Am Montag wurden im Bottroper Impfzentrum die ersten Impfungen gesetzt. Trotz Schnee und Eis wurden die Termine wahrgenommen. So lief der Start.
Waltraud Albert ist die erste Bottroperin, die im Impfzentrum am Südring die begehrte Spritze gegen das Corona-Virus gesetzt bekommen hat. Gegen 14.10 Uhr war alles gelaufen und sie konnte im Ruhebereich Platz nehmen. „Ich habe nix gemerkt und auf einmal war ich schon fertig“, beschreibt die 84-Jährige die Prozedur aus ihrer Sicht.
Allein die Anfahrt aus der Welheimer Mark sei mühsam gewesen. Zum Glück sei sie gefahren worden, sagt Waltraud Albert. Tochter Beate Hartmann hat das übernommen, und angesichts von Schnee und Eis scherzt sie: „Das war mir egal, notfalls hätte ich sie Huckepack hierher getragen.“ Die Fahrt mit dem Auto war aber dann wohl trotz allem die leichtere Alternative. Auf dem Parkplatz fahren dann auch in regelmäßigen Abständen Privatwagen, Taxen und Krankentransporter vor und bringen die . All das zeigt selbstverständlich auch, wie groß das Bedürfnis ist, sich endlich impfen zu lassen.
Telefonisch hat niemand seinen Impftermin in Bottrop abgesagt
Dabei war Michael Althammer, der organisatorische Leiter des Impfzentrums, anfangs noch besorgt gewesen und hatte Absagen befürchtet. Doch telefonisch sei da nichts gekommen. Zwar habe es morgens eins höheres Anrufaufkommen gegeben, doch das seien vor allem Fragen gewesen, ob das Zentrum denn auch geöffnet habe. Und jetzt, gut eine Stunde nach Öffnung, kann er verkünden dass, bisher alle erschienen sind.
Viele der Über-80-jährigen, die einen Termin am ersten Tag bekommen haben, sind froh und dankbar, nun gegen das Virus geimpft zu sein und hoffen, dass damit ein Schritt zurück Richtung Normalität getan wird. Viele haben Ziele, auf die sie hinfiebern – auch Waltraud Albert. Sie möchte die Hochzeit ihrer Enkelin feiern können. Dreimal schon musste die Feier wegen Corona verschoben werden.
Viele Bottroper Senioren werden von ihren Kindern begleitet
Was beim Blick in die Ruhezone auch auffällt: Viele Senioren sind nicht allein gekommen, haben von der Möglichkeit, eine Begleitperson mitzubringen, Gebrauch gemacht. Meist sind es die Kinder, die ihre betagten Eltern begleiten. „Dass so viele diese Möglichkeit nutzen, hat uns jetzt doch überrascht“, sagt Althammer. Doch zumindest am ersten Tag - 80 Termine sind angesetzt - verläuft sich das alles in der ehemaligen Lagerhalle.
Zu den ersten, die geimpft wurden, gehört auch Elfriede Reichl. Sie lobt die Organisation im Impfzentrum, man sei hervorragend geleitet worden. Vom Eingang ging es zum Wartebereich, wo Einwilligungserklärung und Patientenauskunft ausgefüllt wurden. Es folgte das Gespräch beim Impfarzt und dann der Gang in die Impfkabine. Einzig die Terminbuchung im Vorfeld sei schwierig gewesen. „Das war ja fast wie ein Sechser im Lotto“, freut sich die 88-Jährige über ihren Termin. Dem Enkel sei es gelungen, den zu ergattern.
Angekündigte schriftliche Terminbestätigung ist nie angekommen
„Er hat es gleichzeitig auf allen Kanälen versucht“, beschreibt Tochter Birgit Delfs dessen Bemühungen. Ein kleines Fragezeichen gab es am Ende dann doch noch, berichtet sie. Die angekündigte schriftliche Bestätigung des Termins sei nie angekommen. Zum Glück habe es im Impfzentrum aber eine Liste gegeben, auf der auch ihre Mutter vermerkt war.
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Die chaotische und wenig nutzerfreundliche Vergabe der Termine über die Kassenärztliche Vereinigung und die daraus resultierenden Probleme auch für das Impfzentrum selbst hatten der ärztliche Leiter, Dr. Harald Hofer, und Michael Althammer im Vorfeld bereits kritisiert. All solche Dinge führten letztlich bei allen Beteiligten zu Verunsicherungen.
Leiter des Bottroper Impfzentrums rechnet mit 7000 über-80-Jährigen
Trotzdem: Am Montag lief zunächst einmal alles nach Plan. Davon überzeugte sich auch Oberbürgermeister Bernd Tischler, der zum Auftakt ebenfalls vor Ort war. Auch das Stadtoberhaupt ist froh, dass der Betrieb im Impfzentrum endlich läuft. „Das ist ein Meilenstein im Kampf gegen das Virus“, so die Überzeugung des OB.
Ausgefallene Termine am Dienstag nachholen
Sollten Impfberechtigte ihren Termin witterungsbedingt nicht wahrgenommen haben, so können sie stattdessen am Dienstag, 9. Februar zum Impfzentrum kommen. Darauf weist die Kassenärztliche Vereinigung Westfallen-Lippe hin. Die Impflinge sollten dann zu derselben Uhrzeit wie für Montag kommen, so der Hinweis. Im Ruhebereich werden die geimpften Bottroper von Sanitätern des Roten Kreuzes betreut. Die achten etwa darauf, ob nach der Impfung Probleme auftreten. Dafür habe das DRK eigens Mitarbeiter eingestellt, sagt Vorstand Benedikt Böhm-Eichholz. Denn das Impfzentrum ist an sieben Tagen in der Woche geöffnet - zunächst nur nachmittags, ab 1. März voraussichtlich auch vormittags. „Allein mit ehrenamtlichen Kräften ist das nicht abzudecken.“
Rund 8500 Über-80-Jährige sind in Bottrop impfberechtigt. Abzüglich derjenigen, die in Pflegeheimen leben und dort bereits immunisiert wurden, schätzt Althammer, dass rund 7000 Bottroper der höchsten Impfpriorität sich ihre Spritze am Südring setzen lassen dürfen. Bis Ende Mai soll das passiert sein, so die Vorgabe des Landes. Althammer hält das für ein realistisches Ziel.
Am Mittwoch trifft dort auch der Astrazeneca-Impfstoff ein, der derzeit nicht an Über-65-Jährige verabreicht wird. „Ab Donnerstag impfen wir dann auch damit, hauptsächlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten und andere Beschäftigte, die zur höchsten Priorität gehören.“