Witten. Markus und Matthias Schmitz sprechen im Interview über den HSV Herbede, den TuS Bommern und verraten, was sie überraschend vermissen.

Zwei Brüder, zwei Mal Handballer, zwei verschiedene Vereine. Matthias Schmitz (29) und Markus Schmitz (27) sind als Mittelmänner aus der Wittener Handball-Szene nicht wegzudenken.


Matthias und Markus Schmitz, Verletzungen gehören zu jedem Sport dazu. Zum Handball aber ganz besonders. Ihre Eltern kennen den Weg zum Krankenhaus vermutlich gut, oder?

Matthias Schmitz: Klar, als wir noch zu Hause gewohnt haben, waren wir öfters im Krankenhaus. das kommt schon einmal vor. Allerdings nicht nur beim Handball. Da hat es schon gereicht, wenn wir im Kinderzimmer etwas veranstaltet haben.

Was war denn die bisher schwerste Verletzung?

Matthias Schmitz: Meine größte Verletzung war eine dauerhafte. Ich hatte einen Leistenbruch. Ansonsten gab es das Übliche: Fingerbruch, Kapselverletzungen und so.

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Markus Schmitz: Meine Schwachstellen sind auf jeden Fall die Sprunggelenke. Da hatte ich in beiden schon die Bänder durch und kann auch ohne Bandage gar nicht mehr spielen. Aber ich bin beschwerdefrei, es war noch nie so dramatisch, dass der Handball auf der Kippe stand.

Matthias Schmitz: Und das letzte Jahr fühlte sich ja auch anders an.


Inwiefern?

Matthias Schmitz: Durch die Pause geht man schmerzlos durch den Alltag und die Hände sind auf jeden Fall beweglicher.

Markus Schmitz: Stimmt, mir tut nichts weh, ich habe keine Schmerzen und der Wäschekorb ist leer. Das vermisst man irgendwie auch. (lacht)

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Was die Eltern vermutlich nicht vermissen, sind kaputtgeworfene Gläser. Wie wurde Handball überhaupt die Sportart Nummer eins im Hause Schmitz?

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Matthias Schmitz: Es fing an mit meinem Kindergartenfreund, der hat uns zum Handball gebracht hat. Wir waren damals bei den Minis beim TuS Bommern. Ich war sechs und Markus hat mit dreieinhalb angefangen. Damals stand die große Halle in Bommern auch noch gar nicht.

Zusammen in einer Mannschaft wurde aber seitdem nie gespielt.

Matthias Schmitz: Nein, Markus ist ja zwei Jahre jünger. Und es ist schwer, weil wir die selbe Position spielen. Und dazu ist er schon eine Klasse besser, das muss ich leider zugestehen. Dass es aber im Altherrenbereich so sein wird, ist vorstellbar. Wenn man da eine ruhige Kugel schiebt oder um eine Kiste Bier spielt...

Markus Schmitz: Genau, wenn das Bier im Vordergrund steht, kann ich mir das auf jeden Fall vorstellen (lacht).

Markus Schmitz möchte sich mit dem TuS Bommern in de Oberliga etablieren

Bis dahin vergehen hoffentlich noch einige Jahre. Gibt es handballerische Ziele für die Zwischenzeit?

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Markus Schmitz: Ich habe nicht dieses eine große Ziel, auf das ich ein Leben lang hinarbeite. Aktuell ist es das Ziel, sich mit dem TuS Bommern in der Oberliga zu etablieren, sich festzusetzen und eine gestandene Oberliga-Truppe zu sein. Mein erstes Ziel ist der Klassenerhalt. Außerdem bin ich bei der Feuerwehr, da kann es sein, dass ich mal ein paar Einheiten sausen lassen muss. Deswegen sehe ich die 3. Liga schon deshalb vom Aufwand nicht. Die Oberliga hat schon ein super Niveau, das macht Bock.

Matthias Schmitz: Bei mir ist es so, dass ich ein paar erfolgreiche Jahre mit Herbede in der Landesliga hatte. Wir sind aber ja leider abgestiegen. Ich möchte auf jeden Fall noch einmal Landesliga spielen und hoffe, dass ich das mit Herbede erreichen kann.


Beim HSV war in diesem Sommer die Hallen-Thematik wichtig, der Klub ist zwischenzeitlich an den Herbeder Freizeittreff umgezogen.

Matthias Schmitz: Ja, als die Halle gesperrt wurde, war es schon ein sehr großes Problem. Denn wir spielen in Herbede immer ohne Harz und das war ein Vorteil für uns in den Heimspielen. Zudem ist es klein und eng. Wenn wir in die Husemann-Halle ausweichen müssen, ist das für uns kein richtiges Heimspiel mehr. Unser Klub hat sich immer über die Heimspiele definiert, da hat uns das schon hart getroffen.

Mit dem HSV Herbede so schnell wie möglich raus aus dem Abstiegskampf

In der Liga wurde erst ein Spiel absolviert, das ging gegen den TuS Hattingen II verloren. Was ist das Ziel für den Rest der Saison, wann auch immer es weitergeht?

Matthias Schmitz: Da bei uns vier von elf Mannschaften absteigen, möchte ich auf keinen Fall etwas damit zu tun haben. Wir wollen so viele Spiele gewinnen wie möglich.


