Bottrop. Premiere im September: Für das Musical „Jesus Christ Superstar“ in St. Johannes beginnen die Endproben. So aktuell soll die Inszenierung werden.
Noch sieben harte Wochen dürften es werden, bevor Jesus als Superstar die Boy rockt. Und Pastor Hruschka hat es geschafft: Als wir ihn zuletzt trafen, stand das Casting kurz bevor. Seine Traumrolle: Pontius Pilatus. Ausgerechnet der Besatzer, der laut Bibel Jesus dem Tod überantwort und seine Hände in Unschuld wäscht. Aber bei Clemens Hruschka läuft offenbar nicht nur die rituelle Handwaschung bühnenwirksam ab. „Auch beim Casting, an dem natürlich auch er als Projektleiter teilnehmen musste, hat er sich gegen andere Mitbewerber durchgesetzt - und die waren keinesfalls schlecht“, erinnert sich Markus Psotta.
Das Casting für die Hauptrollen war ein Marathon mit über 60 Interessierten
Als Regisseur gehört er natürlich dem Auswahlgremium für das Musical „Jesus Christ Superstar“ an. Auch Elisabeth Otzisk als musikalische Leiterin und Tobias Kubiczek, der als Jesus von Anfang an gesetzt war, da er die Rolle nach zahlreichen Aufführungen - wenn auch in anderer Inszenierung - quasi im Schlaf abrufen kann, hat ein Wörtchen mitzureden. Das Casting sei bereits ein echter Marathon gewesen, sagt Markus Psotta. 50, 60 Bewerberinnen und Bewerber, die alle ordentlich etwas drauf gehabt hätten, in verschiedenen Szenen zu sehen und dann auszuwählen: „Das ist nicht ohne, auch wenn es Spaß macht“, so Psotta.
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Der Regisseur, der eigentlich im Hauptberuf als Banker arbeitet, ist seit seiner Jugend mit dem Musical-Fieber infiziert. Von 1995 bis ‘97 spielt und singt er den Straßenjungen Gavroche in „Les Misérables“ und seither hat ihn das Theater nicht mehr losgelassen. Seine Frau Patricia Psotta ist die neue Maria Magdalena in der Boy. Ihr musikalischen Wurzeln liegen in der Bottroper Musikschule. Sie entstammt der „Gesangsschmiede“ von Elisabeth Otzisk und übernimmt zum Beispiel im Niebuhrg-Theater im benachbarten Oberhausen regelmäßig Musicalrollen.
Aufbauten und Podeste erweitern den Altarraum für die Aufführungen
Auch Petrus, der standhafte Jünger, in Gestalt von Andreas Döweling hat sich zur Probe eingefunden. Ebenso die Chorsängerinnen Lydia und Domenica. Denn der Chor hat schließlich eine anspruchsvolle Aufgabe einschließlich Tanzeinlagen zu bewältigen. Und das alles im begrenzten Altarraum der Johanneskirche, im dem höchstens das Lesepult zu verrücken ist. „Wir arbeiten mit seitlichen Aufbauten und Podesten, denn schließlich soll das Publikum weiter hinten auch noch gute Sicht haben“, so Markus Psotta.
Im anderen Raum der multifunktional umgebauten Johanneskirche sitzt das Kostüm-Team um Christina Riedel über Stoffen und Entwürfen, die längst noch nicht bühnenreif sind. So viel darf sie aber schon verraten: „Es wird keine historisierende Aufführung wie bei einem Passionsspiel.“ Dafür bietet die Partitur von Andrew Lloyd-Webber und die Texte vom Tim Rice genügend Raum für Aktuelles.
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„Nein, es wird keine einfache Nacherzählung der biblischen Geschichte aus der Sicht des Verräters Judas und der neu definierten Rolle der Magdalena“, betont auch Markus Psotta. Es gebe genügend aktuelle Deutungsansätze. Die reichten bis hin zur kritischen Betrachtung der Rolle der sozialen Medien mit dort initiierten Hetzkampagnen oder der Verbreitung von Fake News, durch heute die „Volksmeinung“ oder das Handeln eines Pilatus beeinflusst werden könne.
Dass einige Apostelrollen von Frauen übernommen werden, hat in diesem Fall nichts mit aktuellen innerkirchlichen (Frauen)-Bewegungen zu tun. „Wir haben im Ensemble einfach zu wenige Männer“, so der Regisseur. Proteste wie bei der deutschen Erstaufführung vor 50 Jahren im damals noch erzkatholischen Münster, die Kritik konservativer Christen in Amerika oder des dortigen Jewish Committee, das in dem Stück Juden erneut als Mörder Christi an den Pranger gestellt sah, sind heute historische Randnotizen. Selbst Rom sah das damals schon gelassener. Auf Radio Vatikan war die Platte bereits in den 70er Jahren zu hören.
Hintergrund und Termine
Vor 50 Jahren fand die deutsche Erstaufführung von „Jesus Christ Superstar“ in Münster statt. In dieser Zeit (1973) wurde auch die neue Johanneskirche in der Boy erbaut.
Der Umbau des Gotteshauses war Anlass für diese erste große musikalische Produktion, die aus der Gemeinde heraus gestemmt wird.
Die Aufführungen sind am 17, 18. und 23. September, jeweils 19.30 Uhr, in St. Johannes, Johannesstraße 34. Karten gibt es bei der Gemeinde. st-johannes-bottrop-by.de.