Bochum. Das Bochumer Ruhrstadion steht vor einer großen Sanierung und einem Umbau. Im Hintergrund laufen dafür die ersten Schritte. Ein Überblick.
Die Stadt Bochum will eine neue Besitzgesellschaft gründen. In ihr sollen das Ruhrstadion, das Nachwuchsleistungszentrum Hiltroper Straße (NLZ), Trainingsplätze, Tennisplätze und das Grundstück des Stadioncenters zusammengefasst werden. Der Sportausschuss hat den Plänen bereits zugestimmt, im März soll der Rat eine Entscheidung treffen.
Das Ruhrstadion in Bochum soll saniert und umgebaut werden, dafür geht die Stadt nun im Hintergrund weitere Schritte. Das Schmuckkästchen „anne Castroper“ ist in die Jahre gekommen. Außerdem sieht sich der VfL Bochum mit einer Kapazität von 26.000 Zuschauern sowie nur rund 1350 VIP-Plätzen auf Dauer nicht konkurrenzfähig in der Bundesliga.
Die Stadt als Eigentümerin des Stadions möchte den Umbau möglich machen. In welchem Umfang das stattfinden soll, ist indes weiter in der Diskussion. Das Problem: Bei größeren Änderungen am Stadion – etwa dem Aufstocken oder dem Versetzen von Tribünen – müsste es neue Genehmigungen geben, Anwohner könnten Klage einreichen und das Projekt mindestens weit verzögern.
Fans und Verein wollen, dass das Ruhrstadion in der Stadt bleibt
Die Stadt hat nun aber erst einmal im Hintergrund weitere Schritte unternommen, um die Sanierung voranzutreiben. So soll sich jetzt die so genannte „Besitzgesellschaft Bochumer Sportstätten“ gründen: ein erster Schritt, um die geplante Sanierung des Stadions überhaupt erst möglich zu machen.
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Hintergrund: Momentan ist das Ruhrstadion an der Castroper Straße in einem schwer überschaubaren Geflecht von Zuständigkeiten und Gesellschaften verworren. Beispiel: Das Stadion selber gehört der Stadt über die „Ruhrstadion BgA“ und wird – inklusive Trainingsplätzen und Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße – an den VfL Bochum verpachtet. Außerdem vermietet die Stadt die Tennisplätze an den Tennis- und Hockeyclub 1848 (THC).
Das Grundstück des Stadioncenters gehört der Stadt. Für das Gebäude wurde 2003 die VfL Bochum-Stadioncenter GmbH gegründet, die wiederum Erbpachtnehmerin des städtischen Grundstücks ist. Hauptgesellschafter der Stadioncenter GmbH ist der VfL Bochum (90 Prozent). Die WEG und die Stadtwerke Bochum haben je fünf Prozent.
Stadt Bochum will das Wirrwarr aus Zuständigkeiten auflösen
„Im derzeitigen Zustand ist die Betreiberverantwortung (...) nicht klar und eindeutig geregelt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Die Verteilung der Eigentums- und Nutzungsrechte auf verschiedene Akteure sei nicht sinnvoll, wie es weiter heißt. „Innerhalb der Stadtverwaltung sind die Zuständigkeiten teilweise komplex organisiert.“
Das würde bei einer Sanierung in dem Umfang zum Problem werden und soll sich nun ändern. „Mit der Gründung der Besitzgesellschaft sollen alle relevanten Immobilien in dieser zusammengeführt werden“, so heißt es von der Stadt.
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Die Besitzgesellschaft soll zu 99,9 Prozent eine Tochtergesellschaft der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) und zu 0,1 Prozent der Stadt Bochum sein.
Das Stadioncenter soll gekauft werden, Stadt Bochum und WEG sprechen derzeit mit dem VfL Bochum und den Stadtwerken über den Ankauf. Der Wert der Immobilie werde derzeit noch ermittelt. Für die Investition in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro hat der VfL Bochum 2003 die VfL Bochum-Stadioncenter GmbH gegründet. Rund drei Viertel der Kosten sind mittlerweile abbezahlt.
Nach Vorstellung der Stadt soll die neue Gesellschaft noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen. 500.000 Euro schießt die Stadt dort zu. Das Geld stammt aus nicht benötigten Haushaltsmitteln bei ÖPNV-Beteiligungen.
Wie marode das Ruhrstadion wirklich ist, zeigt eine Studie
Wie sanierungsbedürftig das Ruhrstadion wirklich ist, offenbart eine Studie des Frankfurter Architektur- und Planungsbüros „Albert Speer + Partner“, das zwischen November 2021 und März 2022 insgesamt dreimal an der Castroper Straße gewesen ist. Die Liste der Problemfälle ist lang. So stehen etwa unter anderem undichte Toiletten, Legionellengefahr an den Kiosken, verrostete Brandschutztüren, veraltete Stromleitungen und Flutlichtmasten darauf. Bei der Stadt zeigte man sich dennoch gelassen, schließlich gebe es regelmäßige Prüfungen.
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Fest steht aber auch: Es muss etwas passieren. Einen ersten Schritt geht die Stadt nun damit, dass sie die bürokratischen Strukturen verschlankt. Auch Anwohnerinnen und Anwohner sowie VfL-Fans sollen vor den Umbauarbeiten beteiligt werden. Wie, das steht weiter noch nicht fest. Am 10. April (19 Uhr) lädt der VfL Bochum seine Mitglieder zu einem Informationsabend in den Ruhrcongress ein, an dem auch die Stadt und das Architekturbüro teilnehmen.
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