Bochum. . Nach einem drastischen Personalabbau muss das Bochumer Opel-Werk eine Rückholaktion besonderer Art starten: Es ruft 160 Beschäftigte aus der Kurzarbeit an die Bänder zurück. Grund: die hohe Nachfrage nach dem Modell Zafira.
Nach einem starken Personalabbau leidet das Opel-Werk Bochum unter Personalmangel und muss bis zu 160 Mitarbeiter aus der „Kurzarbeit null“ herausholen. Hintergrund sei die derzeit anlaufende Produktion des neuen Zafira, bestätigte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel dieser Zeitung.
Derzeit fährt das Bochumer Werk die tägliche Stückzahl des neuen Modells von knapp 30 Autos im September auf 150 im Oktober hoch. In der Spitze sollen 450 Zafiras vom Band laufen. Die Folge für die Opelaner: Es ist zunächst wieder für deutlich mehr Menschen Arbeit da, die Beschäftigten müssen vermutlich auch bald Wochenendschichten fahren. In Rede steht der Antrag auf fünf bis sechs solcher Samstagsschichten.
Druck der Arbeitsagentur
Das allerdings passt aus Sicht der Arbeitsagentur nun so gar nicht zur angemeldeten „Kurzarbeit null“: Rund 550 Opelaner bleiben derzeit auf Grund der Kurzarbeiterregelung zu Hause und erhalten Kurzarbeitergeld. Dies gilt bis 1. März des kommenden Jahres, dann wechseln die Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft. Betroffen sind davon laut Einenkel alle Mitarbeiter der Jahrgänge 1955 bis 1957, die einen Abfindungsvertrag mit Opel unterschrieben haben. Da sich die Arbeitsagentur quer stellt, muss das Werk 160 Mitarbeiter wieder ans Band holen, „was nicht gerade auf Begeisterung stößt“, sagte Einenkel. Diese Mitarbeiter seien von dem Unternehmen angeschrieben und zu einer Informationsveranstaltung eingeladen worden. Die Arbeitsagentur drohe laut Geschäftsleitung mit der Streichung des Kurzarbeitergeldes, sagte Einenkel weiter.
Mehr Autos pro Stunde
Den Rückkehrern sei aber verbindlich zugesagt worden, dass sie zum März 2012 in die Transfergesellschaft wechseln können. Von dem neuen Zafira Tourer will Opel in Bochum rund 110 000 Autos im Jahr bauen. Einschließlich des Astra Caravan und Fünftürers sowie des Zafira Family rechnet der Opel-Werksleiter Manfred Gellrich in diesem Jahr mit der Produktion von 136 000 Fahrzeugen, im kommenden Jahr sogar mit 165 000 bis 170 000 Autos. Gellrich kündigte in einem Interview unlängst an, die Effizienz im Jahr 2012 steigern zu wollen: von 34 Autos in der Stunde sollen kommendes Jahr möglichst zwei bis drei Autos mehr vom Band rollen. Dies werde die Kosten pro Fahrzeug deutlich verbessern.
Auf Grund der guten Bestellzahlen für das Modell Zafira Tourer hat Opel unlängst die Kündigung von 75 Mitarbeitern zurückgenommen. Betriebsratschef Rainer Einenkel zeigt sich wenig begeistert von der Rückholaktion der Kurzarbeiter: „Das bestätigt uns. Wir haben immer gesagt, der Personalabbau ist zu hoch.“