Bottrop. Beim „Adventstürchen“ öffnete die Gemeinde nun das Portal der Kirche. Die Baustelle und die Zukunft der Kirche interessieren viele in der Boy.

In der Boy öffnen sich zurzeit wieder jeden Abend im Advent festlich geschmückte Türen und Fenster zum begehbaren Adventskalender. Jetzt öffnete sich ein besonderes „Türchen“: Aufgeschlossen wurden die Tore der Gemeindekirche St. Johannes, um den Boyer Katholiken und interessierten Bürgern einen Blick auf die Baustelle zu ermöglichen, die nicht unumstritten war.

Thekenbereich im ehemaligen Eingangsfoyer

Klaus Wehrhöfer, Verwaltungsleiter der Großpfarrei St. Joseph, erläuterte die besondere Aktion, für die man einen nicht vergebenen Adventstürchentermin nutzte. „Es passt super, dass wir den Leuten zeigen können, was inzwischen hier alles passiert ist.“ Im Eingangsbereich des Gotteshauses versammeln sich rund 70 Menschen, mehr als sonst bei den einzelnen Adventstationen. Der Fußboden des Kirchenraumes ist aufgebrochen, überall liegt Schutt herum, in der Mitte steht eine turmhohes Gerüst, die Wände sind mit Planen verdeckt. Bauleiter Klaus Habich zeigte am „Baustellenfenster“ die mit Flatterband markierten Abgrenzungen der Kirche und des Veranstaltungsbereichs mit den abgesetzten Neben- und Gruppenräumen in zwei Etagen sowie dem Thekenbereich im ehemaligen Foyer. Künftig stünden 170 Sitzplätze im Sakralraum zur Verfügung, aber man könne dank der Schiebetüren bei Bedarf noch mehr als 100 Plätze zusätzlich schaffen.

Im Vorraum von St. Johannes drängten sich die Besucher zur kurzen Adventsandacht und ließen sich von Pfarrer Martin Cudak und Verwaltungsleiter Klaus Wehrhöfer den Stand des Umbaus erläutern.
Im Vorraum von St. Johannes drängten sich die Besucher zur kurzen Adventsandacht und ließen sich von Pfarrer Martin Cudak und Verwaltungsleiter Klaus Wehrhöfer den Stand des Umbaus erläutern. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Mit Blick auf die Baustelle ging Pfarrer Martin Cudak auch kurz auf die vergangenen Meinungsverschiedenheiten ein. Manche seien nicht einverstanden gewesen, aber jetzt solle man sehen, was in der Kirche geschehe. Nach einer kurzen Besinnung mit Adventsliedern gab es bei alkoholfreiem Punsch und Plätzchen Gelegenheit zum Austausch.

Viele haben sich mit dem Umbau arrangiert

Viele Gemeindemitglieder haben sich inzwischen mit der Situation arrangiert. Ute Janik war erst skeptisch, aber: „Man muss Neues zulassen. Wir sind die Kirche, nicht das Gebäude.“ Ehemann Willi Janik ergänzt: „Es wird sich einspielen.“ Hennes Schonnefeld weiß, dass man mit der Zeit gehen muss: „Wenn die Besucher weniger werden, brauchen wir auch weniger Platz.“ Ursula Kwasnitza ist noch direkter in ihrer Meinung. „Die Meckerer hätten früher öfter selbst kommen und andere mitbringen sollen, dann wäre die Kirche voll gewesen.“ Bei Elisabeth Lohe sind die Gefühle „zweigeteilt“. Ihr Mann habe die Kirche mit aufgebaut: „Da stecken Erinnerungen drin.“ Skeptische Äußerungen waren jetzt selten. Ein älterer Herr, der seinen Namen nicht nennen wollte, sagte: „Man muss sich fügen. Man hätte vorher fragen sollen, vor dem Umbau.“

Orgel wurde staubdicht verpackt

Klaus Wehrhöfer glaubt, dass sich die Wogen geglättet haben. Einige Leute hätten gemeint, hier würde Kirchenraum zerstört, aber der Gottesdienstbesuch sei eben stark zurückgegangen. Der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand seien der Meinung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, der Architekt des Bistums habe die Gremien mit seiner Idee der Doppelnutzung begeistert. Auch die Gemeinderatsvorsitzende Emilia Liebers stimmt dem Vorhaben grundsätzlich zu. Zwar würde die Kirche kleiner, aber die Vorteile überwögen. Man könne das fehlende Gemeindehaus hier integrieren, es sei praktisch, dass die Veranstaltungen gleich nach der Messe stattfinden könnten. Vor allem gebe es auch den Vereinen und Organisationen die Möglichkeit, sich zu treffen. „Die Gemeinde ist sehr lebendig, aber ohne Räumlichkeiten stirbt die Gemeinde“, ist Liebers überzeugt.

Die Orgel, um die man sich auch viel Sorgen gemacht habe, sei staubdicht „eingehaust“, versicherte der Bauleiter. Der Orgelbauer aus Passau habe das Instrument sicher verpackt, auf die Akustik habe der Umbau keinen Einfluss. Auch außerhalb des Adventskalenders sollen die Türen des Gotteshauses während der Bauzeit geöffnet werden.

Baustellengottesdienste und Ausweichquartiere

Die Gemeinde plant im kommenden Jahr „Baustellengottesdienste“, bei denen der Baufortschritt begutachtet werden kann. Die Gläubigen der Gemeinde St. Johannes besuchen während der Bauphase die Gottesdienste in St. Franziskus in Welheim (So, 11 Uhr), St. Matthias (So, 9.30 Uhr) oder sind für die Vorabendmesse am Samstag, 17 Uhr, zu Gast im evangelischen Paul-Gerhardt-Haus.