Bochum. „Voreilig“ sagen die einen, „überfällig“ die anderen. Der Trainer-Rauswurf beim VfL Bochum ist unter Fans beim Spiel gegen Heidenheim umstritten.
„Das war längst überfällig“, sagt VfL-Bochum-Fan Carsten Wrobel zum Trainerwechsel an der Castroper Straße vor dem Spiel gegen Heidenheim. Thomas Letsch wurde nach der Last-Minute-Pleite am vorigen Wochenende beim 1. FC Köln durch Heiko Butscher ersetzt. „Wegen taktischer Fehler und falscher Wechsel“ sei die Entscheidung des Vereins richtig gewesen, meint Wrobel. „Wir hoffen jetzt auf neue Impulse durch Heiko Butscher.“
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Doch die Freistellung von Letsch ist vor, während und nach dem Heidenheim-Spiel unter den Anhängern der Blau-Weißen an der Castroper Straße umstritten. „Ich finde es vorschnell, den Trainer zu entlassen“, meint Kristof Hermann aus Gelsenkirchen in der Halbzeitpause mit Blick auf den Vorsprung zu einem direkten Abstiegsplatz. Die Trennung sei „ein bisschen aktionistisch“ gewesen. Und auch Martina Gmelin aus Bochum erkärte: „Alles ein bisschen voreilig.“ Der Wechsel auf der Trainerbank „sorgt in gewisser Weise für Unruhe in der Mannschaft, das könnte sich nachteilig auswirken“.
Beim Abstiegskrimi gegen Heidenheim dabei ist auch VfL-Fan Reiner Hopmann, der schon in der Jugend für seinen Herzensverein gespielt hatte. „Einerseits begrüße ich den Trainerwechsel, weil es neue Impulse braucht. Andererseits kritisiere ich ihn wegen der jüngsten Vertragsverlängerung mit Thomas Letsch, weil sie ja auch für die 2. Liga galt. Das war eine Vision und Philosophie. Der Rauswurf widerspricht dem aber.“
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Hopmann ist aber erleichtert, dass der VfL an diesem Samstag noch den Ausgleich gemacht hat. „Das ist sehr gut für die Stimmung und die Moral. Hätte Heidenheim umgekehrt nach VfL-Führung noch den Ausgleich erzielt, wäre die Stimmung total down gewesen.“ Und er fügt hinzu: „Zumindest in den verbleibenden Heimspielen müssen wir so spielen, dass es dem Gegner dünn durch die Hose läuft – Originalzitat Gertjan Verbeek.“ (Verbeek war bis 2017 Trainer beim VfL.)
„Menschlich ist der Trainerwechsel schade, weil Thomas Letsch ein sympathischer Typ ist“, sagt VfL-Bochum-Fan Arne nach dem 1:1 seiner Mannschaft gegen Heidenheim an einer Pommesbude vor dem Ruhrstadion. „Aber sportlich gesehen war er notwendig. Wir haben in den vergangenen Spielen viele Punkte verspielt. Da müssen neue Impulse her. Das traue ich dem neuen Trainer Heiko Butscher zu.“
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Neue Impulse hält auch Yvonne aus Wattenscheid für erforderlich: „Ich habe zwar keine Ahnung vom Fußball, aber zuletzt ist so viel schief gelaufen ist, das muss wohl ein falsches Konzept gewesen sein. Deshalb musste frischer Wind rein.“
Kritik an zu defensivem Wechseln
Ähnlich sieht es wohl auch VfL-Fan Christian Ritter. Er meint zwar: „Die Leistung der Spieler war immer gut, bis zur 90. Minute.“ Und Letsch sei auch ein „sehr sympathischer Trainer, der gut zu Bochum passte“. Allerdings habe zuletzt irgendetwas in der Mannschaft nicht mehr gestimmt. Letsch habe „zu defensiv“ gewechselt, das sei „leider in die Hose gegangen“.
Elfi Hentschel aus Herne beklagt ebenfalls das häufige Verspielen von Führungen unter Letsch: „Wenn wir die Tore in der Nachspielzeit nicht bekommen hätten, würden wir heute besser dastehen.“ Auch sie spricht von zu defensivem Wechseln.
Auch Michael, seit Jahrzehnten VfL-Fan, äußert sich nach dem 1:1 gegen Heidenheim zur Freistellung von Letsch: „Einerseits ist es bedauerlich, weil er uns schon mal vor dem Abstieg gerettet hat. Auf der anderen Seite ist es so, dass von unserer Seite viele Fehler beim Wechseln passiert sind“, meint Michael. „Es sind immer mehrere Personen verantwortlich, aber am Ende trifft es immer den Trainer. Das tut mir leid.“
Und weiter: „Letsch war immer korrekt, diszipliniert, geradlinig, hat immer seine Meinung gesagt.“