Bochum. Der VfL Bochum kommt nach einem späten Rückstand noch einmal zurück und holt einen wichtigen Punkt gegen den 1. FC Heidenheim.

Wie schnell es im Fußball gehen kann, erleben sie beim VfL Bochum in diesen Tagen in erstaunlicher Regelmäßigkeit. Nachdem man in der vergangenen Woche bis zur 90. Minute 1:0 beim 1. FC Köln führte, ging die Partie noch verloren. Am Montag musste dann Trainer Thomas Letsch gehen, Heiko Butscher übernahm zum vierten Mal in seiner Karriere als Cheftrainer. Und dann kam das Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim - die nächste Achterbahnfahrt. Vor allem für Keven Schlotterbeck. Der Innenverteidiger erzielte erst in der 81. Minute ein Eigentor, wurde dann in der 90. Minute nach einer Ecke zum gefeierten Helden. Er köpfte das Tor zum vollkommen verdienten 1:1.

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Der VfL Bochum war von Beginn an am Drücker, überließ den Gästen von der Ostalb kaum den Ball. In fast gewohnter Manier in Heimspielen drückte die Mannschaft den Gegner in die eigene Hälfte. Viel an der Spielweise gegenüber der unter Thomas Letsch hatte sich also nicht verändert. Es war aber die Art des Spiels, die der neue Trainer Heiko Butscher noch am Freitag ankündigte: hohes Pressing - und selbst Fußball spielen. Und noch eine Sache trat ein: Butscher wollte die Fans mit der Spielweise seiner Mannschaft von den Sitzen reißen. Mit Erfolg. Die Anhänger standen hinter ihrem Team, brüllten es nach vorn.

VfL Bochum kann Überlegenheit nicht nutzen

Aber wie auch unter Letsch bekamen sie trotz aller Überlegenheit lange kaum klare Torchancen zu sehen. Nach fünf Minuten segelte Anthony Losilla nach einer Ecke am Ball vorbei, nur Sekunden später verzog Takuma Asano, der als einzige Änderung gegenüber der Köln-Pleite wieder ins Team rückte. Nachdem die Anstrengungen dieser Saison sich in den vergangenen Wochen beim Japaner bemerkbar machten, kurbelte er nun das Angriffspiel an. Aber entweder kamen seine Zuspiele nicht an - oder seine Mitspieler vergaben die Gelegenheiten. Wie etwa Philipp Hofmann in der 18. Minute. Zehn Minuten später kam Bernardo im Strafraum an den Ball, umkurvte seinen Gegenspieler, aber Kevin Müller konnte den Ball festhalten. Kurz darauf traf das Außennetz (32.) .

Heiko Butscher (l.) begrüßte vor dem Spiel sein Gegenüber Frank Schmidt.
Heiko Butscher (l.) begrüßte vor dem Spiel sein Gegenüber Frank Schmidt. © dpa | Fabian Strauch

Offenbar ein Weckruf für die Gäste, hier doch etwas mehr fürs Spiel zu tun. In der 40. Minute verlor Bochum am gegnerischen Strafraum den Ball und Heidenheim schaltete schnelll um. Kevin Sessa trieb den Ball auf der rechten Seite nach vorn und seine Flanke erreichte Tim Kleindienst im Zentrum. Aber Riemann hielt. Nur ein paar Sekunden später fehlte dem VfL erneut der Zugriff. Sessa tauchte dieses Mal links im Strafraum auf, versuchte es selbst. Riemann aber konnte den Ball unkonventionell zwischen seinen Beinen einklemmen und so parieren.

Heidenheim mit guten Chancen - Beste-Treffer zählt nicht

Bochum schwamm nun - und Heidenheim jubelte. Ind der 43. Minute konterten ie Gäste erneut. Jan-Niklas Beste spielte den Ball weit auf Dinkci und lief direkt hinterher. Dinkci sah Beste, der erst an Osterhage scheiterte und dann im Nachschuss zur vermeintlichen Führung traf. Aber: bei der Aktion spielte der ehemalige Dortmunder den Ball mit der Hand, der Treffer zählte nach Intervention des Videoschiedsrichters im Kölner Keller nicht.

Anthony Losilla (l.) im Duell mit Heidenheims Eren Dinkci.
Anthony Losilla (l.) im Duell mit Heidenheims Eren Dinkci. © dpa | Fabian Strauch

Nach der Pause baute der VfL noch mehr Druck auf - und die Asano-Show begann. Der kleine Japaner hätte das Spiel im Alleingang entscheiden können. Es blieb aber beim können. In der 47. Minute traf er mit einem Schuss aus 14 Metern seinen Mitspieler Erhan Masovic, kurz drauf blockte FCH-Kapitän Mainka einen weiteren Versuch. In der 56. Minute setzte Hofmann Asano ein, der nach einer Pirouette abzog. Aber Müller im Heidenheimer Tor reagierte herausragend. Wiederum nur ein paar Minuten später blieb Stöger mit einem Freistoß an der Mauer hängen, der Ball aber fiel vor die Füße von Asano. Das Abschluss-Pech blieb dem 29-Jährigen treu, er verzog knapp über das Lattenkreuz (61.).

Asano-Treffer nach Losilla-Handspiel aberkannt

Aber dann war der Ball drin, im Stadion entlud sich schon die Anspannung in grenzenlosem Jubel. Nach einem Einwurf von Felix Passlack, den es so wohl nicht hätte geben dürfen, kam er Ball nach Gefühl im Strafraum zu Asano, der humorlos abzog und ins lange Eck traf. Aber wieder schritt der Videoschiedsrichter ein, Patrick Ittrich schaute sich die Szene selbst an - und entschied auf Handspiel. Im Gefühl vor dem vermeintlichen Treffer war Losilla mit dem Arm am Ball.

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Bochum war am Drücker und Butscher wechselte mutig, brachte Lukas Daschner und Moritz Broschinski für Marus Bero und Philipp Hofmann. Er wollte noch mehr Druck auf Heidenheim ausüben. Dadurch ergab sich Platz für die Gäste - und den nutzen sie in der 81. Minute. Bernardo kam gegen Tim Kleindienst nicht richtig in den Zweikampf, der Ball segelte in den Strafraum, wo Keven Schlotterbeck den Ball unterschätzte und ins eigene Tor bugsierte. Heidenheim führte aus dem Nichts.

Der VfL aber gab sich nicht auf, musste oft genug leidvoll erfahren, dass auch spät im Spiel noch ein Gegentor fallen kann. Nach einer Ecke stieg Schlotterbeck am höchsten und machte seinen Fehler wieder gut, traf zum umjubelten 1:1. In der Nachspielzeit hatte Goncalo Paciencia sogar noch die Chance auf den späten Sieg.