Bochum-Harpen. Im Interview verrät Ruhrpark-Manager Lars Horn, wie sich der Ruhrpark nach 60 Jahren weiterentwickeln wird. Wo Probleme und wo Chancen sind.
Gefragt nach seinem Lieblingsplatz im Ruhrpark, muss Lars Horn nicht lange nachdenken: „Unterm Zelt!“, sagt er. „Da ist man mittendrin, da kriegt man alles mit.“ Neben den alltäglichen Baustellen im Einkaufszentrum beschäftigt den 36-jährigen Center-Manager in diesen Tagen auch das Jubiläum. Der Ruhrpark wird 60 Jahre alt – Anlass, um im Interview zurück- und in die Zukunft zu blicken.
Herr Horn, Sie sind in Bochums Nachbarstadt Herne aufgewachsen. Welche Kindheits- oder Jugenderinnerungen verbinden Sie mit dem Ruhrpark?
Als ich ins Teenageralter kam, da durfte ich mich in den Bus setzen mit Freunden und dann den Nachmittag hier verbringen: im Kino und im Anschluss daran im Center. Das ist meine Verbindung aus Kindheitstagen. Das war Anfang der 2000er-Jahre, da wurden die „Via Bartolo“ und der Wintergarten gerade eröffnet. Das hab ich so alles miterlebt.
Und wenn Sie dem Lars von damals gesagt hätten, dass er später mal Chef des Einkaufszentrums sein wird ...
... dann hätte der wahrscheinlich geschmunzelt.
Als Sie im Oktober 2022 als Center-Manager angetreten sind, war gerade die Energiekrise das große Thema. Wo liegen die großen Herausforderungen im Jahr 2024?
Natürlich gibt es seit der Corona-Pandemie mehr oder weniger permanente Krisenabfolgen mit dem Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation usw. Der Handel an sich verändert sich seit Langem durch Online-Shopping. Aber was sich immer wieder zeigt: Starker stationärer Handel lebt, pulsiert und ist elementar für die Kunden und die Städte. Der Ruhrpark ist ein starker Standort. Aber auch wir merken, dass sich etwas verändert: Große Ketten reduzieren ihr Filialnetz, man schaut sich die bestehenden Mietflächen ganz genau an.
Mit welchem Ergebnis?
Für den Markt sind seit längerem besonders Flagship-Formate von großer Bedeutung. Sprich: große, repräsentative Flächen, auf denen Marken ihre ganze Vielfalt und DNA zeigen können. Das beste Beispiel ist die Erweiterung der Sneaker-Kette JD auf der ehemaligen S.Oliver-Fläche. Dort wird es eine Fassadenerhöhung geben.
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In näherer Zukunft stehen aber ja auch Auszüge aus größeren Flächen an: Jako-O, Kaufland. Können Sie schon sagen, was dort jeweils folgt?
Nein, wir sind zurzeit noch in Gesprächen. Der Kaufland-Standort ist beispielsweise auch interessant für ein Flagship-Format. Hier sondieren wir gerade den Markt und es gibt großes Interesse. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aber noch keine konkreten Neuigkeiten. Das gleiche gilt auch für Jako-O.
Wenn am Kaufland-Standort ein Flagship-Store einer Marke entstünde, hieße das, dass der Ruhrpark keinen Lebensmitteleinzelhandel mehr hätte?
Das ist eine Option. Wir betrachten den Ruhrpark als Destination-Standort, also als Ziel für einen Tagesausflug. Aber hier für die umliegenden Gebiete – Harpen, Werne – erfüllt er ja auch einen Nahversorgungsauftrag. Grundsätzlich ist alles denkbar. Wichtig ist dabei immer, dass es für alle Seiten und in die strategische Positionierung des Standorts passt.
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Wenn wir einmal den Bogen schlagen, 60 Jahre zurück: Inwieweit ist der Ruhrpark heute ein anderer als der Ruhrpark 1964?
Er ist natürlich wesentlich größer geworden. Den Erlebnischarakter hat man hier aber auch schon früh gelebt, das können Sie sehen, wenn Sie sich alte Prospekte aus den 70er-, 80er-Jahren anschauen. Mit dem Kino in den 90ern kam dann noch mal ein wesentlicher Baustein dazu. Und mit der kürzlichen Eröffnung von Boda Borg auf der ehemaligen Fläche des Fitnessstudios haben wir den Startschuss gegeben für weitere Freizeit- und Entertainment-Konzepte. Es geht nicht mehr nur um das bloße Shopping, die Kunden möchte etwas erleben. Sie möchten Shopping, Gastronomie und Entertainment verknüpfen, eine gute Zeit haben.
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Als Sie kürzlich verkündet haben, dass der Ruhrpark in Westfield Ruhrpark umbenannt wird, hat das für viel Wirbel gesorgt. Haben die Reaktionen Sie überrascht?
Nein. Wir hatten das Thema ja auch schon beim Westfield Centro. Für uns ist der Aufstieg in die Westfield-Liga eine Auszeichnung, das hat Strahlkraft, wir öffnen den Ruhrpark damit für internationale Marken, schaffen auch internationale Aufmerksamkeit. Aber es geht auch klar darum, diese internationale Wirkung mit dem lokalen Erbe des Standorts zu verbinden. Das ist uns sehr wichtig.
Apropos Centro: Dort sollen ja künftig nicht mehr alle Parkplätze kostenfrei sein, sondern ein Teil der Parkflächen bewirtschaftet werden. Ist das auch für den Ruhrpark denkbar?
Grundsätzlich ist so ein zusätzlicher Parking-Service, mit dem Kunden in einem definierten Bereich einen Parkplatz reservieren können, auch im Ruhrpark denkbar. Die Service-Idee dahinter ist sehr gut. Ich kann jetzt noch keine konkreten Pläne nennen, das wird noch ein bisschen dauern, aber wir werden zu gegebener Zeit noch einmal umfangreich informieren.
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Im Herbst soll der 60. Ruhrpark-Geburtstag gefeiert werden: Was planen Sie da?
Bis zum September wird hier auf jeden Fall noch einiges in Richtung Begrünung passieren. Wir wollen damit die Aufenthaltsqualität noch weiter erhöhen. Am 26. September feiern wir unser offizielles „Rebranding Event“ – mit einem großen Konzert und unterschiedlichen Aktionen im Center in den Folgetagen.
Wer tritt auf?
Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, seien Sie gespannt!
Zur Person
Lars Horn (36) ist in Herne geboren und aufgewachsen. An der EBZ Business School in Bochum hat er Immobilienmanagement studiert.
Bei Unibail-Rodamco-Westfield, dem Eigentümer und Betreiber des Ruhrparks sowie weiterer Dutzender weiterer Shoppingcenter weltweit, arbeitet Horn seit April 2020. Er startete als Deputy Center Manager, übernahm im Januar 2022 die Leitung der Pasing Arcaden in München. Im Oktober 2022 schließlich kehrte er nach Bochum zurück und führt seitdem den Ruhrpark als Center Manager.