Bochum. Mit Charme und Talent ist die Bochumer Schauspielerin Friederike Becht zur gefeierten Fernsehgröße geworden. Jetzt kehrt sie zurück ans Theater.

Auf nach Uruguay! Für einen Kinofilm über den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele steht die Schauspielerin Friederike Becht aus Bochum im Juni in Montevideo vor der Kamera. Die Nazi-Bestie spielt August Diehl, Becht ist seine Frau Martha. Selbst für einen gefeierten Filmstar wie sie ist ein Trip nach Südamerika ungewöhnlich: „Darauf bin ich echt mal gespannt“, sagt sie.

Friederike Becht aus Bochum blickt auf imposante Filmkarriere zurück

Auf eine imposante TV-Karriere kann die 36-jährige Schauspielerin mittlerweile zurückblicken. Mit ihrem Ehemann, dem Comedian Sebastian 23, und den beiden Kindern Paula und Jonas lebt sie in Bochum – und eroberte von hieraus mit Fleiß und viel Talent die scheinbar so glitzernde Filmwelt weit über deutsche Grenzen hinaus.

Sie spielte prägnante Rollen in Serien wie „Parfum“ und dem Zweiteiler „Brecht“, „Ökozid“ war ein heißdiskutierter Film zur Klimakrise. Für das Krimidrama „Schneller als die Angst“ erhielt sie im letzten Jahr den Deutschen Fernsehpreis. 2015 bekam sie den Ulrich-Wildgruber-Preis zur Förderung junger Schauspieler.

Nach längerer Pause wieder am Schauspielhaus Bochum

Um Filmkarriere und Familie unter einen Hut zu bekommen, braucht es für Friederike Becht vor allem ein gutes Zeitmanagement. „Ich bin ziemlich oft weg, einen Alltag und kontinuierlichen Wochenrhythmus gibt es dadurch oft nicht“, sagt sie. „Was gibt es da Schöneres, als einfach mal von zu Hause arbeiten zu können?“

In dem Stück „Blank“ ist Friederike Becht (vorn links) gut maskiert in den Kammerspielen zu erleben. Ebenfalls mit dabei: (von links): Victor IJdens, Ulvi Teke, Romy Vreden, Anne Kulbatzki und Veronika Nickl.
In dem Stück „Blank“ ist Friederike Becht (vorn links) gut maskiert in den Kammerspielen zu erleben. Ebenfalls mit dabei: (von links): Victor IJdens, Ulvi Teke, Romy Vreden, Anne Kulbatzki und Veronika Nickl. © JU Bochum | JU Bochum

So hat sich Becht kürzlich dazu entschieden, nach längerer Pause mal wieder ein Gastengagement am Bochumer Schauspielhaus anzunehmen, mit dem sie eine lange, bewegte Geschichte verbindet. In der Aufführung von „Blank“ kann man sie derzeit in den Kammerspielen sehen – oder halt auch nicht. Denn ein Clou dieser sehenswerten Inszenierung ist es, dass alle Schauspieler auf der Bühne weiße Masken tragen.

Auf der Bühne nur hinter einer Maske zu sehen

Während der Proben sei das ein schwieriger, aber auch spannender Prozess gewesen: „Hinter einer Maske zu spielen, raubt einem Schauspieler ein ganz wichtiges Ausdrucksmittel, nämlich seine Mimik“, erzählt Becht. „Man hat noch seine Sprache, seinen Atem und seinen Körper, und eben die Maske als ganz eigenes Wesen. Eine spezielle Herausforderung, aber es funktioniert.“

„Blank“ ist ein hartes Stück, es geht um Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt. Erzählt wird davon in vielen kleinen Szenen, die lose nebeneinanderstehen. Einen klassischen roten Faden gibt es nicht: „Klar sind die Themen ernst, aber auch wichtig und bewegend. Und der Text ist stark.“

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Schmerzhafter Ritt auf dem Hexenbesen

Neben all den Erfolgen beim Film: Das Theaterspiel bezeichnet Friederike Becht als ihre Wiege. 2010 kam sie mit dem ehemaligen Intendanten Anselm Weber aus Essen nach Bochum und erlebte hier unvergessliche Jahre. Sie spielte die Desdemona im „Othello“ in der Regie David Bösch oder in „Hexenjagd“ von Daniela Löffner. Besonders gern erinnert sie sich an ihre Arbeiten mit dem Regisseur Jan Neumann wie „Hochstapeln“ und „Die Ehe der Maria Braun“.

