Bottrop. Erbittert gestritten hat die Gemeinde St. Johannes in der Boy um die Kombination von Kirche und Gemeindezentrum. So sieht das Ergebnis aus.
Die umgebaute Kirche St. Johannes Boy strahlt inzwischen komplett im neuen Glanz. Nach der Segnung der Räumlichkeiten durch den Essener Bischof Overbeck im März dieses Jahres fanden zwar die Gottesdienst dort wieder regelmäßig statt, aber durch die Einschränkungen der Pandemie haben nur wenige Gemeindemitglieder den Umbau „richtig“ besichtigen können. Der Gemeinderat ist stolz auf den Umbau und die Einhaltung der Kosten und Termine und bot den Interessierten am Tag der offenen Tür die Gelegenheit, die Kirche und das eingebaute Gemeindehaus kennen zu lernen.
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Umgesetzt wurde die bistumsweit einzigartige Idee, Kirche und Gemeindeheim als „Alles unter einem Dach“-Variante zu verbinden. Während mehr als die Hälfte des sechseckigen Grundrisses weiter Kirche bleibt, entstanden auf der übrigen Fläche in zwei hellen Stockwerken Gruppenräume, Küche, Toiletten und zwei Säle. Große Schiebetüren, liebevoll „Scheunentore“ genannt, trennen den sakralen Bereich von den Gemeinderäumen. Bei Gottesdiensten stehen 170 Plätze zur Verfügung, bei größerem Bedarf können die Türen geöffnet werden und so mehr Platz schaffen.
„Altes erhalten und Neues dazu gebracht“
Die großen Fenster konnten nach Umgestaltung der ursprünglichen Pläne ebenso erhalten bleiben wie die gereinigte Orgel. Modernste Technik kam zum Einsatz, neben dem Licht kann auch die Audio-, Video- und Datenübertragung per Computer geregelt werden, Liedtexte werden während der Gottesdienste auf den Monitoren angezeigt. Auch die Videoübertragungen der Gottesdienste wurden so gesteuert. Die alten Pendelleuchten wurden auf LED-Technik umgerüstet, die alten Kirchenbänke überarbeitet und aufgehellt.
„Wir haben Altes erhalten und Neues dazu gebracht“, sagt Michael Bautz vom Kolpingvorstand. Ehefrau Regina vom Gemeinderat ergänzt mit den Grundgedanken der Planungsgruppe um Bauleiter Klaus Habich: „Wenn man aus Altem etwas Neues macht, muss man etwas wieder erkennen, die Menschen sollen das Gefühl der Heimat haben.“
Es gab erbitterten Widerstand
Dieser Heimatverlust war für einige Gemeindemitglieder der Grund für erbitterten Widerstand gegen den Umbau, inzwischen haben sich aber die Wogen geglättet. Die Scheunentore haben nach Pastor Clemens Hruschka auch Symbolcharakter: „Das Trennende kann auch das Öffnende sein:“ Inzwischen gebe es von vielen Seiten Zuspruch, betont Pastor Hruschka. Den Gläubigen sei inzwischen auch bewusst, dass der Standort St. Johannes in die höchste Prioritätsstufe aufgerückt sei und damit langfristig bestehen bleibe.
Die Gemeindereferentin i.R. Renate Hain gehörte zu den Skeptikerinnen und hat sich sogar mit einem Brief an den Bischof gewandt. „ Ich war traurig und nicht mit dem Umbau einverstanden.“ Nach der Fertigstellung findet sie „ die Lösung ganz toll, weil wir wieder ein schöne Möglichkeit zur Versammlung haben.“ Auch Reinhold Suchanek war kritisch eingestellt, sah die Räume zum ersten Mal und ist jetzt sehr zufrieden mit dem Umbau.
Pastor Hruschka freut sich, dass das Gemeindeleben nach der Pandemie langsam wieder in Schwung kommt, es gebe verstärkt Anfragen. Der Saal ist für (fast) alle Arten von Feiern anzumieten und bietet bis zu 90 Personen Platz, die Theke mit Zapfanlage wurde von Gemeindemitgliedern in Eigenregie gebaut. Beim „Johannes-Stammtisch“ treffen sich Dienstags inzwischen wieder rund 15 Leute, reden über „Gott und die Welt“, oder schauen auf dem großen Monitor gemeinsam Fußball.
Budget und Bauzeit eingehalten
Der Umbau der Kirche kostete etwa 1,5 Millionen Euro,. Rund zwei Drittel davon zahlt die Pfarrei, den Rest trägt das Bistum Essen. Das Budget und die Bauzeit wurde laut Bauleiter Habich eingehalten Auch die Parkplätze und die Außenanlagen sind mit Hilfe von Pflanzenspenden der Gemeindemitglieder fertig gestellt.
Im Gemeindesaal stellt zur Zeit die Bottroperin Monika Urban ihre selbstgemalten Ikonen aus, die nach festen Vorgaben und Vorlagen entstehen. Die Verkaufserlöse gehen an die Caritas-Werkstätten in Bad Sinzig, die schwer bei der der Flutkatastrophe geschädigt wurden.