Bochum. Die Ankündigung, dass der dreitürige Astra in Antwerpen gebaut werden soll, bereitet der Bochumer Belegschaft Sorgen. Geht die Produktion nach Belgien, stehen in Bochum weit über 2000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Der Betriebsrat pocht darauf, dass die bestehenden Zusagen eingehalten werden.
Die Ängste um den Arbeitsplatz in den Bochumer Opel-Werken flackern wieder auf. Denn nun droht ein noch höherer Personalabbau als die ohnehin schon geplante massive Reduzierung um rund 2000 Stellen. Der Grund: Die für den Bochumer Standort zugesicherte Produktion des dreitürigen Astra mit einer jährlichen Stückzahl von 40.000 Wagen scheint strittig zu sein – sie wurde offenbar auch dem GM-Werk in Antwerpen zugesagt.
Das jedenfalls geht aus einem Schreiben aus Belgien hervor, das der Bochumer Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel auf dem Schreibtisch hat. Entsprechend geladen reagiert er auf die neueste bedrohliche Entwicklung: „Eine ärgerliche Nachricht. Die Produktion des Dreitürers war ab Frühjahr 2010 von Magna für Bochum zugesagt worden. Wenn wir die nicht haben, bekommen wir ein Riesenproblem. Dann wird der Personalabbau weit drastischer ausfallen als bisher geplant.”
Der Modellwechsel beim Zafira kommt erst 2012
Zwar gelte weiterhin die Garantie, dass Bochum als einziges Werk in Europa den nächsten Zafira bauen soll, aber der lukrative Modellwechsel kommt erst im Jahr 2012. Um diesen über zwei Jahre andauernden Zeitraum zu überbrücken, war die zusätzliche Fertigung des dreitürigen Astras zugesichert worden. Diese 40.000 Astra wären ein Drittel der jetzigen Produktion von Opel Bochum.
„Wir bestehen darauf, dass diese Zusagen an uns und an den Ministerpräsidenten Rüttgers eingehalten werden”, erklärte Einenkel der WAZ gegenüber. „Wenn die zugesagte Produktion nicht kommt, haben wir ein ganz, ganz gewaltiges Beschäftigungsproblem. Das muss unverzüglich geregelt werden. Der Stellenabbau wird sonst deutlich über 2000 Arbeitsplätzen liegen.”
Wie die GM-Werke gegeneinander konkurrieren
Immer deutlicher wird, was vorher schon mit Händen zu greifen war: Trotz aller Solidarität ringen die GM-Standorte in ganz Europa um ihre Existenz und stemmen sich gegen Personalabbau und weniger Produktionsaufträge. Das gilt etwa für das Werk im spanischen Saragossa, aber besonders für Antwerpen: Wie Einenkel erinnert, war dem bisherigen belgischen Astra-Werk die Produktion des neuen Corsa-Mini zugesichert worden, damit es überleben kann. „Jetzt hat General Motors entschieden, den Mini in China bauen zu lassen.” Deshalb klage der Betriebsrat des Schwesterwerks Antwerpen vor Gericht in Brüssel auf Einhaltung der Produktionszusage.
„Wir in Bochum prüfen jetzt ähnliches,” kündigte Rainer Einenenkel rechtliche Schritte gegen die Konzernbosse an. Und mit Blick auf die Belegschaft: „Für die Menschen ist furchtbar, was hier abgeht. Das zerrt gehörig an den Nerven. Aber in den anderen Werken ist es ebenso.”
Betriebsräte verlangen Veto-Rechte als Gegenleistung
Festgefahren scheinen die Verhandlungen mit den Betriebsräten, was die geplante Mitarbeiterbeteiligung anlangt: 265 Millionen Euro sollen die Belegschaften dafür einbringen, davon 176,8 Mio Euro von den deutschen Opelanern. Einenkel deutlich: „Es geht um Einkommensreduzierungen, heftige Einschnitte beim Lohn, beim Urlaubs- und beim Weihnachtsgeld.” Im Gegenzug pochen die Betriebsräte auf eine „Umwandlung in Mitbestimmungsrechte”. Konkret fordern sie „Veto-Rechte bei Werksschließungen und Produktionsverlagerungen.”
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