Bottrop. Corona, positive und negative Entwicklungen in der City, Planungen für die Bergbauflächen: Das waren die wichtigsten Themen 2021 in Bottrop.
Die Auswirkung der Coronapandemie war auch in Bottrop das bestimmende Thema des Jahres. Doch neben der Ausbreitung des Virus und der Impfkampagne gab es in diesem Jahr spannende Entwicklungen in unserer Stadt. Ein Überblick der wichtigsten Themen 2021.
Corona schränkt Bottrop das zweite Jahr in Folge massiv ein
Rund 8500 Infizierte, zehntausende Quarantäne-Anordnungen, 142 Tote: Das ist die Bilanz aus nun fast 22 Monaten Corona-Pandemie in Bottrop. Allein in diesem Jahr steckten sich gut 5700 Bottroperinnen und Bottroper mit dem Virus an, starben 111 Menschen in der Stadt mit einer Covid-Infektion.
Während zu Beginn des Jahres die Sieben-Tages-Inzidenzen in Bottrop auf einem hohen Niveau von rund 200 lagen, beruhigte sich die Lage ab Februar, verschlechterte sich aber wieder zum Mai. Im Sommer schien das Virus zum Erliegen gekommen zu sein. Im Juni und Juli gab es über Wochen fast keine Neuinfektionen, erst Anfang November stieg die Sieben-Tages-Inzidenz wieder über 100 – und sank nicht mehr unter diesen Wert.
Trotzdem: Bottrop lag durchgehend unter den Städten in der Region, die am besten durch die Pandemie gekommen sind, die Neuinfektionsquote lag fast durchgehend unter dem NRW-Schnitt.
2021 stand aber nicht nur im Zeichen der Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch der Bekämpfung. Am 8. Februar wurde der erste Bottroper im Impfzentrum am Südring mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer immunisiert. Bis heute sind über 243.500 Impfspritzen in der Stadt gesetzt worden – im Impfzentrum, von Ärzten, bei mobilen Aktionen.
Bottrop war während der gesamten Impfkampagne eine der erfolgreichsten Städte in Nordrhein-Westfalen, hat eine Impfquote wie kaum eine andere Stadt des Landes. Über 50.000 Menschen sind bereits in Bottrop geboostert worden.
Bottroper Innenstadt: Zwischen Entwicklung und Stillstand
Obwohl Corona es weder Gastronomen noch Einzelhändlern leicht gemacht hat, haben zahlreiche Selbstständige gewagt, einen neuen Laden zu eröffnen. Dank des Sofortprogramms Innenstadt ist es Bottrop zudem gelungen, den Leerstand in der City deutlich zu minimieren. Daneben stechen drei Großprojekte in der Innenstadt hervor – mit unterschiedlichem Erfolg.
Viel Gerangel gab es in diesem Jahr um das ehemaligeKarstadt-Gebäude. Gekauft vom norddeutschen Investor Devello tut sich dort seit Monaten nichts. Die Ankündigung, an dieser exponierten Stelle den Discounter Netto anzusiedeln, stieß bei vielen Bürgern und Händlern auf Missmut. Eigentlich hätte der Supermarkt längst eröffnen sollen, doch wie aus der Stadtverwaltung zu hören ist, hatte Devello vor Weihnachten immer noch nicht das nötige Brandschutzkonzept eingereicht, um überhaupt mit dem Innenausbau starten zu können. Ob das noch was wird in 2022?
Etwas optimistischer kann man auf die Entwicklungen im Hansacenter blicken. Der Eigentümer, die Essener Fakt AG, steht in den Startlöchern, um mit dem Umbau zu beginnen. Ein Kino und ein Hotel sollen einziehen, das steht schon seit längerem fest. Zuletzt wurde verkündet, dass mit Noah’s Place eine regionale Gastro-Kette eine Fläche zum Berliner Platz belegen wird, mit weiteren Gastronomen sei man in Verhandlungen.
Jahresrückblicke 2021 für Bottrop:
Doch die Umbauarbeiten sind aufwendig, der Gebäudeteil zum Berliner Platz hin soll aufgestockt werden. Das hat entsprechend Einfluss auf die Statik und muss sorgfältig geplant und geprüft werden. Hinzu kommt: Die Fakt AG setzt an dem Standort in der Innenstadt auch auf Freizeit und Erlebnis. Neben Gastro und Kino planen die Eigentümer Angebote im Bereich der virtuellen Realität – und zwar für die ganze Familie.
