Bochum. . Opel braucht auch die Weltmärkte, nicht nur Europa. Das forderte Wilhelm Gäb, Ex-Vizepräsident von General Motors Europe und Ex-Aufsichtsratschef der Opel AG, in einer Diskussion bei der IHK Bochum. Der Standort Bochum sei der richtige für Serienmodelle, nicht für Nischenfahrzeuge, meinte „Autopapst“ Prof. Dudenhöffer.

„Die 75 Arbeitsplätze, die in Bochum bleiben, waren die beste Werbung für den Zafira.“ Da war sich Wilhelm Gäb (75) bei einer Diskussion in der IHK um die Zukunft von Opel sicher. Sein Wort hat Gewicht in der Branche. Der Grandseigneur der europäischen Autowelt war mal Vize-Präsident der General Motors Europe AG, bis er 1998 aus Protest gegen die GM-Strategie die Brocken hinwarf, damals auch als Aufsichtsratschef der Opel AG.

Da wehte Automobilgeschichte durch den vollbesetzten Saal der IHK. Doch bevor auch Experten wie „Autopapst“ Prof. Ferdinand Dudenhöffer und Manfred Geelrich, Werksleiter von Opel Bochum, fachlich vom Leder zogen, gab es draußen was für die Sinne: Der neue Zafira Tourer, dessen Serienproduktion am selben Tag im Bochumer Werk angelaufen war, zog Blicke auf sich, um so mehr, weil Opel ihm das Elektroauto Ampera zur Seite gestellt hatte. Da musste auch Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ran und gondelte zusammen mit Betriebsratschef Rainer Einenkel eine Zafira-Ehrenrunde um den Hauptbahnhof. Tolles Auto, schwärmte sie danach.

Die Zukunft von Opel? - Was für ein Thema. Gerade in Bochum, wo die Firma mit dem Blitz im nächsten Jahr das 50jährige Bestehen feiern will. Eine Firma, die in Bochum als Kadett-Schmiede begann, dann den Astra als Massenwagen brachte und mit dem Siebensitzer Zafira einen Verkaufskracher landete. Mit einer Belegschaft, die geschmolzen war wie ein Schneemann an der Sonne - von anfangs über 20 000 Mitarbeitern auf nun unter 6000.

Von der goldenen Zeit bei Opel vor rund 20 Jahren wusste Wilhelm Gäb fesselnd zu berichten: Wie Opel sich u.a. mit den Modellen Calibra, Vectra und Omega im Markt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Dauer-Konkurrenten VW geliefert hatte. Wie er selbst mit einem gewissen Uli Hoeneß per Handschlag bei einem Tischtennisturnier in der Dortmunder Westfalenhalle einen Vertrag schloss - 13 Jahre lang liefen anschließend die Bayern-Spieler mit dem Opel-Schriftzug auf dem Trikot in den Arenen auf.

„Sport und Auto“, das habe gepasst, bekräftigte Gäb und empfahl Opel, sich lieber auf derlei Imagepflege zu besinnen, als mit Änderungskündigungen negative Schlagzeilen zu produzieren. Und: „Opel muss sich im internationalen Geschäft als deutsche Marke positionieren.“ Dafür brauchte es aber auch die großen Märkte wie Indien, China und Brasilien.

Das fand auch Dudenhöffer. Gemünzt auf den hiesigen Standort, erklärte er: „Bochum braucht Serienmodelle, keine Nischenfahrzeuge.“ Den Elektrofahrzeugen sagte er eine große Zukunft voraus und berichtete über wissenschaftliche Gedankenspiele, wie man längs der A 40 eine Extraspur für Ampera & Co einrichten könnte, für eine Region von immerhin 5,3 Millionen Einwohnern.

Staatssekretär Günther Horzetzky, mit am Tisch, zeigte sich betrübt, dass es sich noch nicht herumgesprochen hatte, dass NRW daran arbeite, als 5. Schaufenster der Elektromobilität in Deutschland zu glänzen. Gäb hatte da eher den Stuttgarter Raum mit Bosch und Mercedes vor Augen. Werksleiter Gellrich beklagte die hohen Energiekosten der Hallen. Auch gehe es jetzt um die weitere Vermarktung überflüssiger Flächen.

Am Dienstag teilten die Stadtwerke mit, dass die Partnerschaft mit Opel bei der Elektromobilität vertieft werde: Wer Ampera fährt, erhält den Ökostrom billiger als andere.