Bottrop. Bankkunden bekommen nach Jahren endlich wieder Sparzinsen. Eine Anlagemöglichkeit lohnt sich dabei besonders, sagt die Bottroper Sparkasse.

Einige Sparkassen im Ruhrgebiet zahlen wieder Zinsen. So auch die Sparkasse in Bottrop. „Es ist schön und gut, dass es wieder Zinsen gibt“, sagt Patrick Hötten, Leiter Vorstandsstab und Kommunikation bei der Sparkasse. In Bottrop ist es eine Zinsstaffelung bei einer Laufzeit von einem Jahr bis zu fünf Jahren. Man beginnt bei 1,5 Prozent und es geht hoch bis 1,8 Prozent.

Bei der Sparkasse Dortmund sind es nach Angaben des Unternehmens 0,3 Prozent für Tagesgeld und zwei Prozent für einen Sparkassenbrief mit dreijähriger Bindung. Am Standort Essen reiche laut Sparkasse der Zinssatz von 0,75 Prozent pro Jahr bei sechs Monaten Laufzeit bis zu zwei Prozent bei zehn Jahren Laufzeit.

Claudia Gieretz, Marktbereichsleitung, und Patrick Hötten, Leiter Vorstandsstab und Kommunikation, von der Sparkasse Bottrop sprechen über wiederkehrende Sparzinsen, Anlagemöglichkeiten und die Inflation.
Claudia Gieretz, Marktbereichsleitung, und Patrick Hötten, Leiter Vorstandsstab und Kommunikation, von der Sparkasse Bottrop sprechen über wiederkehrende Sparzinsen, Anlagemöglichkeiten und die Inflation. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das hört sich alles für Kundinnen und Kunden schön an. Hötten erklärt aber: „Man muss ganz klar sagen, der Realzins ist eigentlich gesunken. Denn die Inflation ist gestiegen.“ Der Experte spricht hier von einer „Realzinsfalle“. Die Inflation ist prozentual höher als die Zinsen, die die Kunden für eine Geldanlage erhalten.

Empfehlung: Strukturierte Anlageberatung mit individueller Laufzeit

Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei knapp 8,6 Prozent. Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins zuletzt auf 2,5 Prozent angehoben. Üblicherweise habe es früher „langsame Kurskorrekturen“ gegeben, meint Hötten. Die Herausforderung, unter anderem für Kreditinstitute und für die Volkswirtschaft, besteht in der Schnelligkeit, in der sehr viele große Schritte getätigt werden. „Wir hatten über Jahre eine geringe Inflation. Hätten wir in jedem Jahr eine Inflation von zwei, drei Prozent, dann wären wir in Summe wahrscheinlich jetzt beim gleichen Preisniveau“, so Hötten. Nur kommt es in sehr kurzer Zeit. Hötten: „Das macht es sehr komprimiert und ist eine Herausforderung für die Menschen und für die Unternehmen.“

„Auch wenn es Zinsen gibt, haben wir die Situation mit der Realzinsfalle“, sagt Claudia Gieretz, Marktbereichsleitung. Ihre Empfehlung: eine strukturierte Anlageberatung mit individueller Laufzeit. Hötten ergänzt: „Sparbuch und Tagesgeld sind valide Formen, um sein Geld zu parken.“

Ein Produkt erlebt bei der Sparkasse eine Renaissance. „Was wir beobachten können, ist ein massiver Anstieg in der Nachfrage nach Bausparen“, so Hötten. „Weil die Zinsen sich noch nicht an das aktuelle Zinsniveau angepasst haben.“ Wie man sein Geld anlegt, ist von vielen Faktoren abhängig. „Wenn zehn Menschen danach gefragt werden, welche Geldanlage für sie wichtig ist, bekommt man zehn verschiedene Antworten“, meint er. „Sicherheit sei für jeden ein individueller Begriff.“

Sparkasse Bottrop: „Inflation spielt in Gesprächen eine umfangreiche Rolle.“

Eine Sache ist jedoch sicher: Die turbulenten Krisenzeiten lassen die Kunden der Sparkasse nicht unberührt. „Man merkt, dass sie sich mehr Gedanken machen“, sagt Claudia Gieretz. Es dreht sich um Fragen wie „Was kann ich von meinem angesparten Geld zur Seite legen?“ „Was benötige ich für Ausgaben?“ oder „Was kann ich zurücklegen für eine mögliche Rückzahlung der Energiekosten.“ Die Marktbereichsleiterin: „Das Thema Inflation spielt in jedem Gespräch eine umfangreiche Rolle. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Preise, aber eben auch wegen der Realzinsfalle.“

