Bottrop. Wochenlang sind Vodafone-Kunden in Bottrop ohne Fernsehen und Telefon. Sie sind frustriert über mangelnden Service und unfähige Techniker.
Anwohner in der Otto-Joschko-Straße fühlen sich von Vodafone verschaukelt. Höflich ausgedrückt. Seit Wochen leben sie ohne Telefon und ohne Fernsehempfang. Beides ist tot. Ihre Erlebnisse erinnern an eine Odyssee in der Servicewüste.
„Ende Oktober fing alles an“, sagt Agnes Wagner. Von jetzt auf gleich funktioniert kein Telefon und kein Fernsehen mehr. Vodafone wird informiert. Ein Techniker kommt raus. Die Anschlüsse werden kontrolliert, Geräte getauscht. Dann läuft beides wieder.
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An den Weihnachtstagen das gleiche Spiel. Nun ist seit Anfang Januar wieder alles tot. Agnes und Herbert Wagner wissen schon gar nicht mehr, wie oft ein Techniker vor Ort war. Ihr Mann muss raten: „Drei- oder viermal?“
Mit den Problemen stehen sie nicht alleine da. Der Gebäudekomplex der Otto-Joschko-Straße 18-22 leidet unter einer Vodafone-Störung. „14 Mietparteien sind betroffen“, erklärt Hildegard Piontek, Vorsitzende des Mieterbeirats.
Otto-Joschko-Straße in Bottrop: Immer wieder kommt eine Vodafone-Störung
Dieter Hannemann ist ebenfalls betroffen. Erst zwei Tage vor Heiligabend fielen das Fernsehen und das Telefon aus, zwei Tage nach Weihnachten war alles wieder normal. Seit dem 10. Januar ist wieder alles tot. Er hat sich inzwischen eine Antenne und einen Receiver auf eigene Kosten gekauft, um zumindest ein paar Programme zu sehen. „Bei mir waren drei Techniker. Jedes Mal ein anderer“, sagt er.
Bei einem Besuch spielt sich eine skurrile Szene ab. Der Techniker wollte den Fehler suchen, sowohl im Keller als auch auf dem Dach. Laut Hannemann wollte der Techniker jedoch nicht auf eine Leiter steigen. Kurzerhand musste der hiesige Hausmeister einspringen und stellvertretend über das Dach krabbeln. Der Störungsfehler wurde trotzdem nicht gefunden.
Hausverwalter MPI ist schon insgesamt 60 Stunden im Austausch mit Vodafone
Andere Anwohner berichten, dass Techniker zwar gekommen, den Fehler jedoch nicht gefunden und deshalb wieder gegangen sind. In einem Fall soll es geheißen haben: „Ich kann nicht so lange bleiben. Ich habe nicht so viel Zeit, ich mache das an einem anderen Tag.“ Passiert ist bis jetzt nichts.
Eigentümerin ist die Stadt Bottrop. Munkert Projekt Immobilien (MPI) aus Essen verwaltet das Gebäude und ist erster Ansprechpartner für die Mieter. Robin Kerber von MPI erklärt, dass man mehrfach, Vodafone über die Probleme informiert habe. „Mehr als 60 Stunden haben wir uns schon mit dem Thema befasst. Wir müssen immer hinterhertelefonieren, immer nachfragen“, sagt er.
MPI sind jedoch die Hände gebunden. Wie die Mieter müssen sie die Hotline wählen. Nachdem sie ihr Anliegen einer Computerstimme geschildert haben, folgen im schlimmsten Falle endlose Minuten in Warteschlangen. Wenn sie einen Menschen am Hörer haben, ist es oft nicht besser. „Dann wissen die Mitarbeiter von nichts“, meint Kerber.
