Mülheim. Das Ergebnis stimm, aber der Weg dahin war steinig. Eine Analyse der verlängerten Hinrunde des Mülheimer Hockey-Bundesligisten HTC Uhlenhorst.

Die bloße Statistik kann sich sehen lassen. Sechs Siege, vier Remis und nur eine Niederlage – die Herren des HTC Uhlenhorst haben die verlängerte Vorrunde der Saison 2019/20/21 gut über die Bühne gebracht.

Und doch fällt das Fazit nicht gänzlich positiv aus. Das hat mit Leistungsschwankungen, aber auch mit zahlreichen Verletzungen zu tun.

Uhlenhorst erwischt das Verletzungspech schon vor dem Start

Die ersten Hiobsbotschaften gab es schon vor dem ersten Saisonspiel gegen Rot-Weiss Köln. Timm Herzbruch und Jan Nitschke verletzten sich schwer – sie fehlten in allen elf Spielen. Und doch gelang ein überzeugender Start in die neue Spielzeit. Dem 3:1-Erfolg gegen Köln folgte ein 3:0-Auswärtssieg in Krefeld . Besser hätte das Debüt-Wochenende des neuen Trainerteams um Thilo Stralkowski und Johannes Schmitz nicht ausfallen können.

Eine Woche später gab es dann die ersten Rückschläge. Schon beim 2:0-Sieg gegen den Club an der Alster überzeugte Uhlenhorst nicht, einen Tag später setzte es beim 1:3 gegen den UHC Hamburg die erste und einzige Niederlage . Was deutlich wurde: Es fehlte an der Durchschlagskraft im Angriff. „In Spielen wie diesem haben wir zu viele Chancen liegen gelassen. Uns hat die nötige Cleverness und vielleicht auch der letzte Biss gefehlt“, blickt Johannes Schmitz zurück. Zu allem Überfluss zog sich mit Jan Schiffer ein weiterer Stürmer eine Verletzung zu.

Weitere Verletzungen und Probleme mit dem Angriff

Sinnbild für die Uhlenhorster-Halbserie: Timm Herzbruch, Jan Schiffer und Tobias Matania (v.l.) schauen verletzt zu.
Sinnbild für die Uhlenhorster-Halbserie: Timm Herzbruch, Jan Schiffer und Tobias Matania (v.l.) schauen verletzt zu. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Überhaupt zog sich dieses Thema wie ein roter Faden durch den Herbst. Julius Meyer, Victor Häbel, und Tobias Matania fielen teilweise aus. „Das gab es auch schon zu meiner aktiven Zeit, dass wir die Hinrunde ohne vier bis fünf Topspieler gespielt haben“, wollte Thilo Stralkowski den Grund nicht allein bei den vielen Verletzungen suchen, die möglicherweise durch die coronabedingte lange Pause aufgetreten sind. In dieser Zeit hatten die Spieler vor allem eigenverantwortlich an ihrer Fitness gearbeitet. „Manche halten sich trotzdem fit, andere ein bisschen weniger“, so Stralkowski.

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Nicht außer Acht lassen darf man dabei aber auch, dass die Uhlenhorster ihr letztes Pflichtspiel vor dem Restart im September bei der Hallen-Endrunde im Februar gespielt hatten. „Die Jungs hatten sehr lange keinen Wettkampf. Einzeltraining und Kleingruppentraining sind kein Ersatz für Spiele. Der Körper braucht den Rhythmus der Spielbelastung“, sagt Johannes Schmitz und verweist darauf, dass auch andere Spitzenteams wie Mannheim oder Köln mit diesen Problemen zu kämpfen hatten.

Malte Hellwig sticht im Uhlenhorster Angriff heraus

Bei den Uhlenhorstern führte das vor allem dazu, dass der Sturm ausgedünnt wurde. Zum Ende der Hinrunde standen mit Malte Hellwig, Till Brock und Frederik Nyström nur noch drei nominelle Angreifer zur Verfügung. Vor allem Hellwig stach dabei heraus, ist mit 22 Toren der drittbeste Schütze der Liga – wobei die beiden Führenden der Liste, Gonzalo Peillat (24/Mannheimer HC) und Michael Körper (23/Harvestehuder THC) den Großteil ihrer Treffer nach Ecken erzielten.

Malte Hellwig spielte eine wichtige Rolle beim HTCU und ist mit 22 Toren der drittbeste Schütze der Liga.
Malte Hellwig spielte eine wichtige Rolle beim HTCU und ist mit 22 Toren der drittbeste Schütze der Liga. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Malte hat mich total positiv überzeugt und eine super Entwicklung genommen. So blöd das klingt, aber vielleicht tat es seinem Spiel ganz gut, mal ohne Timm spielen zu müssen“, so Thilo Stralkowski. Er hofft aber natürlich, dass mit Timm Herzbruch und Jan Schiffer zwei etatmäßige Stürmer nach der Winterpause wieder bei vollen Kräften sind . „Dann hätten wir das Sturmproblem zügig umgedreht und eine der besten Sturmreihen in Europa.“

Drei Spieler machten besonders auf sich aufmerksam

Es gab aber auch weitere Gewinner im Kader des HTC Uhlenhorst . Nick Werner beispielsweise, der in fast allen Spielen zum Einsatz kam und von Johannes Schmitz eine „konstante Entwicklung“ bescheinigt bekommt. Oder Philipp Noertersheuser , der aus der A-Jugend zum Kader stieß. „Er war von seinem Willen im Training herausragend und konnte auch seine technischen Fähigkeiten einbringen. In Mannheim hat er ein Riesen-Spiel gemacht und die Bälle im Mittelfeld super gehalten“, so Schmitz.

