Bochum. . Sie hatten gut zu tun in den letzten Jahren - die Betriebsräte von Opel Bochum. Sie kämpften gegen die drohende Werksschließung, Kündigungen zu vermeiden und Stellenabbau per Abfindung. Jetzt wollen Betriebsräte ihre Pauschale überprüfen lassen.
Man kann den beiden Betriebsrats-Granden von Opel, Klaus Franz und Rainer Einenkel, nicht vorwerfen, dass sie stets im brüderlichen Schulterschluss durch den Dschungel opel-interner Konflikte marschieren, aber diesmal ist es wieder soweit: Einenkel, der Betriebsratschef aus Bochum, unterstützt ohne Wenn und Aber die Forderung des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Franz aus Rüsselsheim, die Bonuszahlungen für Mehrarbeit an Betriebsräte erst einmal auszusetzen, damit deren Berechtigung von unabhängigen Juristen überprüft werden kann.
„Das ist im Sinne des Bochumer Werkes, um jeden Zweifel auszuschalten“, sagte Einenkel im Gespräch mit der WAZ. “Da werden wir mithelfen.“
Pauschalisierte Zahlung
Verglichen mit dem Opel-Stammwerk Rüsselsheim, wo „normale“ Betriebsräte 300 Euro als Pauschale erhalten und die mit Ausschuss-Sitz noch einmal 1000 Euro, nehmen sich die Zuwendungen für ihre Bochumer Kollegen eher mickrig aus. „Von unseren 31 Betriebsräten erhalten 22 überhaupt keine Pauschale“, legt Einenkel offen. Neun Betriebsratsmitglieder erhalten dagegen eine Pauschale von um die 500 Euro monatlich vor allem für ihre Mehrarbeit im Betriebsausschuss.
Franz hatte vorgeschlagen, die pauschalierte Zahlung auszusetzen, bis die Sache geprüft sei. Stattdessen sollen Ausgleichszahlungen u.a. für Rufbereitschaft, Reisezeit und Mehrarbeit einzeln beantragt und abgerechnet werden.
Offener Umgang
Einenkel ist damit einverstanden. Im Bochumer Opelwerk seien die Pauschalen seit 1998 festgelegt. Das habe man nie klammheimlich behandelt. Als Beleg kann er u.a. auf die Septemberausgabe der IG Metall-Zeitung von 2005 verweisen. Da steht unter der Dachzeile „Wie Betriebsräte mit Macht und Geld umgehen“ ein Artikel, in dem Einenkel betonte, Mehrarbeit müssten die Betriebsräte grundsätzlich durch Freizeit ausgleichen. Und: „Nur die Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses des Betriebsrats, die oft auf Dienstreise und in Rufbereitschaft sind, erhalten dafür eine Pauschale.“
Das große Geld winke den Betriebsräten auch nicht als Arbeitnehmervertreter im Opel-Aufsichtsrat. Einenkel, der dort Mitglied ist: „90 Prozent dieser Aufsichtsratsbezüge gehen an die Hans-Böckler-Stiftung. Das wird jährlich in der IG-Metall-Zeitung veröffentlicht.“
Autonis-Award
Und hält man sich daran?
„Nicht immer, aber die schwarzen Schafe tanzten nur einen Sommer.“
Sehr gefreut hat man sich im Bochumer Werk über den jüngsten Lorbeer: Der neue Siebensitzer Opel Zafira Tourer, dessen Produktion exklusiv in Bochum läuft, erhielt den „Autonis-Award“ für außerordentliches Design. Die Leser der Fachzeitschrift „auto motor und sport“ hatten darüber abgestimmt. Mit einem Abstand von über 18 Prozent hatte der Zafira einen Mitbewerber auf den zweiten Platz verwiesen. „Opel steht für emotionales Design,“ griff Vertriebsvorstand Alain Visser dankbar die Vorlage auf.
Solche Meriten sind am Bochumer Standort willkommen. Jetzt, nach dem Start der Produktion des neuen Wagens, werde die Fertigung „Schritt für Schritt nach oben gefahren“, sagt Einenkel. “Wir gehen davon aus, dass im nächsten Jahr 110 000 Zafira Tourer produziert werden.“