Bottrop. Immer wieder kommt es mit Lkw zu Zwischenfällen an den Höhenportalen. Nun ist klar, wer für die Kosten aufkommt. Die Antwort überrascht.
Die Eisenbahnbrücke an der Prosperstraße entwickelt sich immer mehr zur neuen Sehenswürdigkeit von Bottrop. Steckt ein Lkw darunter fest oder ignoriert die Höhenportale kursieren Fotos und Kommentare davon zeitnah in den Sozialen Netzwerken.
Eine Nachfrage der WAZ hat ergeben, dass die Anzahl der Zwischenfälle mit dem Höhenportal nicht statistisch festgehalten werden. Weder Polizei noch die Stadt führen darüber ganz genau Buch. Schätzungen zufolge müsste die Dunkelziffer im zweistelligen Bereich liegen. Aber nicht jede Irrfahrt eines Lkw ist automatisch ein Grund, die Polizei zu verständigen. Im günstigsten Fall kehrt er vor der Brücke rechtzeitig, wenn auch umständlich, um.
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Und auch der städtische Fachbereich Tiefbau wird bei derartigen Zwischenfällen nicht generell informiert. „Wir erfahren davon auch meistens aus den Sozialen Medien“, sagt Steffen Jonek, Leiter des Fachbereichs.
Dazu muss man sagen, dass der Fachbereich auch nur dann ins Spiel kommt, wenn nach einem Zwischenfall vor Ort die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist. So wie Mitte Januar, nachdem ein Lkw das erst vor Weihnachten installierte Höhenportal abriss. Da wurde der Fachbereich von der Polizei verständigt, so Jonek.
Und auch als Ende Januar das neue, stabilere Portal nahe der Ostring-Kreuzung aufgebaut wird, ist der Fachbereich zwar vor Ort, betreut aber lediglich die Maßnahme als Ansprechpartner für die beauftragte Fachfirma.
Bei dem ganzen Aufwand vor Ort darf die Frage erlaubt sein: „Wer zahlt das Ganze eigentlich?“ Die Stadt macht deutlich, die Probleme mit der Eisenbahnbrücke und letztlich mit den beiden Höhenportalen sind erst durch die Sperrung der A42-Brücke entstanden. Zahlen soll also jemand anderes. Steffen Jonek erklärt: „Wir haben bislang weder einen Auftrag geschrieben noch eine Rechnung gestellt bekommen.“
Wer die Kosten für die Höhenportale an der Prosperstraße übernimmt
Auf WAZ-Nachfrage teilt die Autobahn GmbH schriftlich mit: „Die Autobahn GmbH hat die Portale kurzfristig aufstellen lassen, um die Bahnbrücke vor Schäden durch Lkw zu schützen. Wir tragen die Kosten bis zur Aufhebung der Vollsperrung. Die Kosten belaufen sich bisher auf rund 10.000 Euro. Die Kosten für Unfallschäden tragen die jeweiligen Verursacher.“
Aber wie kann man das Verhalten der Lkw-Fahrer erklären? Gina Ottersbach aus Bottrop fährt seit anderthalb Jahren einen 40-Tonner. Auch sie verfolgt die Diskussionen über die Sozialen Netzwerke. „Ich habe dort letztens gesehen, wie ein Lkw-Fahrer um das Höhenportal drumherum gefahren ist. Da habe ich mich echt gefragt: Junge, was ist los mit Dir?“
Tatort Höhenportal: Lkw-Fahrerin erklärt, was im Kopf ihrer Kollegen vorgeht
Bei so einer Aktion könne sie verstehen, dass sich die Leute aufregen. Sie wirbt jedoch um Verständnis für ihre Kollegen. „Man weiß nicht, wie lange sie schon hinter dem Steuer sitzen. Dazu kommen der Zeitdruck und der Stress.“ Auch verursacht durch die vielen Sperrungen und Baustellen. Manche Kollegen seien nicht ortskundig, würden zudem aus dem Ausland kommen.
Das Problem befindet sich zwar in der Fahrerkabine, sitzt aber nicht zwingend hinter dem Lenkrad. „Es gibt auch Lkw, die mit Google Maps ausgestattet sind“, erklärt sie. Bei diesem Online-Kartendienst sind Brücken und ihre Höhen nicht eingegeben. Sie selbst fährt mit einem Navigationssystem speziell für Lkw und kann etwa die Höhe ihres Fahrzeugs eingeben. Das Gerät sucht automatisch die passende und sichere Route aus, sodass sie die Brücken mit zu niedriger Durchfahrtshöhe umfährt.
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Als erfahrene Lkw-Fahrerin ist ihr etwas aufgefallen, was weitere Zwischenfälle an den Höhenportalen beziehungsweise an der Eisenbahnbrücke möglicherweise verringern könnte. „Die Brücke müsste auf der Prosperstraße viel früher ausgeschildert werden“, meint sie. Zum Beispiel auf dem langen Teilstück von der B224 kommend bis zur Kokerei.
In Foren wird gefordert, den falsch fahrenden Lkw-Fahrern den Führerschein zu entziehen. Das geht ihr entschieden zu weit. „Anstatt herumzumeckern, Fotos zu schießen oder sich über die Kollegen lustig zu machen, sollten die Leute lieber helfen“, findet Gina Ottersbach.