schließlich könne man einem Tier diesen bürokratischen Beschluss wohl kaum aufdrängen.