Bottrop. Zwischen Lockdown und Hoffnung: Das haben Gastronomen und Händler nie erlebt. 2021 wagten dennoch einige, in Bottrop ein Geschäft zu eröffnen.

So eine Situation, wie die Coronaeinschränkungen in den vergangenen 20 Monaten, haben Gastronomen und Einzelhändler noch nie erlebt. In diesem Wechselbad zwischen Lockdown, Hoffnung und erneuten Beschränkungen haben es 2021 dennoch einige gewagt, in Bottrop ein Geschäft neu zu eröffnen.

„Royal Donuts“: Krapfen in vielen Variationen am Pferdemarkt

Als der Lockdown noch im vollen Gange ist, planen Savina und Nitin Gawdi, ihren „Royal Donuts“-Laden in der ehemaligen „Stadtküche“ von Mengede am Pferdemarkt zu eröffnen. Die Franchise-Filiale des in Köln ansässigen Unternehmens ist in kaum einer Stadt nicht vertreten. Am 27. Februar ist es soweit: Die Beiden, die als Supervisor am Düsseldorfer Flughafen arbeiten, eröffnen ihren eigenen Laden – und der Andrang nach den süßen Krapfen in vielen Variationen ist sogar so groß, dass der Kommunale Ordnungsdienst auf die Einhaltung der Coronaregeln achtet.

Modehaus Sinn eröffnet im alten Mensing-Haus

Als die Geschäfte wieder öffnen dürfen, geht ein Großer an den Start: Das Modehaus Sinn eröffnet im ehemaligen Mensing-Haus und sorgt so dafür, dass ein breites Oberbekleidungsangebot in der Stadt und am traditionellen Modestandort erhalten bleibt. Zuvor hatte Sinn die ehemaligen Mensing-Filialen in Bottrop und der Region übernommen. Im März beginnt der Ausverkauf bei Mensing, bevor einige Wochen später das Haus als Sinn-Filiale neu eröffnet.

Im März wird aus Mensing Sinn: In der Übergangsphase legt selbst die neue alte Geschäftsleiterin Marion Schnippert Hand an und prüft, ob die neue Kollektion auch sitzt. Mit der Neueröffnung bleibt an der alten Adresse ein wichtiger Modestandort in der City erhalten - und auch die Jobs der Mitarbeiterinnen.
Im März wird aus Mensing Sinn: In der Übergangsphase legt selbst die neue alte Geschäftsleiterin Marion Schnippert Hand an und prüft, ob die neue Kollektion auch sitzt. Mit der Neueröffnung bleibt an der alten Adresse ein wichtiger Modestandort in der City erhalten - und auch die Jobs der Mitarbeiterinnen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im „Moon Tea“ blubbert jetzt Bubble-Tea auf der Hochstraße

Wie Royal Donuts setzt auch Moon Tea auf das, was gastromäßig gerade „in“ ist. Auf der Hochstraße 33 lassen es Hau Tran und seine Tochter Linh seit Mai sprudeln – besser: blubbern. Sie bieten den Bottroperinnen und Bottropern Bubble Tea an. Hau Tran ist Inhaber, seine Tochter hat Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Modemanagement studiert.

Während verschiedener Auslandsaufenthalte in Asien ist sie auf den Geschmack gekommen. Bubble Tea erlebt in Deutschland wieder „einen Boom“, wie Linh sagt. Moon-Tea-Filialen der Familie gibt es bereits in Mülheim und Bochum.

Bubble-Waffeln und vieles mehr gibt es im „Golden Café“ an der Gladbecker Straße

Wenn es schon Bubble-Tea gibt, muss es auch auch auf der Waffel blubbern. Bubble-Waffeln, eine Spezialität, die ursprünglich aus Hongkong stammt, bietet Ewa Sliwka seit dem Sommer an der Gladbecker Straße 8 gegenüber dem Torbogenhaus an.