Thilo Stralkowski macht aus dem Trio Hellwig, Werner und Noertersheuser ein Quartett und bescheinigt auch Dennis Holthaus einen Leistungssprung. „Den hatte keiner auf der Rechnung“, so Stralkowski. Wie die Rolle der drei letztgenannten im kommenden Frühjahr aussehen wird, wenn die etablierten Spieler zurückkehren, ist zwar ungewiss, Stralkowski ist sich aber sicher: „Ich schätze die Jungs nicht so ein, dass sie zufrieden sind, nur weil sie jetzt ein Lob bekommen. Sie sind selbst dafür verantwortlich, welche Rolle sie spielen werden. Wenn sie am Ball bleiben, bekommen sie ihre Chance.“

Siege in Mannheim und Nürnberg und drei weitere Remis

Das Uhlenhorst-Lazarett schleppte sich derweil in die Winterpause. Siege bei den beiden Mannheimer Klubs und in Nürnberg , Remis’ gegen Berlin , Harvestehude , den Hamburger Polo Club und Großflottbek . Gerade gegen die vermeintlich leichteren Gegner ließen die Grün-Weißen Punkte liegen. „Man kann den Jungs nicht vorwerfen, dass sie nicht alles gegeben haben. Vielleicht hat manchmal die Überzeugung gefehlt. Gegen die vermeintlich schwächeren Teams waren zu wenige dabei, die das Spiel unbedingt entscheiden wollten“, so Stralkowski.

Allgemeine Entwicklungen rund um das Sportverbot

Manch einer hätte so etwas im Blut, andere müssten sich das erarbeiten. „Da ist es dann auch eine Entwicklungssache. G erade für diejenigen, die keine gelernten Stürmer sind und deshalb nicht sofort abrufen können, was sie im Kreis machen müssen“, sagt Stralkowski.

Im Viertelfinale droht der Angstgegner

Aber: Auch wenn die Tabellenführung in der Gesamttabelle futsch ist, haben die Uhlenhorster ihren Vorsprung in ihrem Pool auf Krefeld ausgebaut und das Play-off-Ticket bereits in der Tasche. Mit vollem Kader soll im kommenden Jahr Anlauf genommen werden auf den dritten Titel in Folge. Eventuell dann auch wieder mit Keegan Pereira, mit dem der HTCU im Austausch steht.

Wer die größten Konkurrenten auf dem Weg zum Titel sind? „ Köln, Mannheim, Polo und Harvestehude “, sagt Stralkowski. „Und mit Berlin haben wir traditionell immer so unsere Problemchen, auch wenn wir eigentlich die bessere Mannschaft sind“, sagt Schmitz. So zuletzt im Halbfinale in der Halle im Februar. Stand heute wäre das aber genau der Viertelfinalgegner der Uhlenhorster.

Training auf dem Feld – Lehrgänge für die Nationalspieler

Bis es soweit ist steht aber in erster Linie Training an. In der Halle spielen die Mülheimer nicht , sobald es die Corona-Maßnahmen zulassen, soll wieder draußen trainiert werden. „Jetzt hätte sowieso ein Athletikblock angestanden, den die Spieler nun individuell absolvieren“, sagt Stralkowski. So sollen einige Defizite aufgearbeitet werden.

Die Nationalspieler dürfen zumindest am Stützpunkt mit Johannes Schmitz trainieren, einige Lehrgänge sind geplant. Bis Weihnachten haben wir ein straffes Programm ausgearbeitet“, sagt Schmitz. Unter anderem mit Yogaeinheiten, die Mannschaft und Trainerteam gemeinsam per Videoschalte durchführen.

Kritik für die Terminierung der Hallen-Endrunde

Und dann hätten sie am Uhlenhorst gerne noch ein Turnier mit anderen Mannschaften wie Köln oder Mannheim, vielleicht auch mit Gegnern aus den Niederlanden oder Belgien durchgeführt. Aber auch das geht ob der aktuellen Situation freilich nicht. Entsprechend könnte das wohl nur ein Option für das kommende Frühjahr sein.

„Gerade, weil beim Viertelfinale und FinalFour in der Halle wieder nicht die besten deutschen Spieler dabei sein können, weil sie zu diesem Zeitpunkt mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, hätten wir gerne so ein Event auf die Beine gestellt“, übt Stralkowski auch Kritik an der Terminplanung des DHB.

Lange Vorbereitung auf die heiße Phase der Saison

Das draußen und nicht in der Halle trainiert wird sei dagegen kein Problem , viele der Nationalspieler würden das sowieso schon so handhaben.

Alles steht und fällt jetzt mit möglichen Lockerungen des Sportverbots. Darauf hoffen sie am Uhlenhorst – damit der Winter bis zum Start der Rückrunde Ende März nicht ganz so lang wird.

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