Essen. Bei den Sparkassen im Ruhrgebiet zeichnen sich steigende Sparzinsen ab. Was die Kommunalinstitute zahlen, unterscheidet sich von Stadt zu Stadt.
Bei den Sparkassen in der Region zeichnen sich steigende Sparzinsen ab. „Zinsen für Erspartes kommen in diesem Jahr wieder. Erste Sparkassen geben bereits wieder Sparzinsen, weitere werden folgen“, sagt Liane Buchholz, die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, zu dem zahlreiche Institute aus dem Ruhrgebiet gehören. „Noch sind die Zinsen gering, aber mit weiteren Schritten der EZB dürfte sich auch dies ändern.“ Die Leitzins ist Ende 2022 auf 2,5 Prozent gestiegen.
Bei der Sparkasse Bochum liegen die Sparzinsen für das klassische Sparkassenbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist derzeit noch bei 0,01 Prozent, wie das Institut auf Anfrage erklärte. In den vergangenen Jahren sei darauf verzichtet worden, Privatkunden Negativzinsen zu berechnen, betonen die Bochumer in diesem Zusammenhang. „Wir beobachten den Markt sehr genau und passen uns den Marktgegebenheiten an.“
Die Sparkasse Duisburg verweist auf einen Sparkassenbrief mit einjähriger Laufzeit und einer Verzinsung von 1,3 Prozent, der seit Dezember angeboten werde. „Weitere Anhebungen der Zinsen für Spareinlagen sind aus unserer Sicht nur eine Frage der Zeit“, so die Sparkasse. „In unserer Vorstandssitzung am 17. Januar werden wir uns genau mit dieser Thematik ausführlich beschäftigen.“
Zinsen unterscheiden sich je nach Sparkasse
Bei der Sparkasse Essen reicht der Zinssatz der Sparkassenbriefe Unternehmensangaben zufolge von 0,75 Prozent pro Jahr bei sechs Monaten Laufzeit bis zu zwei Prozent bei zehn Jahren Laufzeit. „Selbstverständlich beobachten wir die Zinslandschaft weiter“, wird in Essen betont. In Gelsenkirchen heißt es, das Thema Zinsen für Erspartes sei „im Fokus“. Bei Sparkassenbriefen mit einer langfristigen Bindung würden derzeit in der Spitze Zinsen von bis zu 2,5 Prozent pro Jahr gezahlt. Bei der Sparkasse Dortmund sind es Unternehmensangaben zufolge 0,3 Prozent für Tagesgeld und zwei Prozent für einen Sparkassenbrief mit dreijähriger Bindung.
Die Sparkasse an Volme und Ruhr (ehemals Sparkasse Hagen Herdecke) bietet eigenen Angaben zufolge Sparprodukte mit verschiedenen Laufzeiten oder Kündigungsfristen an, wobei ein garantierter Zinssatz von bis zu zwei Prozent pro Jahr erreicht werden könne.
Bei der Herner Sparkasse deutet sich ebenfalls ein Comeback der Zinsen an. Sollte die EZB an ihrem Kurs festhalten, sei „damit die Richtung für die Entwicklung der Einlagenzinsen vorgegeben“, so die Sparkasse. Die Ausgestaltung der Angebote stehe „auf dem Prüfstand“.
„Die Sparzinsen können die hohe Inflation nicht ausgleichen“, räumt Sparkassen-Präsidentin Liane Buchholz ein. „Faktisch verlieren die Menschen derzeit rund neun Prozent Kaufkraft. Das heißt: Von 100 Euro bleiben am Jahresende 91 Euro übrig.“
Vergleichsportal Verivox sieht steigende Sparzinsen auf breiter Front
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox steigen die Sparzinsen insgesamt auf breiter Front. Bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen laut Verivox im Schnitt aktuell 2,09 Prozent. Anfang August habe der Durchschnittszins noch bei 0,82 Prozent gelegen.
Einige Sparkassen aus dem Ruhrgebiet sehen ein wachsendes Interesse der Kundinnen und Kunden an Wertpapiergeschäft. „In Deutschland gibt es bei vielen Menschen eine gewisse Zurückhaltung, wenn es darum geht, Kapital durch Wertpapiere aufzubauen“, bemerkt Buchholz. „Ich hoffe, diese Haltung ändert sich. Auch 25 Euro im Monat als Investition in Wertpapiere können sich langfristig auszahlen.“