Aber der eigentliche Schwerpunkt des gemütlichen und lichtdurchfluteten Golden Café liegt seit Juli auf Kaffeespezialitäten und vielen selbst gebackenen Kuchen. Ewas Ehemann Michael hat das ehemalige Fotostudio in ein schmuckes Café verwandelt, das zum Beispiel bei der Kaffeeauswahl auf fair und nachhaltig setzt. Und: Frühstück serviert Ewa Sliwka übrigens auch.

Der „Concept-Store by Thomas Albrecht“ – ungewöhnliche Wohnideen an der Poststraße

Auch im nicht-kulinarischen Bereich hat sich etwas getan. Oft flauschig, bunt aber auf jeden Fall gemütlich und stylish geht es zu im Concept-Store AK1 by Thomas Albrecht an der Poststraße/Adolf-Kolping-Straße 1. Und es muss ja nicht gleich der mit farbigem Fell bezogene Kühlschrank sein. Thomas Albrecht, Kürschnermeister und bekennender Bottroper, produziert seinem Betrieb in Gladbeck Wohnaccessoires, Möbel und andere Dinge, die die eigenen vier Wände verschönern und durchaus auch extravagant daherkommen können.

Dabei ist Albrechts ungewöhnliches Geschäft durchaus auch als Kontrapunkt zu Ein-Euro-Läden und Co. zu verstehen. Ein weniger flauschiger Hit: Gobelin-Bilder aus einer belgischen Manufaktur. Wichtig zu wissen: Pelze, die nicht Webpelz sind, stammen bei Thomas Albrecht aus der Nahrungsmittelproduktion, wurden also nicht eigens erlegt. Die Poststraße hat im Juni auf jeden Fall einen Hingucker mit Gebrauchswert im Alltag bekommen.

Bottrops erster veganer Supermarkt geht auf der Hochstraße an den Start

Ebenso neu für Bottrop ist der erste vegane Supermarkt der Stadt. „Just VGN“ heißt das Geschäft, das Stefan Wollenberg und Partnerin Julia Kubik – auch mit Hilfe der Leerstandsoffensive der Wirtschaftsförderung – nur einen Steinwurf entfernt vom Concept Store auf der anderen Seite des Kirchplatzes an der Hochstraße seit August betreiben.

Nicht nur vegan, sondern zum großen Teil auch nachhaltig produziert und fair gehandelt sind die Produkte in Stefan Wollenbergs erstem veganen Supermarkt in Bottrop.
Nicht nur vegan, sondern zum großen Teil auch nachhaltig produziert und fair gehandelt sind die Produkte in Stefan Wollenbergs erstem veganen Supermarkt in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Es gibt nahezu ein komplettes veganes Sortiment. Wer sich vegan ernähren will, der finde hier alles nötige, so die Gründer. Dabei setzen sie auch auf Beratung beim Vegan-Einstieg und wo es geht auf Nachhaltigkeit. Es gibt immerhin sogar Produkte, die es nicht im Internet, sondern nur stationär gibt. Für die veganen Riegel und Co. der englischen (!) Firma „Love raw“ kommt die Kundschaft sogar aus der Region nach Bottrop.

Wo einem die Kartoffel spanisch vorkommt: das „Fritas natural“ an der Hansastraße

Nicht immer vegan aber auch lecker sind die Kartoffelspezialitäten, die das „Fritas natural“ an der Hansastraße 4 seit September anbietet. Şerif Kiliç hält dort in Sachen Imbiss die spanische Flagge hoch mit Kartoffeln in vielen Varianten.

Und wenn es doch etwas Süßes sein soll, dann gibt s die berühmten, nicht unbedingt fettfreien, Churros. So wird er dann auch dem Schild über dem Eingang gerecht, das „Patatas & Churros“ verspricht – authentisch und immer hausgemacht, liest man weiter.

Käse und Döner muss kein Widerspruch sein – „Käbab“ am Altmarkt machts vor

Fast zeitgleich eröffnet am Altmarkt ein Imbiss der anderen Art. „Käbab“. Nein, das ist nicht die Bottroper Aussprachenvariante eines traditionellen türkischen Schnellgerichts. Im neuen Laden am Altmarkt (neben Lelgemann) spielt flüssiger Käse neben Fleisch, Brot und Salat eine wichtige Rolle. Und irgendwie scheint Bottrop auf diese Idee gewartet zu haben.

