Bottrop. Hupen, drängeln, beleidigen und den Mittelfinger zeigen. Wegen der Baustellen und Sperrungen auf den Autobahnen im Revier wächst der Frust.
Stau kennt jeder, braucht keiner. Nicht nur bei Autofahrern liegen seit der gesperrten A42-Brücke zwischen Bottrop und Essen die Nerven häufiger blank. Regina „Gina“ Ottersbach, Darstellerin der TV-Serie „Trucker Babe“ (Kabel 1) und Lkw-Fahrerin aus Leidenschaft, erlebt täglich hautnah den emotionalen Wahnsinn auf den Autobahnen im Pott.
Sie spricht von Autofahrern, die sich auf den letzten Drücker in die Abfahrt drängeln – vorbei an ihren 40-Tonner ohne Rücksicht auf Verluste. Ihr Lkw benötigt halt mehr Zeit, um anzufahren. Doch das interessiert nicht jeden. Schnell wird in die Lücke gehuscht.
„Es ist im Moment eine riesige Katastrophe“, sagt die Lkw-Fahrerin aus Bottrop. Mit ihrem 40-Tonner führte in der Vergangenheit der schnellste Weg zum Kunden auch über die A42. Seit Dezember ist damit Schluss für sie und für ihre Kollegen.
Lkw-Fahrerin: „Da braucht man manchmal ein Anti-Aggressionstraining“
Die nervliche Zündschnur der Verkehrsteilnehmer auf Deutschlands Autobahnen ist offensichtlich kürzer geworden. „Man wird angebrüllt, angehupt. Oder es wird der Mittelfinger gezeigt“ sagt die Lkw-Fahrerin. Jeder wird zum Einzelkämpfer. Gina findet: „Es gibt im Straßenverkehr kein Miteinander mehr.“ Die 37-Jährige kann verstehen, dass man generell von den Sperrungen, nicht nur auf der A42, genervt ist. „Auch wir Lkw-Fahrer sind genervt, weil wir gefühlt von einer Baustelle in die nächste fahren.“
Oft zeigt ihr Navigationsgerät an, auf die A2 auszuweichen. „Aber da ist dann auch Stau“, sagt Gina. Der nächste Frust wartet am Ziel. Wenn sie oder ihre Kollegen nicht pünktlich beim Kunden ankommen, ist im schlimmsten Fall dieser auch genervt. Nach dem Entladen geht es für Gina und Co. zurück auf die Autobahn – meistens in den Stau. Mit einem Augenzwinkern sagt sie: „Da braucht man manchmal ein Anti-Aggressionstraining.“