Bottrop. Prologis will dazu beitragen, dass Lkw-Fahrer sich keine Schleichwege durch die Wohngebiete suchen. Parteienvertreter befürchten Verkehrskollaps.

Lastwagen und Transporter sollen das neue Prologis-Warenverteilzentrum im Industriegebiet „An der Knippenburg“ ausschließlich über eine exakt festgelegte Fahrtstrecke anfahren und verlassen. „Es wird den Lkw-Fahrern eine genaue Route vorgegeben und wir werden darauf hinweisen, dass nur diese Route zur Verfügung stehen wird“, sagte Prologis-Direktor Stefan Olesch. Damit will der weltweit auf Logistikzentren spezialisierte Immobilienkonzern dazu beitragen, dass die Lasterfahrer sich keine Schleichwege durch die Wohngebiete im Bottroper Süden suchen. In dem neuen Bottroper Logistikpark sollen nach Angaben von Prologis-Direktorin Christina Deuß zwischen 250 und neue 400 Arbeitsplätze entstehen.

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Unternehmensvertreter rechnen damit, dass über den Tag verteilt maximal 400 Lkw zwischen der Autobahn und dem Logistikzentrum auf dem Gelände des inzwischen komplett abgerissenen Stahlrohrwerks Benteler unterwegs sein werden. „Das sind 20 bis 30 Lkw pro Stunde“, sagte Stefan Olesch vor Ratsleuten und Bezirksvertretern im Rathaus. Nachts werde es keine Anlieferungen per Lkw geben, versicherte er. Allerdings kommt es nach Erkenntnissen der Verwaltung nachts zu mehr als 40 Pkw-Fahrten pro Stunde durch Beschäftigte des künftigen Logistiksparks, in dem an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr gearbeitet werden soll.

Wegen des Berufsverkehrs an der Grenze zum Verkehrskollaps

Nach den Plänen des Düsseldorfer Prologis-Büros sollen die Lkw zwischen Werkstor und Autobahn A 42 über folgende Straßen fahren: Braker Straße, An der Knippenburg, Am Piekenbrocksbach, Gohrweide, Bahnhofstraße, Spitzwegstraße, Am Hauptbahnhof, und Essener Straße. In der Bezirksvertretung Bottrop-Süd herrscht über alle Parteigrenzen hinweg vor allem wegen der zu erwartenden Verkehrszunahme durch das neue Warenverteilzentrum große Skepsis vor. So stellte CDU-Vertreter Jörg Widdermann mit Blick auf das Nadelöhr um die Autobahnzufahrten fest: „Die Verkehrssituation ist dort wegen des Berufsverkehrs an der Grenze des Kollapses.“

Die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter treibt außerdem die Frage um, wie Prologis sicherstellen wolle, dass sich die Lkw-Fahrer auch tatsächlich an die vorgegebene Route zu Logistikzentrum halten werden. „Die Fahrer kennen die Schleichwege ja“, meinte SPD-Ratsfrau Anja Kohmann. „Ich habe auch Bedenken“, unterstrich Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski. CDU-Ratsvertreter Hans-Christian Geise wies darauf hin, dass die Stadt in den kommenden Jahren einen Radschnellweg, der dann ganz in der Nähe verlaufen werde, bis in die Innenstadt führen wolle. Die Begegnung mit den vielen Lkw sei für die Radfahrerinnen und Radfahrer dann nicht ungefährlich, mahnte er.

Fahrbahnen der Lkw-Route sind schon jetzt in schlechtem Zustand

Kritisch sehen die Bezirksvertreter auch, dass die Fahrbahnen der Straßen entlang der favorisierten Lkw-Route schon jetzt nicht mehr in einem guten Zustand seien. Dadurch komme es wahrscheinlich zu weiteren Lärmbelästigungen für solche Anwohnerinnen und Anwohner, die an diesen Straßen wohnen, befürchtete zum Beispiel SPD-Bezirksvertreter Dennis Peter. Ratsfrau Anja Kohmann forderte außerdem, die Fahrten der Lkw, die von der Bundesstraße B 224 in Richtung des Logistikzentrums fahren, mit in den Blick zu nehmen. Sie sorgt sich, dass es dadurch auch auf dem Ostring zu erheblich mehr Lkw-Verkehr kommen könnte.

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Die Stadt hat für ihre Genehmigung des Bauvorhabens bereits eine Verbesserung der Ampelschaltungen an den neuralgischen Stellen zur Bedingung gemacht. So geht aus der Prologis-Präsentation hervor, dass die Ampelanlage an der Kreuzung der Essener und Armeler Straße den Verkehr in Spitzenzeiten am Morgen schon jetzt nicht mehr ausreichend flexibel steuert. Bei der zu erwartenden Verkehrszunahme bis 2030 sei die Verkehrslast durch diese Ampel auch abends nicht mehr ausreichend abwickelbar. Dabei ist der Verkehr zum und vom neuen Logistikzentrum noch gar nicht eingerechnet.

Warum gibt es bessere Ampelschaltungen nicht schon jetzt?

Kommen die täglich Hunderte Fahrten zur Knippenburg noch hinzu, zeichnet sich an der Kreuzung von Essener und Armeler Straße morgens und abends ein Verkehrschaos ab, weil für die vielen Fahrzeuge kaum noch ein Durchkommen möglich wäre. Auch an der Ampelanlage an der Friedrich-Ebert-Straße/Devenstraße/Bahnhofstraße droht dann abends der Verkehrskollaps. Die Ampelschaltungen müssen daher dynamischer reagieren und die Wartezeiten flexibel an die Zahl der ankommenden Fahrzeuge angepasst werden. „Die Maßnahmen zur Optimierung der Ampelschaltungen hat die Stadt bereits ausgeschrieben. Bezahlen wird das Prologis“, sagte Baudezernent Klaus Müller.

Der Baudezernent kündigte zusätzlich weitere Verkehrszählungen an. So werde die Stadt nicht nur jetzt die Zahl der Fahrzeuge auf den Strecken zu dem Warenumschlaglager erfassen, sondern die Fahrten auch nach der Eröffnung zählen lassen, um zu prüfen, ob ihre Bedingungen für die Genehmigung des Warenlagers auch tatsächlich eingehalten werden. SPD-Sprecher Franz Ochmann riet dazu, die Ampeloptimierung so schnell wie möglich auch bereits vor der Inbetriebnahme des Logistikzentrums durchzuführen. Ochmann: „Warum gibt es die Ampelschaltung nicht schon morgen? Dann wissen wir doch, ob das etwas bringt.“