Bottrop. Am Mittwoch eröffnet das ehemalige Modehaus Mensing als Sinn neu. Letzte Vorbereitungen laufen. Ab Montag ist Live-Shopping wieder verboten.

Wo Sinn drin ist, steht jetzt auch Sinn drauf. Ab heute ist Mensing auch optisch Vergangenheit. Über den Eingängen, auf Schildern und Tüten prangt nun der - zumindest für Bottrop - neue Händlername: „das macht SINN“. Es ist schon ein Kraftakt, was alle bis zum späten Dienstag und ab dem frühen Mittwoch dort leisten. Vom obersten Chef bis zu den langjährigen Mitarbeiterinnen und Helfern sind alle da. Innerhalb eines einzigen Schließtages muss altes und vor allem neues Sortiment sortiert, alles harmonisiert und vor allem kundenwirksam präsentiert sein. Kisten und Trolleys mit Bügeln, Regale müssen aufgefüllt werden, Kleiderständer, unzählige Pullis, Hosen, Hemden, Sakkos, Neues für Frühjahr und Sommer muss an Ort und Stelle sein, wenn Mittwochmorgen um 9.30 Uhr die Pforten öffnen.

Ran an die Pupen: Filialleiterin Marion Schnippert, packt vor der Sinn-Neueröffnung mit an, wie das gesamte neue alte Tam auch.
Ran an die Pupen: Filialleiterin Marion Schnippert, packt vor der Sinn-Neueröffnung mit an, wie das gesamte neue alte Tam auch. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der neuerliche Corona-Bremse hängt wie ein bleierner Schatten über allem. Auch wenn das Team um Storeleiterin Marion Schnippert freundlich wie immer lächelt während alle Hände voll zu tun haben. Vier Tage öffnen, 80 Kunden dürfen gleichzeitig rein. Dann kommt der nächste Lockdown. Am 19. April könnte es wieder weitergehen. Sinn-Chef Friedrich Göbel, der derzeit in allen ehemaligen Mensing-Häusern Dauergast ist, ist stinksauer, vor allem natürlich auf die Politik, die viele Branchen Richtung Ruin treibt. „Die meisten Coronamaßnahmen lassen sich nicht mehr nachvollziehen, verantwortungsvolles Handeln geht anders“, so der Unternehmer und weist zugleich darauf hin, wie vernetzt allein seine Branche ist. Viele Lieferungen kämen nicht an, selbst Stahl für die Beschilderung sei nicht zu bekommen, man müsse bei vielem improvisieren, was eigentlich so überhaupt nicht sein müsste.

Sinn-Chef Friedrich-Wilhelm Göbel ist kurz vor der Neueröffnung selbst vor Ort. Über die neuen Standorte des Modehauses freut er sich. Die aktuelle Corona-Politik betrachtet er mit Sorge, als Unternehmer im Einzelhandel sogar mit einer gehörigen Portion Ärger.
Sinn-Chef Friedrich-Wilhelm Göbel ist kurz vor der Neueröffnung selbst vor Ort. Über die neuen Standorte des Modehauses freut er sich. Die aktuelle Corona-Politik betrachtet er mit Sorge, als Unternehmer im Einzelhandel sogar mit einer gehörigen Portion Ärger. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und: Zwischen dem ersten und zweiten Lockdown im letzten Jahr hätten alle Sinn-Filialen 5,2 Millionen Besucher gehabt, gut 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien im Einsatz gewesen und nicht eine Coronainfektion habe es im Zusammenhang mit Sinn gegeben. „Der Einzelhandel mit seinen Schutzmaßnahmen ist eben kein Superspreader, ebenso wenig wie Kirchen, Restaurants oder die großen Kultureinrichtungen. Die verordneten Maßnahmen sind einfach nur aktionistisch, im Grunde planlos und ohne die Folgen zu bedenken.“ Um Deutschland herum seien übrigens die Läden auf. Dem Geschäftsmann vergeht das Lachen, jedenfalls so lange, bis er wieder auf das Thema Sinn in Bottrop zu sprechen kommt. „Wir machen hier was Schönes in der Stadt, auch wenn uns verboten wurde, zu Eröffnung Getränke und Canapées zu reichen, das holen wir alles nach.“

Ein Urgestein: Anne Müller hat vor über 40 Jahren bei Mensing gelernt. Bevor sie im Herbst in den Ruhestand geht, freut sie sich auf den Neubeginn mit Sinn - und darüber, dass alle Kollegen übernommen wurden.
Ein Urgestein: Anne Müller hat vor über 40 Jahren bei Mensing gelernt. Bevor sie im Herbst in den Ruhestand geht, freut sie sich auf den Neubeginn mit Sinn - und darüber, dass alle Kollegen übernommen wurden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im Obergeschoss räumt Anne Müller neue Ware in die Regale. Sie ist Mensing-Urgestein, hat dort vor über 40 Jahren Schaufenstergestalterin gelernt und ging später in den Verkauf. „Jetzt bin ich froh, dass Sinn dafür gesorgt hat, dass hier nicht die Lichter ausgehen und vor allem, dass meine Kollegen übernommen wurden“, so die Bottroperin, die im Herbst in den Ruhestand geht. Dass sie vorher noch in alter-neuer Umgebung etwas Sinn-Luft schnuppern kann, freut die passionierte Modeverkäuferin - auch das sieht man ihr an - besonders.

Schön bleibt es im alten Mensing-Haus. Sinn bringt einige neue Marken und setzt paar andere Schwerpunkte im Bottroper Haus.
Schön bleibt es im alten Mensing-Haus. Sinn bringt einige neue Marken und setzt paar andere Schwerpunkte im Bottroper Haus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Zwischen Schaufensterpuppen, die noch Kleidung brauchen, und Regalen ist Marion Schnippert unentwegt unterwegs. Sie, nicht nur der Chef, weiß, dass manches wegen Corona nicht angekommen ist. „Lücken in den Regalen wird es nicht geben, das werden die Kunden auf jeden Fall nicht merken“, sagt die Filialleiterin. Sinn bewegt sich im gehobeneren Segment. Hilfiger, Gant, Garcia, Someday, viel mehr Marco Polo: So wird es grob skizziert auf Ständern und in Regalen aussehen. Das komplette Gesamtsortiment, zum Beispiel auch mit mehr Joop, kommt dann im Sommer und zum Herbst.

Jetzt steht auch Sinn drauf: Der Haupteingang des neuen alten Modehauses von der Hansastraße aus gesehen.
Jetzt steht auch Sinn drauf: Der Haupteingang des neuen alten Modehauses von der Hansastraße aus gesehen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Am besten einfach zwischen Mittwoch und Samstag noch vorbeischauen. 80 Kunden dürfen rein. Bis Samstag gehts noch. Dann heißt es erstmal wieder nur „Click & Collect“ - die politisch verordnete „Shopping“-Variante. Und das am Ende der vorösterlichen Fastenzeit...

Vier Tage bleiben für den Live-Einkauf vor dem neuerliche Lockdown

Am 24. März eröffnet um 9.30 Uhr die neue Sinn-Filiale im alten Modehaus Mensing zwischen Osterfelder Straße und Hansastraße in 46236 Bottrop nach nur einem Schließtag. Bis zu 80 Kunden dürfen sich gleichzeitig auf den Etagen aufhalten.

Ab Montag bis zum 18. April tritt der gestern verordnete neuerliche Lockdown in Kraft. Dann ist Live-Shopping nicht mehr möglich, nur noch die Variante „Click & Collect“.