Bochum. In der Debatte um den Neu- oder Umbau des Ruhrstadions regt sich Ärger über Bochums Oberbürgermeister. Dazu ein Kommentar von Michael Weeke.
Seit ungefähr einem Jahr liegt das ausführliche Gutachten des renommierten Frankfurter Architekturbüros AS+P, kurz für Albert Speer und Partner GmbH, zu den Entwicklungsmöglichkeiten des Ruhrstadions vor. Jetzt wurde auch die VfL-Spitze informiert.
So haben wir bisher über die Ruhrstadion-Debatte berichtet
- Der allererste Bericht:Ruhrstadion in Bochum als Option - darum geht es
- Kommentar contra Neubau: Das Risiko ist zu hoch
- Kommentar pro Neubau: Mutig denken für die Zukunft
- Meinungs-Barometer:Umbau oder Neubau – was meinen Sie?
- Reaktionen auf dem Platz:Bayern- und VfL-Fans reagieren
- Verspätete Klarstellung:Kein VfL-Stadion auf der Tierheim-Fläche
- Das sagen die VfL-Fans: „Muss hier bleiben“
- Was die WAZ-Leser und Leserinnen sage:Spezielles Flair würde verloren gehen
- Das politische Bochum reagiert:Kein seelenloses Retortenstadion
- Stadt beruhigt: Kein VfL-Stadion auf der Tierheim-Fläche
- SPD legt sich fest: Emotionale Debatte über das Thema Ruhrstadion
- Aus Sicht eines bekannten Fans:So denkt er
In all den Monaten drang so gut wie keine Information darüber an die Öffentlichkeit. Das mag den Oberbürgermeister freuen, bleiben doch er und ein winziger Kreis rund um die Leitung der städtischen Wirtschaftsentwicklung sozusagen Lordsiegel-Verwahrer, dieses Allerheiligsten der Bochumer Fußballseele. Dass allerdings sogar der Nutzer dieses öffentlichen Sonder-Baukörpers, nämlich der VfL Bochum 1848, über Monate offenbar für dumm gehalten wurde, vom politischen Bochum und der Öffentlichkeit (einschließlich der zu Recht interessierten Fangemeinde) ganz zu schweigen, ist gar nicht lustig.
Wohlportionierte Häppchen-Informationen
Schon gibt es ernstzunehmende Stimmen, die mahnen, das komplette Gutachten und nicht nur wohlportionierte Häppchen daraus offenzulegen. Es wird gefragt, mit welchem Recht die Meinungsbildung zu einer solch hochemotionalen Sache, wie kaum eine andere in dieser Stadt, nur das Recht eines handverlesenen Kreises sein soll.
Mein Appell: Jetzt müssen alle Karten auf den Tisch. Wer glaubt, eine Entscheidung durch Salamitaktik oder zuvor gefilterter Informationen beeinflussen oder zumindest in die eine oder andere Richtung leiten zu können, macht seine Rechnung ohne die mündigen Bochumerinnen und Bochumer.
Da erinnere ich an den Paragrafen 26 der Gemeindeordnung für Nordrhein-Westfalen. Bürgerbegehren oder Bürgerentscheid sind ein zutiefst demokratisches Mittel. Völlig unabhängig vom Ausgang eines solchen Verfahrens würde es allein schon die von Thomas Eiskirch immer wieder propagierte „Bochum Strategie“ betreffen.
Wie heißt es da so schön: „Die Stadt Bochum lädt alle hier lebenden Menschen ein, an der Zukunft Bochums mitzuwirken. Auch dafür leistet die Bochum Strategie Rahmen und Orientierung.“
Aha! Nur wann und wie jemand mitwirken darf, entscheidet wer?