Die Anschaffung einer Immobilie ist nach wie vor ein wichtiger Teil der Altersvorsorge. „Daran hat sich nichts geändert“, so Gieretz. Aber: „Die Nachfrage ist von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt.“ Die Sparkasse Bottrop wagt für 2023 einen Blick in die Kristallkugel. Man vermutet, dass die Inflation deutlich höher bleiben wird als in den vergangenen Jahren – schätzungsweise zwischen vier und sechs Prozent.

Volksbank Bottrop rechnet mit moderat steigenden Zinsen

Hohe Inflation, steigende Bauzinsen und Energiekrise. Auch Kundinnen und Kunden der Vereinten Volksbank blicken mit Sorge in die Zukunft. Vier Fragen an Vorstandsmitglied Ingo Hinzmann.

Einige Sparkassen im Ruhrgebiet erhöhen die Sparzinsen. Wie sieht es bei der Vereinten Volksbank in Bottrop aus?

Ingo Hinzmann: Wir sind eine der wenigen Banken, die in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase keine Verwahrentgelte von ihren Privatkundinnen und -kunden genommen haben. Das ist unseren Mitgliedern, Kundinnen und Kunden sehr zugute gekommen. Derzeit analysieren wir die Entwicklung und sind uns sicher, dass mit Blick auf die aktuelle Marktsituation auch unsere Mitglieder, Kundinnen und Kunden von steigenden Zinsen profitieren.

Zu welchen Geldanlagen rät die Vereinte Volksbank?

Man kann diese Frage nicht pauschal beantworten. Wir beraten jedes Mitglied, jede Kundin und jeden Kunden individuell, weil ja jeder Mensch individuell ist in seinen Bedürfnissen. Der eine möchte seinen Notgroschen anlegen, die andere möchte für ihr Alter vorsorgen. Dazwischen gibt es ganz unterschiedliche Mentalitäten und Anlageziele, die wir in einer Beratung zu berücksichtigen haben. Wichtig aber ist, dass wir aktuell trotz steigender Zinsen immer noch eine negative Realverzinsung haben. Das heißt, dass trotz positiver Zinsen das angelegte Geld im Laufe der Zeit weniger wert wird. Die Inflation übersteigt nämlich den Zinsgewinn. In der Konsequenz bedeutet das: In Sachwerte zu investieren – wie Immobilien, Aktien, Fonds und andere Wertpapiere – bleibt weiterhin nicht nur attraktiv, sondern für jedes gut aufgestellte Vermögen notwendig.

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negative RealverzinsungWie beurteilt man die aktuelle Situation am Immobilienmarkt?

Richtig ist, dass die Bauzinsen in den vergangenen zwölf Monaten schnell, eigentlich auch zu schnell gestiegen sind. Historisch gesehen sind wir aber immer noch auf einem Zinsniveau unterwegs, das attraktiv für Investitionen ist. Trotzdem ist es natürlich so, dass weniger Menschen über den Kauf oder Bau einer Immobilie nachdenken bzw. nachdenken können. Das hat auch Folgen für die Immobilienpreise. Hier stellen wir eine Normalisierung fest, also ein Verharren auf hohem Niveau. Schließlich ist das Angebot immer noch eng.

Stichwort: Inflation/ Energiekrise. Wie blickt die Vereinte Volksbank auf 2023?

Zunächst schauen wir einmal auf die Zinsen: Hier gehen wir von weiter, allerdings moderat steigenden Zinsen aus. Bei den Energiepreisen sieht es anders aus, hier erwarten wir leicht fallende Preise. Es greifen erfreulicherweise die Maßnahmen der Politik. Bei der Umsetzung von damit verbundenen Nachhaltigkeitsthemen wie Modernisierung und erneuerbaren Energien stehen wir unseren Mitgliedern, Kundinnen und Kunden mit Beratung, aber natürlich auch mit fairer Finanzierung zur Seite.