Schon weit fortgeschritten sind in diesem Jahr die Arbeiten am ehemaligen RAG-Gebäude, dem neuen Bauknecht-Quartier. Das denkmalgeschützte Haus und der danebenliegende „Neubau“ wurden kernsaniert, die Büroflächen sind vermietet und bald ziehen die ersten Firmen ein. Der zügige Ausbau stimmt optimistisch für die von Bauknecht-Geschäftsführer Garrit Bauknecht angekündigten Pläne, den Gleiwitzer Platz zu einer Art Marktfläche mit gläsernen Pavillons zu gestalten.
Bottroper Klimaschutzprojekt zieht Bilanz – Innovation City erreicht ihre Ziele
Innovation City – zehn Jahre lang hat das Klimaschutzprojekt das die Stadt und deren Entwicklung geprägt. Häuser wurden saniert, es floss viel Geld in Form von Zuschüssen aber auch Privatleute haben kräftig in Klimaschutz investiert. Zum Jahresende 2020 war das Projekt beendet. Mitte 2021 wurde dann endlich die Bilanz veröffentlicht und die wissenschaftlichen Begleiter stellten klar, dass das Projekt sein Ziel so gut wie erreicht hat. Der CO2-Ausstoß im Projektgebiet wurde halbiert. Gleichzeitig hat der Klimaschutz große Investitionen ausgelöst, die in den meisten Fällen den Betrieben vor Ort zugute kamen.
Vor allem die Sanierung der Immobilien hat zu diesem Erfolg beigetragen. 3657 Wohngebäude im Projektgebiet wurden auf den Stand gebracht, dabei lösten Fördergelder in Höhe von 2,7 Millionen Euro einen Invest von rund 20 Millionen Euro vor Ort aus.
Das habe zudem gezeigt, so die Verantwortlichen in ihrer Bilanz, dass Klimaschutz auch ein Wirtschaftsfaktor ist, von dem Unternehmen vor Ort profitieren. Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher drückte es so aus: „Mit Daten aus zehn Jahren können wir jetzt die Beweise liefern, dass sich klimagerechter Stadtumbau positiv auf die gesamte Stadtgesellschaft auswirkt. Es gibt dabei keine Verlierer.“
Auch Oberbürgermeister Bernd Tischler freute sich über den Erfolg des Projektes. Er hob hervor, wie gut es gelungen sei, die Bottroper zu beteiligen und zu überzeugen, in Klimaschutz zu investieren. Dabei hat der OB schon das nächste Ziel vor Augen. Er kündigte anlässlich der Bilanz des Klimaschutzprojektes an, dass Bottrop nun anstrebe, klimaneutral zu werden. Inzwischen gibt es für weitere Stadtteile wie etwa Fuhlenbrock und Vonderort Entwicklungs- und Sanierungskonzepte, in die einzelne Bausteine aus dem Innovation-City-Gebiet eingeflossen sind. Klar ist aber auch: Im Sektor Verkehr besteht Nachholbedarf bei der CO2-Einsparung.
Andere Städte in der Region und deutschlandweit haben sich Bottrop inzwischen zum Beispiel genommen. Der SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty kündigte zuletzt an, das Projekt im Falle eines Siegs bei der Landtagswahl im Mai, auf alle Städte im Land ausweiten zu wollen.
Die Entwicklung auf den Bottroper Bergbauflächen schreitet voran
Die Abrissarbeiten auf dem Prosper-II-Gelände an Prosper- und Knappenstraße schreiten voran, der letzte Schacht auf Prosper-Haniel ist seit wenigen Tagen endgültig verfüllt – zumindest die sichtbare Bergbaugeschichte Bottrops geht immer mehr zurück. Übrig bleiben Flächen, für deren weitere Nutzung eifrig Pläne geschmiedet werden.
Denn Wohn- und Gewerbeflächen in Bottrop sind rar und stark nachgefragt. Doch was lässt sich an welcher Stelle realisieren? Für die Bergbaufläche am Vossundern in Grafenwald zeichnet sich ab, dass dort künftig Wohnhäuser gebaut werden sollen. Andere mögliche Wohnbauflächen im Ortsteil sind umstritten, auf diese Weise könnten Konflikte gelöst werden. Auch ein kleiner Gewerbeanteil – nicht störend – ist angedacht.
Dagegen steht das große Gebiet Freiheit Emscher im Bottroper Süden und Essener Norden. Hier auf den großen Flächen soll sich Gewerbe ansiedeln. Zuletzt haben die beiden Städte gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien (RMI) Mitte Dezember eine Absichtserklärung über die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft unterzeichnet, die die Planungen weiter vorantreiben soll. Über 150 Hektar ehemalige Bergbaufläche soll hier für Wohnen und Arbeiten entwickelt werden. Gleichzeitig muss auch eine entsprechende Infrastruktur mit Straßen, Schienen und Brücken geschaffen werden.