Bochum. Pralles Kindertheater bietet das Junge Schauspielhaus Bochum mit einer witzigen Adaption des berühmten Buches. Jetzt geht’s in die Schulklassen.

Ein Pilot stürzt ohne Trinkwasser in der Sahara ab. Inmitten von Sanddünen macht er eine merkwürdige Bekanntschaft – mit dem „kleinen Prinzen“. Das ist in aller Kürze die Story eines der bekanntesten Kinderbücher unserer Zeit, gleichsam eine Hymne an Freundschaft und Menschlichkeit, die man in diesen trüben Tagen nicht oft genug anstimmen kann.

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Junges Schauspielhaus Bochum zeigt Märchenklassiker

Das wundersame Märchen ist jetzt reif für die Bühne: Das Junge Schauspielhaus Bochum zeigt eine prächtige, witzige und doch sehr eigenwillige Adaption des Buchs von Antoine de Saint-Exupéry – und tourt damit durch die Schulklassen.

Schauspielhaus und Schulen schließen Kooperation

Das Schauspielhaus baut die Zusammenarbeit mit Bochumer Schulen aus. Mit der Erich-Kästner-Schule, der Gesamtschule-Mitte und der Hildegardis-Schule schloss das Theater jetzt einen Kooperationsvertrag. Das Ziel: die Entwicklung einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Theater, Theaterpädagogik und den Klassen, damit die Schülerinnen und Schülern auch selbst kreativ tätig werden können.

Konkret heißt dies, dass alle Schüler einmal pro Spielzeit eine Inszenierung des Schauspielhauses besuchen sollen. Jeder Vorstellungsbesuch wird dann mit einem zusätzlichen theaterpädagogischen Angebot pro Klasse oder Kurs vertieft. Denn: „Ihr seid die neue Generation von Zuschauern“, begrüßte Intendant Johan Simons die Schüler.

In letzter Zeit zieht es das Schauspielhaus verstärkt hinaus in die Stadt. Theaterabende außerhalb der eigenen vier Wände gab es zuvor eher selten, doch seit etwa einem halben Jahr hat sich das geändert. Auf großen Beifall und reihenweise ausverkaufte Säle stoßen die Aufführungen des Stücks „Nicht wie ihr“, die in den Vereinsheimen Bochumer Fußballclubs gezeigt werden. Mit „Der kleine Prinz“ sind jetzt die Grundschulen an der Reihe: Die Nachfrage, die Aufführung als Klassenzimmerstück zu buchen, ist groß.

Gehörige Lust am Schabernack

Wer allerdings denkt, die Geschichte aus dem Kinderbuch würde während des etwa einstündigen Spiels einfach brav nacherzählt, ist eindeutig fehl am Platz. Denn Regisseur Thorsten Bihegue, der zuletzt den kolossalen Kindertheater-Blödsinn „Nervt!“ ins Theaterrevier (Zeche Eins) brachte, ist wirklich keiner, der ein Stück Weltliteratur vom Blatt abspielen lassen würde. Mit haufenweise kurioser Ideen und gehöriger Lust am Schabernack stellt sich Bihegue der berühmten Vorlage, was bisweilen allerdings dazu führt, dass man leicht den Faden verlieren kann. Gut beraten ist also, wer vorher kurz die Inhaltsangabe zur Hand nimmt.

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Und schon werden die kleinen und großen Zuschauer hineingeworfen in die große bunte Abenteuergeschichte, Luft zum Durchatmen bleibt kaum. Jing Xiang und Johanna Wieking, beides erfahrene Theater-Profis, nehmen die Bühne im Sturm, turnen unablässig durch die Zuschauerreihen, zoffen, zanken und necken sich. Feste Rollenzuweisungen gibt es nicht, wer gerade wen spielt, ist manchmal nur zu erahnen.

Von der Sahara bis ins Weltall reisen Jing Xiang (links) und Johanna Wieking in „Der kleine Prinz“. Immer dabei: sperrige Holzkisten.
Von der Sahara bis ins Weltall reisen Jing Xiang (links) und Johanna Wieking in „Der kleine Prinz“. Immer dabei: sperrige Holzkisten. © Schauspielhaus Bochum | Sabine Hahnefeld

Verneigung vor „Star Wars“

Dabei sind alle Zutaten aus der bittersüßen Geschichte vorhanden: Die Schlange, die einen Elefanten verdaut, fehlt ebenso wenig wie das Schaf, das in einer Kiste gezeichnet wird. Überhaupt: Holzkisten und merkwürdige Utensilien (Bühne und Kostüm: Theresa Mielich) gibt es eine Menge. Die Sahara und die Weiten des Weltalls (eine Verneigung vor „Star Wars“ inklusive) werden auf großen Tafeln illustriert, die Musik wird tatsächlich über einen prähistorischen Kassettenrekorder eingespielt.

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Dabei ist auf der Bühne so viel los, dass auch die kleinsten Zuschauer bis zum Schluss am Ball bleiben, was ja durchaus eine Kunst ist. Bei der Premiere im Theaterrevier gibt es lautstarken Beifall für das fantastische Darstellerinnen-Duo, das sich mächtig ins Zeug legt, um de Saint-Exupérys unsterbliche Geschichte auch für eine jüngere Generation fit zu machen.

Die nächsten Familienvorstellungen von „Der kleine Prinz“ gibt es am Montag, 10. Oktober, um 11 und 14 Uhr im Theaterrevier (Prinz-Regent-Straße 50-60). Der Vorverkauf startet am 13. September. Wer eine Vorstellung direkt im Klassenzimmer buchen möchte: Mail an jungesschauspielhaus@schauspielhausbochum.de