Schmerzhafte Erinnerungen verbindet sie mit dem Kinderstück „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler. Bei einer Nachmittagsvorstellung 2011 im ausverkauften Schauspielhaus stürzte sie bei ihrem Ritt auf dem Hexenbesen plötzlich ab, sehr zum Schreck der vielen Kinder im Saal. Die Folgen waren zwei gebrochene Rippen und ein verstauchtes Schlüsselbein. Das Schauspielhaus nannte „technische Probleme mit dem Fluggeschirr“ als Grund.

Mit dem Schauspielhaus Bochum verbindet Friederike Becht viel: Hier eine Szene aus „Kabale und Liebe“ 2014 mit Nils Kreutinger in der Regie von Anselm Weber.
Mit dem Schauspielhaus Bochum verbindet Friederike Becht viel: Hier eine Szene aus „Kabale und Liebe“ 2014 mit Nils Kreutinger in der Regie von Anselm Weber. © Schauspielhaus Bochum | Thomas Aurin

„Ich war sehr müde an dem Tag“, erinnert sie sich. „Und ich glaube, Unfälle passieren schneller, wenn man unachtsam oder erschöpft ist. Wenn ich daraus etwas gelernt habe, dann dies: Man sollte zwischendurch mal einen Gang zurückschalten.“

Dabei denkt Friederike Becht an Pausen eher selten, anders wäre ihr dichter Terminplan wohl kaum zu schaffen. Die Fernseh- und Kinozuschauer freut’s, denn schon viele Filmproduktionen bereicherte sie mit wunderbar natürlicher Präsenz. Ans Herz gewachsen sind ihr viele Rollen, auch Käthe Kruse. Die legendäre Puppenmacherin spielte sie 2015 in einer vielbeachteten Filmbiographie.

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Neue Pläne im Kunstbunker des Bochumer Künstlerbundes

Trotz beachtlicher Erfolge ist Friederike Becht bodenständig geblieben und liebt ihre Heimatstadt wie kaum eine zweite. Gerade entdeckt sie den Kunstbunker des Bochumer Künstlerbundes als einen Ort, an dem sie gern Theater spielen möchte.

Auf Preisverleihungen und den roten Teppichen zwischen Hamburg und München bewegt sie sich derweil mindestens ebenso souverän. Für Becht sind das keineswegs verschiedene Welten: „Da halte ich es mit Sandra Hüller, die einmal gesagt hat: So groß die Erfolge auch sein mögen, am Ende muss jeder seinen Müll selbst ‘runtertragen.“

„Blank“ ist wieder zu sehen am 1. und 21. Juni in den Kammerspielen. Karten: 0234 3333 5555

Neue Abenteuer im Kunstbunker

Im Kunstbunker des Bochumer Künstlerbundes (Baarestraße 68) wird Friederike Becht in einem Theaterabend unter dem Titel „Vor aller Augen“ zu sehen sein. Die Aufführung basiert auf dem Roman von Martina Clavadetscher, die eine Reihe von Frauen auf weltberühmten Gemälden porträtierte.

Wer war eigentlich das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge von Jan Vermeer? Oder die Dame mit dem Hermelin von Leonardo da Vinci?

Geplant sind Vorstellungen am 16. Juni um 19.30 Uhr, 17. Juni um 18 Uhr. Weitere Informationen: kunstbunker-bochum.de