Bochum. Beim VfL Bochum wird seit Wochen sehr emotional diskutiert: Sollte der Klub an der Castroper Straße bleiben oder umziehen? Fan bezieht Stellung.
Fabian Budde ist der VfL Bochum gelegt worden von seinem Vater, 20 Fußminuten vom Ruhrstadion an der Castroper Straße ist er aufgewachsen. 44 ist er nun, ein VfL-Fan, wie ihn Bochum nicht leidenschaftlicher erfinden könnte, ein Fußball-Fan, der tausende Kilometer reist und gereist ist, um Stadien zu sammeln als Groundhopper wie andere – früher mal – Briefmarken. In allen 55 Ländern der Uefa-Nationen hat er mittlerweile mindestens ein Spiel in einem Stadion besucht, erklärt er bestens aufgelegt als Gast im VfL-Talk anne Castroper von WAZ und Radio Bochum. Am Wochenende war er in Mainz, beim Regionalliga-Südwest-Spiel gegen den FSV Frankfurt. Bochum hatte ja spielfrei.
Alle anderen Reisen in Länder, Städte, Dörfer zu Spielen in Stadien oder auch auf kleinen Plätzen, betont der Dauerkarten-Inhaber und VfL-Mitglied auf Lebenszeit, richten sich in seiner Urlaubs- und Freizeitplanung – Budde hat einen Full-Time-Job – nach dem Spielplan seiner Bochumer. Vierstellig ist die Zahl der besuchten VfL-Profi-Spiele mittlerweile, Spiele der Frauen, Jugend kommen obendrauf. Zwei Ligaspiele der Profis hat er mal verpasst – und die Geisterspiele der Pandemie haben ihm zu schaffen gemacht.
VfL Bochum: Aufstieg vor leeren Rängen
Er reiste trotzdem hin. Da stand er vor den Stadien, in Hannover etwa, in Osnabrück und Fürth konnte man von draußen immerhin ein Tor sehen, erzählt er. „Es war blöd, das möchte ich nie wieder erleben“, sagt er. „Aber ich musste ja im Rhythmus bleiben“, so der Fan-Riese lachend – Pay-TV ist für ihn „keine Alternative“. Die Aufstiegs-Saison war daher für Budde eine schmerzhafte Saison. Der 3:1-Sieg gegen Sandhausen zum Aufstieg im Mai vor leeren Rängen – Budde stand wie viele andere draußen vor den Toren. „Alles war abgeriegelt, man bekam vom Spiel nichts mit. Das tat mehr weh als ein Abstieg“, erklärt er seine Gefühle.
Unseren VfL-Talk „anne Castroper finden Sie auch bei YouTube. Abonnieren Sie gerne unseren Kanal.
Auch in den Trainingslagern war Budde immer dabei, in diesem Sommer wanderte er mit seinem Kumpel Kai, beide Mitglieder des Fanklubs „fantastic supporters“, rund 150 Kilometer, 3500 Höhenmeter nach Gais in Südtirol. Die Japan-Reise 2008, auch sie zählt zu seinen Highlights.
Früher, erklärt Budde, war man als Fan noch näher dran, plauderte mit den Profis wie seinem Allzeit-Lieblingsspieler Sören Colding. Von solchen Spielern gebe es nur noch wenige wie Danilo Soares, Cristian Gamboa, Anthony Losilla. Und Trainer? Mit Marcel Koller habe er sich sehr gut verstanden, und auch der aktuelle VfL-Trainer Thomas Letsch sei ein sehr fannaher, guter Typ, der sich immer Zeit nehme für Fotos, ein Gespräch.
Budde ist 1979 geboren, als das heutige Ruhrstadion eröffnet wurde. Es ist, das sagt er auch, in die Jahre gekommen - ein Standort-Wechsel aber kommt für ihn nicht infrage. „Man kann den berühmten Spruch von Ottokar Wüst nur wiederholen: Der VfL kommt von der Castroper Straße, da soll er auch bleiben.“ Die Diskussionen müsse man führen, aber „in Ruhe“.
VfL Bochum fehlen „vier, fünf Punkte“
Dahin muss es nach dieser Saison nicht gehen, meint Budde, der den VfL gut genug aufgestellt sieht. Vier, fünf Punkte würden fehlen, mit den Leistungen zuletzt aber war er einverstanden, so der Allesfahrer, der natürlich am Sonntag in Heidenheim wieder dabei sein wird. Und auf eine angenehme Rückreise setzt, bevor er Montagfrüh wieder zur Arbeit muss. Sein Tipp: „Wir gewinnen 2:1.“