Bochum. Das Ruhrstadion dominiert in Bochum die Debatte. Die Parteien sortieren sich und ergreifen Position. Sie sind es, die am Ende entscheiden müssen.

Nachdem Einzelheiten zur Zukunft des Ruhrstadions und einem möglichen Neubau an anderer Stelle bekannt geworden sind, schlagen die Wellen in der Bochumer Lokalpolitik hoch. Jemand, der sehr vertraut ist mit den aktuellen Überlegungen, erklärt, warum denn diese Debatte nicht öffentlich geführt wurde oder wird: „Jetzt geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Ich bin fest davon überzeugt, dass Oberbürgermeister Thomas Eiskirch eine Lösung präsentieren möchte, die von allen akzeptiert werden kann.“

Jentsch (SPD): Das Herz des VfL schlägt an der Castroper Straße

Burkart Jentsch, SPD-Fraktionsvorsitzender, bekennt jedenfalls, dass jetzt einiges zu tun sei. Schließlich würden immer mehr Fans sich die Heimspiele anschauen: „Dazu kommt, dass das Stadion in keinem guten Zustand ist. (...) Für mich ist dabei aber eines ganz klar: Das Herz des VfL schlägt an der Castroper Straße. Ein Neubau an anderer Stelle kommt für mich nicht infrage. Dass wir für die Zukunftsfähigkeit des Stadions sorgen müssen, ist aber auch klar.“ Zu beachten seien dabei sowohl die Interessen des VfL, die Auflagen der Deutschen Fußball Liga. „Bei allen Überlegungen darf die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen allerdings nicht aus den Augen verloren werden“, so Jentsch. Die Politik warte darauf, dass konkrete Pläne vorgelegt würden, die es dann zu diskutieren gelte

Der Koalitionspartner stimmt dem zu. Fraktionsvorsitzender Sebastian Pewny: „Wir warten die Beratungen von der Stadt als Besitzer und VfL Bochum als Pächter des Stadions ab. Eine tragfähige Lösung für die Zukunft des Stadions an der Castroper Straße kann es nur geben, wenn VfL Bochum und Stadt Bochum einen gemeinsamen machbaren Vorschlag präsentieren. Dass etwas am Stadion passieren muss, sei für alle selbstverständlich und auch hier das Bekenntnis vom Herz des VfL Bochum, das an der Castroper Straße schlage.

Aufmerksam verfolgt der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Roland Mitschke die aktuelle Debatte und erinnert daran, dass seine Fraktion bereits vor Jahren darauf hingewiesen habe, dass eine Alternative für die viel zu kleine Rundsporthalle geschaffen werden müsse. „Ich sehe auch kritisch, dass der Pachtvertrag mit dem Tennisverein dort verlängert und das Fliednerheim an gleicher Stelle neu gebaut worden ist“, so Mitschke. Zum Neubau merkt der Fraktionsvize nur an: „Ein Stadion-Neubau hätte zumindest den Vorteil, dass der VfL in dieser Zeit weiterhin im Ruhrstadion spielen könnte.“

FDP: Doppelhaushalt ist doch auf Kante genäht

Etwas zerknirscht äußert sich Felix Haltt als Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. „Als Ratsmitglied will man es eigentlich nicht erst aus der Zeitung erfahren, wenn die Stadt angeblich bereit ist, hohe Millionenbeträge zu investieren. Aber auch der mögliche Neubau eines Stadions für unseren VfL ist etwas irritierend.“

Er erinnert an die prekäre Haushaltslage der Stadt: „Der aktuelle Doppelhaushalt ist doch auf Kante genäht, wie wir immer wieder gehört haben. (…) Mir fehlt daher die Phantasie, woher das Geld für einen Stadionneubau überhaupt kommen soll. Ein seelenloses Retorten-Stadion irgendwo auf der grünen Wiese ist aus unserer Sicht jedenfalls keinen Cent wert.“

Sein Vize Léon Beck ergänzt: „Den Plan für einen möglichen Stadionbau an der Universitätsstraße finden wir aber auch aus anderen Gründen nicht überzeugend. Die Verkehrsanbindung mit dem Auto wäre – auch mit der Anbindung an die Autobahn – sicherlich gut, aber eine tragfähige Nahverkehrsanbindung sehen wir eigentlich nicht. Die Verlängerung der U 35 nach Langendreer wurde wegen schlechter Wirtschaftlichkeit schon mal verworfen.