Selten ist sich das Publikum nach einer Premiere so schnell einig gewesen wie am Sonntagabend in den Kammerspielen: Der große Jubel wandelt sich bereits in den unvermeidlichen Klatschmarsch, da sind das Regieteam und die Autoren noch gar nicht auf der Bühne erschienen. „Absolut berührend“, meint eine Zuschauerin beim Hinausgehen. „Ich hatte Tränen in den Augen“, sagt eine andere. Kein Zweifel: Mit „Wunschkinder“ haben Lutz Hübner und Sarah Nemitz einen Nerv getroffen.

Warten auf den nächsten Einsatz

Das Stück schwankt auf der Grenze zwischen Boulevardkomödie und bitterem Sozialdrama und gewinnt besonders im zweiten Teil der knapp zweistündigen Aufführung überraschend an Tiefe (Kritik im Hauptteil). Intendant Anselm Weber nimmt die Figuren ernst, stellt ihre Schwächen nie zur Schau und lässt die Geschichte betont sachlich spielen. Dazu passt, dass das Bühnenbild ebenfalls überaus nüchtern daherkommt: In einem leeren, manchmal blau schimmernden Kasten fast ohne Requisiten sind die Schauspieler auf sich allein gestellt. Niemand geht von der Bühne ab. Wer gerade nicht spielt, wartet weiter hinten auf seinen nächsten Einsatz.

In „Wunschkinder“ meistern sechs Schauspieler ihre Rollen mit Hingabe, wobei besonders Maja Beckmann zu nennen ist. Wie sie die psychisch labile Mutter in einer viel zu weiten Strickjacke spielt und dabei manchmal minutenlang ins Leere starrt, geht schwer zu Herzen.

Dass ihre Tochter von der nur zwölf Jahre jüngeren Sarah Grunert gespielt wird, irritiert natürlich. Aber eine bessere Besetzung als Maja Beckmann hätte man für diese Rolle schlichtweg nicht finden können.