In der Bezirksliga spielt auch die zweite Mannschaft des TuS Bommern. Ist das dann doch eine besondere Partie?

Matthias Schmitz: Ja, Bommern II ist schon ein spannendes Thema. Da wollen wir immer gewinnen. Wobei ich glaube, dass das eher eine einseitige Geschichte ist. Bommern interessiert sich für uns nicht so sehr wie wir uns für sie. Aber wir haben auch gegen Welper ein Derby, das hoch einzuschätzen ist.


Gegen den eigenen Bruder und die erste Mannschaft des TuS, haben Sie zuletzt im Oktober im Kreispokal gespielt. Da blieb die Überraschung aus. Sie waren aber mit dem Treffer zum 2:1 derjenige, der die einzige Führung erzielte. Hätten die Kollegen Ihnen häufiger den Ball geben sollen?

Matthias Schmitz: Ja, vielleicht. So einfach ist es (lacht). Nein, Spaß beiseite. Es war für uns interessant, gegen eine Oberliga-Mannschaft zu spielen. Dass wir keine Chance haben, war schon vorher klar. Wir wollten einfach nicht abgeschossen werden und das haben wir auch geschafft.

Markus Schmitz: Ich muss sagen, man freut sich schon, gegen den eigenen Bruder zu spielen. Aber es war tatsächlich eher ein Muss-Spiel. Ohne Harz zu spielen, ist für uns wie für einen Fußballer auf Asche. Das ist wirklich fast eine andere Sportart. Dazu hatten wir einige verletzte und angeschlagene Spieler. So wie es ausgegangen ist, war es okay, auch wenn ich mich nach dem Spiel sehr geärgert haben, weil wir meiner Meinung nach ein katastrophales Spiel gemacht haben. Wir sind ein Team, das nur funktioniert, wenn es Bock hat und Gas gibt. Wir passen uns aber dem Gegner oft an, sowohl nach oben als auch nach unten.

Trainersituation hat auch die Mannschaft des TuS Bommern beschäftigt


In der Oberliga hat das nach dem Aufstieg noch nicht so gut geklappt. Bisher hat der TuS beide Spiele verloren. Wie bitter ist das?

Markus Schmitz: Es fing ja schon damit an, dass wir nach dem Aufstieg wegen Corona nicht so richtig feiern konnten. Wir hatten nicht einmal eine Aufstiegsfeier. Mallorca wurde uns genommen, weshalb man das alles eigentlich macht. Das war mega schade. Und dann hatte es einen faden Beigeschmack, dass uns unser Aufstiegstrainer Ingo Stary verlassen hat. Dann war unklar, wie es weitergeht, wann wir wieder in die Halle dürfen. Wir hatten eine Vorbereitung, die sich lange gezogen hat. Wir konnten nicht wirklich Teamevents machen und konnten die Aufstiegseuphorie leider nicht mitnehmen.


Und dann kam der erneute Trainerwechsel dazu. Nach nur zwei Spielen übernahm Nils Krefter für Dennis Wahlers.

Markus Schmitz: Genau, das war auch ein Faktor, da muss man nicht drumherum reden. Die ganzen Automatismen setzen sich nur, wenn man um Punkte spielt. Eine Meisterschaft kannst du nicht simulieren. Es war schon recht früh klar, dass der Trainer in Frage gestellt wird, wenn wir nicht gewinnen. Er hat es leider nicht geschafft, die Euphorie mitzunehmen. Diese Siegermentalität, die wir im Jahr vorher hatten, hatten wir nun nicht. Dann hatten wir einen Start mit zwei eigentlich dankbaren Gegnern. Gegen Haltern und Hemer haben wir uns schon zwei, eventuell vier Punkte ausgerechnet. Das war schon schade. Der Trainer hatte quasi einen Anzug dabei, in den wir hätten reinpassen sollen. Aber das hat nicht gepasst.


Konnten Sie denn den neuen Coach schon kennenlernen? In einem Pflichtspiel stand er für die erste Mannschaft ja noch nicht an der Seite.

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Markus Schmitz: Ich habe gegen ihn früher noch gespielt und kannte ihn flüchtig aus der zweiten Mannschaft. Da hat man von außen schon gesehen, dass er Training mit Elan macht und mit Lust drangeht. Er hat vier Einheiten geleitet und ich glaube, es ist jemand, der uns auch den Arsch aufreißt. Genau das braucht der eine oder andere bei uns auch.


Das klingt danach, dass diese Kombination nun besser passen könnte. Doch wie lange bleiben Sie denn noch in Bommern. Ihr Vertrag läuft aus...

Markus Schmitz: Darüber habe ich zuletzt tatsächlich mit Andreas Buchholz (Teammanager beim TuS Bommern, Anm. d. Red.) gesprochen. Es ist aktuell nicht die Zeit, hier klar Ja oder Nein zu sagen. Das lässt die aktuelle Situation auch gar nicht zu. Man weiß noch nicht, was dieses Jahr ist. Ich nehme mir die Zeit und warte ab. Ich gehe aber sehr davon aus, dass die Saison abgebrochen wird und wir nächstes Jahr neu in der Oberliga starten. Und dann werde ich auch in Bommern spielen.​

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