„Käbab“-Chef Denis Bektesi berichtet gegenüber der WAZ von Warteschlangen bei der Eröffnung. Seitdem überschlagen sich bei Google die Bewertungen mit Lob – und der immer noch lebhafte Besuch scheint zu versprechen: Dieser Imbiss bleibt.

Bottroper Gin aus Wien und Botschaft der Eloria-Erlebniswelt: der Eloria-Shop in der City

Der Bottroper Gin stammt zwar aus einer Wiener Manufaktur, doch dafür hat den schönen Namen „Kawenzmann“ – nicht nur dicke Bottroper wissen, wofür das steht. Den gibt’s im neuen Eloria-Shop an der Hansastraße 12, seit September gewissermaßen die innerstädtische Außenstelle der neuen Eloria-Erlebniswelt im ehemaligen Grusellabyrinth auf Prosper II.

Einen eigenen Eloria-Gin gibts dort ebenfalls neben einer ganzen Reihe süßer Snacks oder auch speziellem Salz. Außerdem hat dort auch die Stadt eine Nische – mit Bottrop-Souvenirs und Infos, aber leider keinem Kartenverkauf für Veranstaltungen, eingerichtet.

Italienisches Flair an der Peterstraße: Das „N7 - Ristorante-Pizzeria“

Vor zwei Monaten bekommt die Restaurant-Szene noch einmal Zuwachs. An der Peterstraße 7 eröffnen Michele Giorgi, Thomas Ziolkowski und Piergiorgio Romeo mit dem „N7“ ein italienisches Ristorante, das aber natürlich die klassische Pizza nicht von der Karten verbannt. Ein echter Familienbetrieb, denn Thomas Ziolkowski - übrigens Eishockey-Profi früher in Polens Nationalmannschaft, heute bei den Essener Moskitos – ist mit einer Cousine von Michele Giorgi verheiratet. Für ihn ist das N7 ein zweites Standbein.

Bei Familientreffen in Süditalien entsteht die Idee für ein Ristorante in Bottrop. Und vielleicht soll das dominierende Rot und Weiß der Inneneinrichtung im N7 an die polnischen Nationalfarben erinnern. Derzeit sind Ferien, ab 6. Januar heißt es wieder „Buon appetito“.

Andrea Kaleske zieht mit ihrem Damenmodegeschäft nicht nur Frauen aus der Boy an

Beim Blick in die Vororte entdecken wir „Kaleskes Damenmode & mehr“ in der Boy. In der Jahresmitte wagte Andrea Kaleske, die früher große Läden managte, den Sprung in die Selbstständigkeit und übernahm von Jutta Holleck, die in den Ruhestand ging, deren Boutique Passepartout. Ausgefallenes, Modisches: Warum soll frau mit größeren Größen nicht schick aussehen, so Kaleskes Motto an der Johannesstraße 7.

Andrea Kaleske im Juni 2021 in ihrer neu eröffneten Boutique „Kaleskes Damenmoden & mehr“ in der Boy. Auch sie hat sich trotz Corona in die Selbstständigkeit gewagt.
Andrea Kaleske im Juni 2021 in ihrer neu eröffneten Boutique „Kaleskes Damenmoden & mehr“ in der Boy. Auch sie hat sich trotz Corona in die Selbstständigkeit gewagt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die „Wöller Storwe“ ist wieder neu erwacht

Gute Nachricht aus Grafenwald: Nach über zwei Jahren Leerstand hat Corinna Sogemeier die alte „Wöller Storwe“ im letzten Monat neu eröffnet. Sicher eine gute Ergänzung zur Veranstaltungstechnikfirma ihres Mannes Niels, der auch organisierte Planwagenfahrten anbietet. Vor allem aber haben die Wöller am Prozessionsweg 3 wieder eine Adresse für frisch Gezapftes und allerlei Dorfschnack.

Falls wir eine Neueröffnung vergessen oder gar nicht berichtet haben, schreiben Sie gerne an redaktion.bottrop@waz.de.