Bochum. Fans des VfL Bochum diskutieren über die Zukunft des Ruhrstadions. Was sie zum möglichen Neubau sagen – wir haben uns „anne Castroper“ umgehört.

„Castroper Strasse 145 Unverhandelbar!“ Die Fans des VfL Bochum in der Ostkurve zeigten mit einem Banner, was sie von einem Stadionneubau für den VfL halten vor dem Anpfiff der Bundesliga-Partie gegen den 1. FC Köln. Auch bei den von dieser Redaktion befragten Anhängerinnen und Anhängern war der Tenor vor der Partie eindeutig: „Hierbleiben“ hieß es immer wieder bei den Diskussionen, die Fans vor dem Gang zu ihrem angestammten Platz führten. Der Standort dürfe nicht aufgegeben werden.

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Der VfL benötigt mehr Kapazität als die derzeit 26.000 Plätze, mehr VIP-Plätze, um langfristig mithalten zu können in der Bundesliga. Das ist Konsens und der Klub ist mit der Eigentümerin des Ruhrstadions, der Stadt Bochum, seit langem in Gesprächen. Nach Informationen der WAZ hat die Stadt nun zwei Optionen erarbeitet, würde jeweils rund 90 Millionen Euro bereitstellen. Eine Option sieht einen Neubau auf einer Fläche an der Stadtgrenze zu Witten vor, wo derzeit noch das Tierheim steht. Die andere einen Ausbau der Ostkurve um 4000 Plätze, womöglich auch eine Aufstockung der Haupttribüne. Die Rundsporthalle würde dafür abgerissen, eine neue Multifunktionshalle auf dem Kirmesplatz solle entstehen.

„Der VfL kommt von der Castroper Straße, hier muss er bleiben“

„Der VfL kommt von der Castroper Straße, hier muss er bleiben. Das ist der VfL seit 110 Jahren, das gibt es im Profifußball sonst nirgendwo“, sagt Stephan Becker. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Der Dauerkarten-Inhaber sieht die Notwendigkeit und Chance, am Standort zu erweitern, „das muss auch sein“.

Stephan Becker findet: „Der VfL kommt von der Castroper Straße, hier muss er bleiben.“
Stephan Becker findet: „Der VfL kommt von der Castroper Straße, hier muss er bleiben.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Das Stadion gehört hierhin“, sagt auch Max Block. Aachen etwa sei ein mahnendes Beispiel, die Alemannia spielt in einem schicken Rund in der 4. Liga. Er verweist auch gerne auf Schalke: „Die haben eine große Turnhalle, aber das garantiert ja keinen Erfolg.“ Eine Erweiterung auf rund 30.000 Fans sei sinnvoll, mehr nicht nötig – schon gar nicht bei einem Abstieg, das hört man immer wieder. Modernisiert werden müsse das Ruhrstadion auf jeden Fall, „der Block A muss mal geputzt werden, das würde ich mir wünschen“, sagt er. Und: Ein Ausbau am Standort sei günstiger als ein Neubau, so sein Kollege Matthias Steinke. In Freiburg, in Mainz, in Mönchengladbach gebe es weite Wege – in Bochum steht das Rund in der City, mittendrin, die meisten VfL-Fans benötigten für die Anreise kein Auto.

Matthias Steinke (l.) und Max Block vor der Partie des VfL Bochum gegen den 1. FC Köln. Block verweist auf Schalke: „Die haben eine große Turnhalle, aber das garantiert ja keinen Erfolg.“
Matthias Steinke (l.) und Max Block vor der Partie des VfL Bochum gegen den 1. FC Köln. Block verweist auf Schalke: „Die haben eine große Turnhalle, aber das garantiert ja keinen Erfolg.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Bochum-Fan: Wenn das Ruhrstadion nicht mehr wäre, ginge ein Stück Kultur verloren

Andre Blunck sieht es auch so: „Wenn das Stadion nicht mehr hier wäre, ginge ein Stück Kultur verloren.“ Das ganze Drumherum, die Kneipen, – eine einzigartige Geschichte. „Hier kann man mit der Straßenbahn praktisch auf den Rasen fahren.“ Bei 26.000 wäre die Bude voll, „mehr brauchen wir nicht“ – schon gar nicht bei einem Abstieg in die 2. Liga.

„Wenn das Stadion nicht mehr hier wäre, ginge ein Stück Kultur verloren“, findet Andre Blunck.
„Wenn das Stadion nicht mehr hier wäre, ginge ein Stück Kultur verloren“, findet Andre Blunck. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Deshalb käme ein Neubauprojekt auch viel zu früh, meinen Jenny Köhn und Anja Thamm. „Wir müssen erst einmal stabil in der Bundesliga bleiben. In der 2. Liga kamen oft nur 12.000 Fans“, sagt Köhn. „Unser Herz hängt am Schmuckkästchen.“ Sie haben Verständnis, dass der VfL mehr VIP-Plätze, mehr Plätze insgesamt, mehr Einnahmen benötige – aber in Maßen und nicht woanders. Anja Thamm: „Hier ist die Bude immer ausverkauft in der Bundesliga. Wir müssen hierbleiben.“

Ein Neubauprojekt käme zu früh finden Jenny Köhn (l.) und Anja Tamm. „Wir müssen erst einmal stabil in der Bundesliga bleiben.“
Ein Neubauprojekt käme zu früh finden Jenny Köhn (l.) und Anja Tamm. „Wir müssen erst einmal stabil in der Bundesliga bleiben.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst