Bochum. Der Ruhrpark Bochum wird 60. Viele Menschen erinnern sich an den riesigen Toys‘R‘Us-Laden, die leckeren Waffeln und an das markante Zeltdach.
Manfred Neumann ist 64 Jahre alt, vier Jahre älter also als der Ruhrpark, und die Anfänge des ersten Einkaufszentrums der Region, das sind seine „Kindheitserinnerungen“, sagt er. Seinerzeit habe er in Kornharpen gewohnt, in Laufweite zum Ruhrpark. Auf den Parkplätzen habe er Fahrradfahren geübt, bei Quelle die erste Stereoanlage gekauft. Alte Fotos, die er der WAZ geschickt hat, zeigen ihn als Steppke: mit dem Fahrrad vor dem Springbrunnen (an dessen Stelle heute der Busbahnhof ist) oder im Kinderkarussell, das am Rande der Parkplätze seine Runden drehte.
Zum 60. Geburtstag haben wir die WAZ-Leserinnen und -Leser sowie unsere Fans bei Facebook und Instagram nach ihren Ruhrpark-Momenten gefragt, und wie Manfred Neumann haben Dutzende reagiert. In E-Mails und Kommentaren blicken sie zurück. Hier sammeln wir einige Stimmen.
Erinnerungen an 60 Jahre Ruhrpark: die leckeren Gerd‘s Waffeln und nimmersatte Spatzen
Ursula Dyba hat die Eröffnung im November 1964 miterlebt: Damals arbeitete sie „bei C&A im zweiten Lehrjahr“, schreibt sie. „Einige Lehrlinge wurden morgens in den Ruhrpark gefahren und durften dann dort aufräumen, Ware auspacken und einräumen“, das sei für sie etwas ganz Besonderes gewesen. „Wenn ich heute mit meinen Enkelkindern dort bin“, schreibt Dyba, „muss ich immer wieder erzählen, dass Oma dabei war!“
Hildegard Grygierek muss zuerst an „die berühmten ,Ruhrpark-Spatzen‘ denken: „Die nimmersatten Vögel gehörten zum Ruhrpark wie die leckeren Gerd‘s Waffeln, mit denen wir die Piepmätze nur zu gerne aus Versehen fütterten“, erzählt sie in ihrer Mail an die Redaktion. Eigentlich seien die Spatzen das Markenzeichen gewesen, „nur leider sind sie nach dem Umbau nie wiedergekommen“. Grygierek fände eine Würdigung schön, ein „klitze-kleines Denkmal“, ließe sich da zum 60. nicht was machen?
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Jede Generation hat ihre eigenen Erinnerungen, die vom jeweiligen Zeitgeist zeugen. Petra Zimmermann denkt an ihre „erste Nähmaschine bei Quelle, die mir mein Vater zu meiner Lehrzeit geschenkt hat“, Regina Loepke an die 70er-Jahre, ihr Praktikum im Blumenladen, Mittagessen im „Ruhrpark-Grill“: „Ach, da gab es so viel Gutes, was ich heute ein wenig vermisse“, schreibt sie. Trotzdem sei der der Ruhrpark „noch heute super“: kostenlose Parkplätze, saubere Bushaltestellen, „der Ruhrpark gibt einem das Gefühl von Sicherheit“, findet Loepke.
Ein Tag im Einkaufszentrum in den Sommerferien sei „das große Erlebnis“ gewesen, erinnert sich Susan Knop. „Ab in den 45er-Bus, Stadtrundfahrt inklusive.... das große Highlight gab‘s dann mittags im ,Euro Pick‘“ – Pommes und Hacksteak. Später Geborene erinnern sich an so was: „Als Kind jeden Sonntag mit der Familie mit Inlinern durch den Ruhrpark und dann gab es ein Happy Meal bei McDonald’s“, schreibt eine Nutzerin bei Instagram. „Carfreitagstreffen“ und „Pokémon Go“ – auch das sind Assoziationen, die das Stichwort „Ruhrpark“ auslöst. Er habe „damals zweimal meine Ölwanne geschrottet an meinem Golf 1 Cabrio“, gibt ein Instagram-Nutzer zu Protokoll.
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Im riesiges Spielzeuggeschäft fühlten sich Kinder „wie im Wunderland“
Kristin Werdin, heute 27, denkt an „kleine Lebenslektionen“, die sie im Einkaufszentrum gelernt habe. Zum Beispiel an jene, dass Mutter und Oma es gar nicht amüsant fanden, als Klein-Kristin sich in einem Klamottengeschäft zwischen den Kleiderständern versteckte. „Damals wusste ich es als Kind nicht besser. Aber als ich die Angst in Mamas Augen sah, habe ich so etwas seitdem nicht mehr gemacht“, schreibt Werdin.
Janine Koslowski (50) erinnert sich an einen Vorsingwettbewerb in den 70ern – „Heidi“ bescherte ihr eine graue Stoffkatze. Und überhaupt, Spielzeug: Nora B. sinniert bei Instagram, sie habe sich „wie im Wunderland“ gefühlt, als seinerzeit „Toys‘R‘Us“ eröffnete. „Der Laden war so riesig und die Regale voll mit flauschigen Kuscheltieren!“
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Ruhrpark Bochum: Viele positive, aber auch einige gemischte Gefühle
Nicht alle denken nostalgisch und positiv über den Ruhrpark. Jule Janke nennt das Einkaufszentrum „Retorten-Einkaufshölle“. Hans Manstedt hingegen lobt das „offene, unter freiem Himmel stattfindende Einkaufserlebnis“. Auch wenn mal viel los sei, es gebe immer ausreichend „Auslaufzonen“.
Für Anna-Maria Deak ist der Ruhrpark „mein zweites Zuhause“; seit 1994 arbeite sie dort, könne sich aber auch „noch gut an die Zeit davor erinnern, als ich mit meinen Eltern immer mal von Hattingen aus dahin gefahren bin, um einzukaufen. Textilien, Möbel, Technik ... es wurde alles geboten.“ In den 30 Jahren, die sie nun dort arbeite, habe sich viel verändert, „ich habe viele Geschäfte kommen und gehen sehen“.
Günter Gladen gehörte 1982 zu den geladenen Gästen bei der Eröffnung des markanten gelben Zeltdachs, das inzwischen einer weißen, kleineren Variante gewichen ist. „Ich erinnere mich an die Begrüßungsworte des Center Managers“, schreibt er. „Im Ruhrpark wird die Sonne nie untergehen“, habe dieser gesagt – „eine sehr vorausschauende Sichtweise“, wie Gladen findet. Denn: Die „Sonne scheint immer noch“.