Bottrop. Nach dem Wegfall der Landesförderung sollten die Stellen eigentlich wegfallen. Doch die Politik fand eine neue Lösung. So geht es künftig weiter.

Durch das Bundes- und Landesprogramm „Aufholen nach Corona“ ist es gerade erst gelungen, tatsächlich alle Bottroper Schulen mit Schulsozialarbeitern auszustatten. Diese Unterstützung soll den Schulgemeinden auch nach dem Auslaufen der Förderung zum Jahresende auf keinen Fall wieder genommen werden. Einstimmig sprach sich der Schulausschuss jetzt dafür aus, 330.000 Euro aus städtischen Haushaltsmitteln für das Jahr 2023 zu investieren.

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Das Geld soll dann im kommenden Jahr reichen für die insgesamt 4,5 Schulsozialarbeit-Stellen, die dank „Aufholen nach Corona“ an folgenden neun bislang unversorgten Schulen eingerichtet werden konnten: an den Grundschulen Astrid Lindgren, Konrad, Gregor, Johannes, Richard Wagner und Vonderort sowie an den drei Gymnasien. Es ist die Regel, dass die Schulsozialarbeit an den Bottroper Schulen jeweils mit 0,5 Stellen vertreten ist.

Aufholen nach Corona: Fördersäule fällt Ende des Jahres weg

Dass die Mittel aus „Aufholen nach Corona“ begrenzt sein würden, sei zwar bekannt gewesen, daran erinnerte Schuldezernentin Karen Alexius-Eifert im Ausschuss. Doch offenbar bestand Hoffnung auf eine Fortführung der Fördersäule, aus der die Stadt die „neuen“ Schulsozialarbeiter finanzierte. Alexius-Eifert: „Es wurde seitens der Kommunen gegenüber dem Land darauf gedrängt, dass dieser Baustein fortgeführt wird.“ Vergeblich. Kürzlich erst sei die Stadt darüber informiert worden, dass es an dieser Stelle keine Weiterführung gibt. „Das hat uns etwas überrascht“, so Alexius-Eifert.

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In der Vorlage zum Schulausschuss wurde daher noch davon ausgegangen, dass damit die zusätzlichen Stellen wegfallen müssen. Wodurch besagte neun Schulen wieder ohne Unterstützung in diesem Bereich daständen – oder die verbliebenen Schulsozialarbeiter sich jeweils „dritteln“ und auf alle Standorte aufteilen könnten. Beides keine guten Lösungen, befand man einhellig im Ausschuss.

Karen Alexius-Eifert, Schuldezernentin der Stadt Bottrop
Karen Alexius-Eifert, Schuldezernentin der Stadt Bottrop © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Politik setzt nun aber auf noch vorhandene finanzielle Spielräume im Haushalt. CDU und SPD taten sich zu einem gemeinsamen Antrag zusammen mit dem Ziel, die sonst wegfallenden Schulsozialarbeitstellen über den städtischen Haushalt zu finanzieren. Anträge der Grünen und der DKP zu diesem Punkt gingen letztlich in diesem Vorschlag auf.

Schulsozialarbeit: Beratungsbedarf ist gestiegen

Christina Eiden, Rektorin der Fürstenbergschule und Vertreterin der Grundschulen im Ausschuss, unterstrich die Bedeutung der Schulsozialarbeit. Sie sei an den Schulen eine eigenständige Profession und binde über das Aufbauen von Strukturen sowie Vertrauen oftmals auch Personenkreise an die Schulen, „die sich sonst vielleicht aufgrund eigener Erfahrungen dem System Schule entziehen würden“.

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Schulamtsdirektorin Heike Sulimma berichtete, dass der Beratungsbedarf nicht nur, aber auch wegen Corona stark angestiegen sei – „an allen Standorten“, nicht nur in sozial prekäreren Stadtgebieten. Marianne Dominas, ÖDP-Vertreterin und gleichzeitig Lehrerin, sagte: „Ich habe noch nie erlebt, dass es auch gerade in der Sekundarstufe II so viel Beratungsbedarf gibt wie jetzt.“

Das unterstrich Ingo Scherbaum, Schulleiter des Josef-Albers-Gymnasiums. Mehr Schülerinnen und Schüler bräuchten zum Beispiel auch psychologische Begleitung. Die Schulsozialarbeit leiste wichtige Dienste und sei ein „deutlicher Zugewinn für die Qualität der Arbeit an den Bottroper Schulen.“ Detlef Baier, Leiter der Schillerschule und Sprecher der Bottroper Grundschulen, sprach sich gar für eine Ausweitung der Schulsozialarbeit aus.

Isolierung der Kosten soll geprüft werden

Nun geht es aber erst einmal um die Sicherung des Bestehenden. Geprüft werden soll nach Willen des Ausschusses zudem eine Isolierung der Kosten. Das bedeutet: Die 330.000 Euro könnten möglicherweise dem Bereich der Corona-Folgekosten zugerechnet werden, die vereinfacht gesagt aus dem laufenden Etat herausgerechnet werden dürfen. Eine Hilfe für den Moment – aber eine Belastung für nachfolgende Generationen.

Große Einigkeit herrschte im Schulausschuss darüber, dass eigentlich Bund und Land in der Pflicht wären, weiter Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Dezernentin Karen Alexius-Eifert fasste zusammen: „Das ist wieder eine Situation, wo durch die Landesförderung etwas Sinnvolles angestoßen wurde. Dann funktioniert es – und dann ist die Förderung zu Ende.“