Bochum. Für ihre großen Verdienste um das Schauspielhaus Bochum wird Beckmann in den Kammerspielen geehrt. Wir erinnern an ihre fünf schönsten Rollen.

Otto Sander, Hannelore Hoger und zuletzt Dietmar Bär haben den großen Preis schon erhalten, jetzt ist die Liste der Geehrten um einen klingenden Namen reicher: Die Schauspielerin Maja Beckmann (45) wird am Samstag, 29. Oktober, in den Kammerspielen Bochum mit dem Bernhard-Minetti-Preis ausgezeichnet.

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Große Auszeichnung für Maja Beckmann in Bochum

Alle drei Jahre vom Kemnader Kreis gestiftet, wird die Auszeichnung an Künstlerinnen und Künstler verliehen, die sich auf besondere Weise um das Schauspielhaus Bochum verdient gemacht haben. Dotiert ist der Preis mit 5000 Euro.

„Diesmal haben wir uns bewusst für eine etwas jüngere Schauspielerin entschieden“, sagt der Vorsitzende des Kemnader Kreises, Prof. Burkhard Herrmann, der Beckmann die gute Nachricht bereits am Telefon mitgeteilt hat: „Sie war den Tränen nahe und freut sich total, nach Bochum zu kommen.“ Seit 2019 ist Beckmann in Zürich engagiert. Für die schon lang geplante und bereits zweimal verschobene Bochumer Premiere von „Einfach das Ende der Welt“ ist sie am 28. und 29. Oktober ohnehin im Schauspielhaus zu sehen, das trifft sich mit der Preisverleihung also bestens.

Die Preisträgerin ist gut gewählt, denn kaum eine Schauspielerin haben die Bochumer Theatergänger in den letzten Jahren so sehr ins Herz geschlossen wie Maja Beckmann. Zwischen 2001 und 2013 erreichte sie hier eine Popularität, wie man sie selten erlebt. Höchste Zeit also, noch einmal kurz an ihre fünf schillerndsten Auftritte an der Königsallee zu erinnern.

Titanic

In dem legendären „Titanic“-Abend 2003 in der Eve Bar sah man Maja erstmals an der Seite ihrer Schwester Lina, die inzwischen ebenfalls eine hoch dekorierte Schauspielerin (in Hamburg) ist. In einer so anrührenden wie unterhaltsamen Stunde, die für Lachsalven in der kleinen Bar sorgte, knöpften sich beide den „Titanic“-Film mit Leonardo DiCaprio vor – und drehten daraus ihr ganz eigenes Ding, ohne allerdings die Hollywood-Romanze ins Lächerliche zu ziehen. Welch enormes Talent die beiden Schwestern damals bereits mitbrachten, war nicht schwer zu erkennen.

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Das Sissi-Syndrom

Ab 2007 feierte Maja Beckmann große Erfolge mit ihrem Solo „Das Sissi-Syndrom“ auf der Kellerbühne des Schauspielhauses, die heute Oval Office heißt. Der Abend verstand sich als Hommage an Romy Schneider, deren tragisches Leben Beckmann auf ungemein spielerische Weise Revue passieren ließ. Vom jungen Mädchen über die Kitsch-Ikone in den „Sissi“-Filmen bis zum Absturz eines Weltstars ging die muntere Reise.

In „Einfach das Ende der Welt“ kehrt Maja Beckmann Ende Oktober ins Schauspielhaus Bochum zurück. Die Inszenierung von Christopher Rüping feierte bereits große Erfolge am Schauspielhaus Zürich.
In „Einfach das Ende der Welt“ kehrt Maja Beckmann Ende Oktober ins Schauspielhaus Bochum zurück. Die Inszenierung von Christopher Rüping feierte bereits große Erfolge am Schauspielhaus Zürich. © Schauspielhaus Zürich | Diana Pfammatter

I hired a contract killer

Für die Darstellungen etwas schrulliger, einsamer junger Frauen hat Maja Beckmann ein besonderes Händchen. Ein schönes Beispiel dafür war „I hired a contract killer“ 2008 in der Regie von Jorinde Dröse. In der schwer zu Herzen gehenden Tragikomödie nach dem Film von Aki Kaurismäki engagiert Pechvogel Henri (grandios gespielt von Henning Hartmann) einen Killer für sich selbst – kurz bevor ihm die Liebe seines sehr bald zu Ende gehenden Lebens in Gestalt der jungen Margaret begegnet, von Beckmann hinreißend gegeben.

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Das Mädchen aus der Streichholzfabrik

Eine intensive Arbeitsbeziehung verbindet Maja Beckmann mit dem Regisseur David Bösch, dessen oftmals eher düsteren, grauen Aufführungen sie wunderbar zum Leuchten bringt. Ein herausragendes Beispiel dafür war „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ 2013 in den Kammerspielen, das Beckmann als verlorene Fabrikarbeiterin Iris zeigte. Mit völlig simplen Mitteln schafften es beide, aus der traurigen Filmvorlage bewegendes Theater zu machen. Unvergessen bleibt ihr Kampf mit der stoischen Discokugel.

Wunschkinder

Dass Beckmann auch ernsten Rollen einigen Glanz geben kann, bewies sie 2016 bei ihrer kurzzeitigen Rückkehr ans Schauspielhaus: In „Wunschkinder“ in der Regie des ehemaligen Intendanten Anselm Weber spielte sie eine psychisch labile Mutter, die in ihrer viel zu weiten grauen Strickjacke oft minutenlang ins Leere starrte. Das Stück schwankte mutig auf der Grenze zwischen Boulevardkomödie und bitterem Sozialdrama, als Beckmanns Tochter überzeugte die nur wenige Jahre jüngere Sarah Grunert.