Jedes Mal muss man die Fälle neu schildern. Techniker werden zur Otto-Joschko-Straße geschickt. Laut MPI habe man am vergangenen Freitag per E-Mail mit Vodafone geschrieben. Am Folgetag, dem Samstag, sollte ein Techniker rauskommen und das Problem lösen. Kerber fragte Anfang der Woche die Betroffenen. Tenor: Es kam niemand.
Vorsitzende des Mieterbeirats über Vodafone: „Jetzt können die mich mal gern haben“
Auch die betroffenen Kunden haben über die Hotline bei Vodafone angerufen. Als Vorsitzende des Mieterbeirats hat Hildegard Piontek auch zum Hörer gegriffen. „Eine Computerstimme hat mir gesagt, dass sie mich nicht verstanden hat.“ Dennoch bleibt sie hartnäckig, erklärt noch mal das Problem. Anschließend landet sie in der Warteschleife. „Zehn Minuten habe ich gewartet.“ Dann hat sie entnervt aufgelegt. „Da habe ich mir gesagt: Jetzt können die mich mal gern haben.“
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Piontek beschreibt, wie wichtig Telefon und Fernsehen für die Bewohner im Alltag sind. In den Wohnungen leben ältere Menschen, manche von ihnen seien alleinstehend. Fernsehen sorge für Unterhaltung und Ablenkung. Mit dem Telefon kommunizieren sie mit ihren Liebsten. Jeder der Betroffenen hat einen Vertrag mit Vodafone. Ob sie weiterhin Kunden bleiben, ist unklar.
Störung auf der Otto-Joschko-Straße: Was Vodafone auf WAZ-Nachfrage antwortet
Die WAZ hat bei Vodafone nachgefragt. „Ich kann bestätigen, dass uns am 27. Dezember 2023 Störungen beim TV-Empfang und teilweise auch bei der Internetznutzung im Bereich der Otto-Joschko-Straße 20 gemeldet wurden“, teilt Sprecher Volker Petendorf schriftlich mit. „Über diesen Übergabepunkt werden mehrere Häuser versorgt: Insgesamt 63 Kunden beziehen Kabel-TV und 26 Kunden erhalten Breitband-Internet über diesen Übergabepunkt. Allerdings tritt die Störung nur bei etwa der Hälfte der Mieter auf.“
Der Sprecher schreibt weiter: „Unsere umfangreichen Messungen und mehrere Vor-Ort-Analysen haben ergeben, dass hier keine Netzstörung im Vodafone-Netz vorliegt. Wir übergeben unser Signal in guter Qualität an den Hausübergabepunkt. Die Fehlerquelle liegt in der Hausanlage selbst und in der Inhouse-Verkabelung, über die unter anderem das TV-Signal in die einzelnen Wohnungen weiter transportiert wird.“
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Vodafone bestätigt: „In den letzten drei Wochen fanden mehrere Techniker-Termine statt, um diverse Schäden in der Hausanlage und in der Inhouse-Verkabelung mit vereinten Kräften und mit der engagierten Unterstützung des Hausmeisters zu beseitigen – zuletzt am gestrigen Dienstag. Die Reparaturarbeiten sind weit fortgeschritten, sie müssen aber noch vollendet werden. Daran wird mit Hochdruck gearbeitet.“
Können die Vodafone-Kunden mit einer Entschädigung rechnen? Darauf antwortet der Sprecher des Konzerns wie folgt: „Mögliche Ansprüche von Kunden auf Ausgleichszahlungen für den Zeitraum eines vollständigen Netzausfalls von Internet und Telefonie sind in den jeweiligen Kundenverträgen und im Telekommunikationsgesetz genau geregelt. Ansprüche hat ein Kunde unter bestimmten Voraussetzungen dann, wenn er eine Störung meldet, diese im Verantwortungsbereich des jeweiligen Netzbetreibers liegt und dieser die Störung nicht innerhalb von zwei Kalendertagen nach Eingang der Störungsmeldung behebt. Kunden können ihre Ansprüche gerne bei unserem Kundenservice geltend machen.“