Bochum-Stahlhausen. Der Künstlerbund feiert im Kunstbunker große Erfolge beim Publikum. Die Veranstaltungen sind prima besucht – jetzt startet die neue Ausstellung.

Neulich im Kunstbunker: Die Bochumer Symphoniker hatten sich zu einem ihrer beliebten Stadtteilkonzerte angekündigt. Erstmals sollte dieser Auftritt in dem ehemaligen Luftschutzbunker an der Baarestraße in Bochum stattfinden – und das Publikumsinteresse ließ nicht lange auf sich warten: „Die ersten 30 Besucher standen schon eineinhalb Stunden vor dem Konzert hier vor der Tür“, erzählt die Vorsitzende Jacqueline Kraemer. „Am Ende war es supergut besucht.“

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Kunstbunker in Bochum bestens besucht

Von solchen Erlebnissen berichtet der Künstlerbund in letzter Zeit häufiger. Seitdem der aufwendig sanierte Bau mit den meterdicken Wänden von den Künstlern für regelmäßige Ausstellungen und kleinere Veranstaltungen genutzt wird, hat sich der Kunstbunker zu einer Top-Adresse im Bochumer Kulturleben entwickelt. „Für uns ist das unfassbar schön, weil wir merken, dass wir hier mitten in Stahlhausen richtig etwas bewegen können“, sagt die zweite Vorsitzende Uta Hoffmann. „Die Menschen sind neugierig auf diesen besonderen Ort und auf unsere Angebote hier.“

Die nächsten Veranstaltungen im Kunstbunker

Die Ausstellung „Ruths wilde Erdbeeren“ ist bis 17. Juni im Kunstbunker (Baarestraße 68) zu sehen. Geöffnet mittwochs von 16 bis 19 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr.

Am Samstag, 13. Mai, 14 bis 17 Uhr, wird der Bunker zum Teil der Bo-Biennale. Die Reihe „Kunst hören“ wird am Mittwoch, 7. Juni, um 19 Uhr mit einem Konzert der Musikerin Tia Lou und einer Lesung von Oliver Möller fortgesetzt.

Die Schauspielerin Friederike Becht zeigt die Uraufführung des Stück „Vor aller Augen“ am Freitag, 16. Juni, um 19.30 Uhr im Kunstbunker. Alle Infos: kunstbunker-bochum.de

Zwei bis drei Veranstaltungen pro Monat für jeweils etwa 60 bis 80 Besucher führt der Künstlerbund im Bunker durch, komplett ehrenamtlich und mit viel Enthusiasmus. Dazu gehören Konzerte, Lesungen und Performances. Die Schauspielerin Maria Wolf hat ihre bestens besuchte Reihe „Kunst hören“ entwickelt, auch eine Spendengala für obdachlose Frauen fand schon statt. „Die Anfragen häufen sich, weil viele die Besonderheit dieser Räume erkannt haben“, so Hoffmann.

Elektro-Partys sollen hier nicht stattfinden

So sollten hier bereits eine Elektro-Party und die Pressekonferenz für einen Boxkampf im Ruhrcongress stattfinden: „Das haben wir aber abgelehnt. Mit Rücksicht auf die Nachbarn ist bei uns spätestens um 22 Uhr Schluss, und wir geben schon darauf acht, dass dies ein Ort für Kunst und Kultur bleibt.“

Wer dies im Kunstbunker in seiner schönsten Form erleben möchte, dem sei die Eröffnung der neuen Ausstellung „Ruths wilde Erdbeeren“ am Freitag, 28. April, um 18 Uhr empfohlen, die von der Poetry-Slammerin Jana Goller begleitet wird. In einer großen Sammelschau widmen sich darin 25 Mitglieder des Künstlerbundes auf vielfältige Weise den Geschichten ihrer Kindheit und Jugend. „Es geht um Erinnerungen und darum, was diese mit uns Menschen machen“, sagt Kraemer.

Die Veranstaltungen im Kunstbunker erfreuen sich großer Beliebtheit. Hier verfolgen zahlreiche Besucher ein Stadtteilkonzert der Bochumer Symphoniker.
Die Veranstaltungen im Kunstbunker erfreuen sich großer Beliebtheit. Hier verfolgen zahlreiche Besucher ein Stadtteilkonzert der Bochumer Symphoniker. © Jacqueline Kraemer

Reizvolle Erinnerungen an die Kindheit

Der Reiz der Ausstellung liegt in ihrem Ideenreichtum. Teilweise sind die Rückschauen auf das eigene Kindesalter überaus konkret gefasst. So zeigt Rüdiger Echterhoff eine Reihe von Zigarrenkisten, in denen man früher diverse Gegenstände wie Fotos, Streichhölzer und Rasierpinsel aufbewahrte. Peter Wiethoff erinnert sich an die Atombombentests während der 60er Jahre. Uta Hoffmann hat ein kleines Tipi aufgebaut, weil die Partys im elterlichen Haus in Attendorn damals gern im „Schnapszelt“ stattfanden.

Die meterdicken Mauern des Kunstbunkers an der Baarestraße sind zu einem beliebten Ort für kulturelle Veranstaltungen geworden.
Die meterdicken Mauern des Kunstbunkers an der Baarestraße sind zu einem beliebten Ort für kulturelle Veranstaltungen geworden. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Einen fast dokumentarischen Blick wirft die Künstlerin Youngsuk Noh auf ihre Heimat in Korea, wo großformatige Fotos an Wäscheleinen gehängt vom Reinigungsbetrieb ihrer Familie erzählen. 13 Stunden am Tag rattern dort die Maschinen. Eher abstrakt geht die Bühnenbildnerin Brigitta Weiss mit dem Thema um, die ein großes Nest in den Ausstellungsraum gehängt hat. Ihre Sehnsucht nach schier grenzenloser Freiheit, die viele mit ihrer Kindheit verbinden, äußert Barbara Tewes in einem geheimnisvoll grün schimmerndem Bild im Eingangsbereich.