Bottrop. Zum 1. August verdoppelt Versorger Ele die Gaspreise. Alternativen sind vorhanden, aber Fachkräfte fehlen. Was Bottroper jetzt wissen müssen.
Noch ist es Sommer, doch die Gedanken der Bottroperinnen und Bottroper kreisen längst um die Gaspreiserhöhung. Die Energieversorger Emscher Lippe Energie (Ele) erhöht ihre Abschläge bereits zum 1. August. Der Gas-Schock: Die Kosten werden sich verdoppeln. Davon betroffen sind bis zu 4000 Bottroper Haushalte, sagt Ele-Sprecher Peter Efing. Der Preis für Erdgas in der Grund- und Ersatzversorgung wird ab dem 1. August bei 14,45 Cent je Kilowattstunde (kWh) liegen. Der alte Abschlag beträgt 7,26 Cent je Kilowattstunde. So haben Kunden mit durchschnittlichem Gasverbrauch, nach Angaben des Versorgungsunternehmens, monatliche Mehrkosten von über 100 Euro.
Viele Kunden mit Sondervertrag sind nicht von der Preiserhöhung im August betroffen
Der Strompreis erhöht sich um 2,7 Cent pro Kilowattstunde. Ausgeschlossen sind bis jetzt Kunden mit einem Sondertarif. Achtung: Auch diese müssen sich im Laufe der nächsten Monate auf eine Erhöhung einstellen, warnt Efing: „Auch das liegt an der Erhöhung der Einkaufspreise für Gas. Die Mehrheit unserer Stromkunden hat einen Sondervertrag und ist nicht von der jetzigen Erhöhung ab August betroffen.“
Bereits seit Monaten habe es viele Anfragen zum Thema Energieversorgung bei der Ele gegeben. Eine Empfehlung gibt er noch ab: „Bei weiter steigenden Preisen lohnt es sich, den ,Abschlagsairbag’ zu benutzen und die Abschläge zu erhöhen.“
Eine Stimmung der Unsicherheit und vielen Fragen
Die Frage aller Fragen: Wie geht es mittelfristig weiter? Viele Bottroper sind besorgt und fragen bei Innovation City nach. Deren Sprecherin Hannah Lenkeit zeichnet ein düsteres Bild: „Es herrscht eine Grundstimmung der Unsicherheit. Viele wollen unabhängig von Gas und steigenden Preisen werden.“ Ihre Prognose: Die Preise werden weiter ansteigen. Ihre Empfehlung: Wärmepumpen, Solarstecker oder Photovoltaikanlagen. Dazu die gute Nachricht: In Sachen Photovoltaik ist Bottrop wieder Spitzenreiter. Die Stadt vergibt mit ihrer „Solaroffensive“ immer wieder Fördergelder.
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Heizungsmonteure und Nachwuchs fehlen
Viele Bürger wollen weg von der Gasheizung und in stromsparende Heizkörper investieren.Diese müssen dann von Profis eingebaut werden. Das Problem: An allen Ecken und Kanten fehlt es an Heizungsmonteuren. Die Nachfrage ist riesig, kann aber kaum bedient werden: „Unsere Handwerkerkapazitäten sehen sehr schlecht aus. Das Angebot steigt und von überall her kommen Leute zu uns“, so Sanitärmeister Wenzel von Sanitärtechnik Felske. Der Trend gehe immer weiter weg von der Gasheizung. Dazu gebe es viele Alternativen: Kohle, Öl, Wärmepumpen oder eben alles „was Energie macht“, sagt Wenzel. Aber Vorsicht: Wärmepumpen sind nicht für jedes Haus geeignet: „Besonders alte Häuser müssen erst ausreichend gedämmt werden. Ansonsten wird das Eigenheim nicht ausreichend warm. Oft ist der Aufwand für den Umbau höher als die vorherigen Energiekosten. Da muss gefragt werden: Wird mein Gebäude dadurch warm und lohnt es sich?“
Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel: Für den Beruf gibt es kaum noch Bewerber, die eine solche vorhandene Lücke stopfen könnten. Der Nachwuchs fehlt und die Heizungsfirmen platzen mit Anfragen aus allen Nähten. „Es ist total schwierig, gutes und qualifiziertes Personal zu finden“, so Wenzel.
„Jeder zweite Anrufer fragt, wo seine Ware steckt“
Dieses Bild kann auch Jörg Böhm von der Firma „Power-Tox“ des Heizungsbauer Frank Kien bestätigen: „In der Firma ist es total stressig. Entweder sind Monteure im Urlaub oder krank und wir sind teilweise alleine. Jeder zweite Anrufer fragt, wo seine Ware stecken würde, da die Lieferzeiten sehr lang sind.“ Auch hier sei die Handwerkerkapazität vollkommen ausgereizt. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
Die Verbraucherzentrale Bottrop hat eigens für das Thema Informationen auf ihrer Homepage hochgeladen. Denn: Auch hier wird viel nachgefragt. Und die Spitze kommt erst noch, ahnt Beraterin Claudia Berger: „Viele Rechnungen kommen erst im September. Viele Verbraucher sind bei der Ele, wo es noch am preiswertesten ist. Da tun die Strompreis-Erhöhungen noch nicht weh.“
Verbraucherzentrale: Frühzeitiges Reagieren ist wichtig
Die meisten Bottroper wenden sich erst an die Verbraucherzentrale, wenn es fast zu spät ist und die Rechnungen nur noch schwer oder gar nicht mehr zu bezahlen sind. Deswegen versucht das Team rund um Claudia Berger, schon frühzeitig präventiv zu arbeiten.
Zwei Themen werden heiß diskutiert, Beratungen sind ausgebucht: Heizungstausch und Maßnahmen für Hausbesitzer. „Hier laufen die Telefone heiß“, sagt Berger. Viele wollen ihre Heizung austauschen und informieren sich über andere Möglichkeiten wie Solarstecker auf dem Balkon.
Kaminholzverkauf am Heidhof startet im September
Der Regionalverband Ruhr (RVR) verkauft Kaminholz am Heidhof. Der Verkauf beginnt am 23. September, sagt RVR-Sprecher Jens Hapke. Verkauft werden die gleichen Mengen wie im Vorjahr.
Verkaufszeiten ab 23. September: Jeden Freitag von 13 bis 16 Uhr, ab Oktober zusätzlich jeden ersten und dritten Samstag von 10 bis 13 Uhr. Verkauf nur solange der Vorrat reicht, Vorbestellungen und Lieferungen sind nicht möglich. Die Preise werden Anfang September bekanntgegeben.
Für die Abholung von Kaminholz wird die Nutzung der Heidhofstraße für An- und Abfahrt zum Kaminholzplatz an den Verkaufstagen erlaubt. Ansonsten ist die Zufahrt untersagt.
Zehn Tipps zum Energiesparen:
- Unnötige Stromfresser abschalten.
- Auf andere Energien umsteigen.
- Fenster und Türen dicht halten.
- Heizkörper freihalten und entlüften.
- Das eigene Verhalten überdenken.
- Heizanlage optimal steuern und auf’ den Thermostat achten.
- Niemals ganz aufhören zu heizen.
- Temperatur konstant halten.
- Stoßlüften.
- Nicht zu stark heizen.
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