Bottrop. Der Umbau der Kirche St. Johannes-Boy war umstritten. Jetzt überwiegt die Freude. Bischof segnete die Räume. Das macht die neue Aufteilung aus.

Hohen Besuch erwartete die Gemeinde St. Johannes-Boy am Sonntag. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zelebrierte den ersten Gottesdienst nach dem Umbau und segnete die neuen Räume des Bottroper Gotteshauses.

Bistumszeit einzigartiges Konzept in St. Johannes-Boy verwirklicht

Bischof Franz-Josef Overbeck zelebrierte den ersten Gottesdienst nach dem Umbau von St. Johannes-Boy und segnete dann die Räume.
Bischof Franz-Josef Overbeck zelebrierte den ersten Gottesdienst nach dem Umbau von St. Johannes-Boy und segnete dann die Räume. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Der Umbau beschert der Gemeinde ein neues Heim als Ersatz für das aufgegebene Schutzengelhaus. Diözesanbaumeister Thomas Tebruck hatte die bistumsweit einzigartige Idee, Kirche und Gemeindeheim zu verbinden als „Alles unter einem Dach“-Variante, die Gemeinde sollte in die Johannes-Kirche „hineingelegt“ werden, um sich „auf das Wesentliche zu konzentrieren.“

Während mehr als die Hälfte des sechseckigen Grundrisses weiter Kirche bleibt, entstanden auf der übrigen Fläche in zwei hellen Stockwerken Gruppenräume, Küche, Toiletten und zwei Säle. Große Schiebetüren, liebevoll Scheunentore genannt, trennen den sakralen Bereich von den Gemeinderäumen. Bei Gottesdiensten stehen 170 Plätze zur Verfügung, bei größerem Bedarf können die Türen geöffnet und so mehr Platz geschaffen werden. Die großen Fenster konnten nach Umgestaltung der ursprünglichen Pläne ebenso erhalten bleiben wie die gereinigte Orgel.

Emotionen in der Bottroper Gemeinde schlugen hoch

Der Umbau der Kirche war schon bei der Planung heftig umstritten und stieß auf erbitterten Widerstand aus Teilen der Gemeinde. „Die Emotionen schlugen hoch, es hat Unfrieden und Streit geherrscht“, sagte Roberto Giavarra, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats. Der Entschluss sei für viele Menschen „schmerzhaft“ gewesen, „viele Tränen sind geflossen.“ Schließlich seien viele Katholiken durch Erinnerungen an kirchliche Ereignisse, wie Taufe, Kommunion oder Heirat, mit „ihrer“ Kirche verbunden. Es habe viele Gespräche und an- und aufgeregte Diskussionen gegeben. Inzwischen hätten sich viele Menschen mit der Situation ausgesöhnt. Auch das Modell und die durch das Kirchenfenster sichtbaren Fortschritte beim Umbau haben wohl dazu beigetragen, so dass Pfarrer Martin Cudak überzeugt ist: „Die allermeisten Menschen freuen sich auf die Kirche und das neue Gemeindeheim.

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Einige der ehemaligen Skeptiker seien mittlerweile Mitglieder der ehrenamtlichen Gruppe, die den Umbau aktiv mit Bauleiter Klaus Habich begleitet habe, berichtet Giavarra. Die Gruppe sei hochmotiviert gewesen, „etwas Neues zu schaffen“. Christoph Westerwinter aus dieser Planungsgruppe hält den Umbau für gelungen, aber „man muss ihn jetzt mit Leben füllen.“ Rosie Koppenhagen war anfänglich auch skeptisch, hat sich aber schon während des Umbaus mit der Veränderung angefreundet: „Das Alte ist geblieben, das Neue ist dazu gekommen.“

Der Kirchen-Standort wird wohl langfristig bestehen bleiben

Den Gemeindemitgliedern sei inzwischen auch bewusst, dass der Standort St. Johannes in die höchste Prioritätsstufe aufgerückt sei und damit langfristig bestehen bleibe, während andere Kirchengebäude geschlossen werden müssten. Bischof Overbeck bezog die Konflikte in seine Predigt ein. Konflikte böten auch Chancen für den Frieden. Es sei Veränderung angesagt gewesen, dann könne man auch einen solchen Ort verwandeln, der dennoch Ort des Gebets und des Gemeindewesens bleibe. Etwas Neues zu wagen, sei ein „Zeichen von Mut“: Im „genialen“ Neubau füge sich das Neue in das Alte ein und böte doch eine neue Perspektive.

Oberbürgermeister Bernd Tischler erinnerte ebenfalls an die Bedenken und den großen Widerspruch, aber inzwischen sei wohl „der Grundstein für die neue Gemeinde gelegt.“ Coronabedingt durften leider nur 40 Gläubige am digital übertragenen Gottesdienst teilnehmen. Die Kirche ist laut Bauleiter Habich technisch auf neuestem Stand, so dass die Gottesdienste zukünftig alle aus St. Johannes gesendet werden können.

Und wenn wieder geselliges Beisammensein möglich ist: Die neue Theke des Gemeindeheims steht jetzt schon bereit.

Budget und Bauzeit eingehalten

Der Umbau der Kirche kostete etwa 1,5 Millionen Euro, rund zwei Drittel davon zahlt die Pfarrei, den Rest trägt das Bistum Essen. Das Budget und die Bauzeit wurden laut Architekt Thomas Tebruck und Bauleiter Klaus Habich eingehalten.Zur Gemeinde St. Johannes gehören auch die Kirchen St. Antonius in der Welheimer Mark, St. Matthias in Ebel und St. Franziskus in Welheim.Weiterhin dürfen auch nur 40 Gläubige an den Gottesdiensten teilnehmen. Den Internetzugang erreicht man über www.st-joseph-bottrop.de