München. . Die Puppen, die sie schuf, gelten als Kunst. Weltweit. Und auch das Leben der Käthe Kruse, das die ARD zeigt, ist ein Kunstwerk.

Aus „einem Haufen Schmutz“ auf dem Tisch formt sie mit ihren Fingern ein anrührendes Kindergesicht, und das überzeugt auch den Richter: Die Puppen, die diese Frau für die ganze Welt herstellt, das ist Kunst. Für Käthe Kruse, die Markenschutz im Kampf gegen die billigen Imitate eines Spielwarenriesen einklagte, war es der krönende Moment einer Erfolgsgeschichte, die natürlich für eine Fernsehverfilmung taugt. Und die reiht sich ein in die zahllosen Frauenbiografien wie „Margarete Steiff“ oder „Beate Uhse“, die in den letzten Jahren zu sehen waren und auf ähnlichen Pfaden wandelten: Eine Frau kämpft sich den Weg zur Selbstbestimmung gegen alle Widerstände frei.

Zartes, frisches und glaubwürdiges Gesicht

In Franziska Buchs Film, der auch nur den Namen der legendären Puppenschöpferin trägt, sind die Töne indes stets moderat, der Behauptungswille der jungen Frau wird nicht von lärmenden Anklagen begleitet, sondern eher in aufgesagt wirkenden Einsichten artikuliert: „Was ist das für eine Welt, in der wir nicht über unser Leben entscheiden dürfen“, fragt Käthe ein bisschen zu programmatisch in die Runde, aber sei’s drum. Friederike Becht ist ein zartes, frisches und glaubwürdiges Gesicht für die Rolle dieser lebenshungrigen Frau, die ihre Ziele eher mit einer kaum fühlbaren Hartnäckigkeit und dem dezenten Charme eines feinsinnigen Wesens ansteuert als mit dem Kampfgeist einer Furie, die die Herrschaft der Männer brechen will.

Auch interessant

Ohnehin verfällt sie mit jungmädchenhaftem Schwärmen erst einmal der verführerischen Ausstrahlung des Bildhauers Max Kruse, den der wie immer großartige Fritz Karl als eigensinnigen Querdenker gibt, umgeben von einer intellektuell durchdrungenen Künstler-Boheme, die den modernen Zeiten des frühen 20. Jahrhunderts mit tiefsinnigen Betrachtungen frönt. Die Mutter (Ursula Strauss), eine Näherin, mit der Käthe das armselige Zimmer teilt, warnt vergeblich vor dem bestimmenden Mannsbild; Max lässt seine Käthe lange leiden, bevor er sie dann doch noch heiratet. Der junge Anwalt David (stark: Franz Dinda), der sie aufrichtig liebt, kann sie nicht für sich gewinnen, obwohl sie eine Weile schwankt.

Der Erste Weltkrieg in drei Minuten

Franziska Buch erzählt die Emanzipation ihrer Heldin vom starken Mann, der an wachsender Erfolglosigkeit verzweifelt und damit fertig werden muss, dass am Ende seine Frau ihn ernährt, indes ein bisschen zu betulich. Sie fühlt sich der Chronologie eher verpflichtet als einem Spannungsbogen. Selbst der Erste Weltkrieg rauscht in drei Minuten durch, und weiter geht’s.

Schöne, warme Brauntöne liefern die Bilder von Kameramann Konstantin Kröning, auch die Ausstattung des Films ist durchaus ansehnlich, wenn auch nicht opulent, die klassisch anmutende Musik dezent, so dass der Rahmen stimmt und man gerne hinsieht. Alles fließt dahin, nur lebendig wird es nicht wirklich. An den Schauspielern liegt es nicht.

Fazit: Schön dahinfließendes, gut gespieltes, aber doch etwas betuliches Porträt der erfolgreichen Puppenschöpferin.

Samstag, ARD, 20.15 Uhr