Gladbeck. Jonas Andre Woesmann fährt aus Steinfurt nach Gladbeck. Ein Freund hat den Torwart zum SV Zweckel II gelotst. Was der Keeper über sein Team sagt.

Ähnlich wie beim „großen Bruder“, der Bezirksligamannschaft des SV Zweckel, gab es auch bei der Kreisliga-B-Reserve der Schwarz-Grünen in der Saisonvorbereitung Ungereimtheiten auf der Torhüterposition. Ursprünglich hatte der Klub für die von Mike Theis trainierte Mannschaft Justin Weber von SG Preußen Gladbeck verpflichtet, um den langjährigen Stammkeeper Angelo Kuschel zu ersetzen. Den zog es nämlich nach vier Jahren im SVZ-Dress zu Ligakonkurrent SpVgg Erle 19.

  • Der SV Zweckel hat für seine Kreisliga-B-Mannschaft noch einen Torwart gefunden
  • Der neue Schlussmann des SVZ II heißt Jonas Andre Woesmann
  • Er lebt im 90 Kilometer entfernten Steinfurt im Münsterland

Justin Weber (geborener Groß), der zusammen mit seinem Bruder Joel Groß an der Dorstener Straße seine Zusage gegeben hatte, war zum Start der Vorbereitung aber plötzlich aus privaten Gründen nicht mehr zu erreichen. Der Kasten der Zweckeler Reserve stand fortan wortwörtlich leer.

Die Sorge, möglicherweise ohne Torwart in die Saison zu starten, machte die Zweckeler umtriebig – mit Erfolg! In Jonas Andre Woesmann steht jetzt ein Schlussmann im Aufgebot, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den weitesten Anfahrtsweg aller Spieler im Kreis Gelsenkirchen haben dürfte.

Jonas Andre Woesmann hat das Team des SV Zweckel II inzwischen kennengelernt

Woesmann reist nämlich aus Steinfurt zu jedem Training und zu jedem Spiel nach Gladbeck. Das sind alleine 67 Kilometer Luftlinie, und es bedeutet rund 90 Kilometer Autofahrt. Für einen Weg, wohlgemerkt! Wieso nimmt der 22-Jährige also jedes Mal 180 Kilometer für einen B-Ligisten auf sich? „Wegen der Chance, wieder Fußball zu spielen natürlich“, entgegnet er. „Ich habe jetzt auch die Mannschaft nach und nach kennengelernt und es ist einfach eine lustige Truppe.“

Mike Theis ist der Trainer des Gladbecker Fußball-B-Ligisten SV Zweckel II. Sein neuer Torwart stammt aus dem 90 Kilometer entfernten Steinfurt.
Mike Theis ist der Trainer des Gladbecker Fußball-B-Ligisten SV Zweckel II. Sein neuer Torwart stammt aus dem 90 Kilometer entfernten Steinfurt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Dass Woesmann, der bei der Gladbecker Feldmeisterschaft erstmals für den SVZ II auflief, überhaupt Thema wurde an der Dorstener Straße, ist seinem neuen Mitspieler Niklas Lange zu verdanken. Beide kennen sich aus der Ausbildungszeit bei der Bundeswehr, sie sind gute Freunde geworden. Als Lange von der misslichen Lage auf der Torhüterposition bei seinem Verein hörte, baggerte er an Woesmann. Der 22-Jährige suchte ohnehin nach einem neuen Klub und der Möglichkeit, wieder aktiv Mannschaftssport zu betreiben.

Wäre da denn nicht eher ein Team in Steinfurt oder Umgebung in Frage gekommen? Keeper sind ja schließlich immer gefragt! „Mein Heimatverein wollte mich“, berichtet Woesmann, „aber der hat dann einen anderen Torhüter geholt und der Alte ist doch geblieben.“ Der 22-Jährige sah seine Perspektive auf Spielzeit deshalb als recht gering an.

Jonas Andre Woesmann und Justin Weber kämpfen um den Platz im Zweckeler Tor

In Zweckel hingegen konkurriert er nun „nur“ mit Justin Weber, der auch erst vor kurzem wieder ins Training eingestiegen ist. „Ich nehme den Konkurrenzkampf an“, sagt Woesmann diesbezüglich selbstbewusst.

Für ihn ist das Abenteuer SV Zweckel so etwas wie ein Neuanfang – nach der C-Jugend war für Woesmann, der auch als Schiedsrichter tätig war und ist, als Torwart erst einmal Schluss.

Der Grund: „Mich hat ein Spieler, nachdem wir schon 0:7 hinten lagen, auf Höhe der Mittellinie abgegrätscht.“ Die Folge: Eine Absplitterung der Patellaspitze im Knie und ein ziemlich langer Leidensweg. „Jetzt hatte ich wieder die Lust und die Motivation und mein Knie hält bis jetzt“, so Jonas Andre Woesmann.

Jonas Andre Woesmann ist „generell viel mit dem Auto unterwegs“

Anfangs sei er aufgrund der Distanz und dem Fakt, dass er vom SV Zweckel noch nie etwas gehört hatte, natürlich auch etwas abgeschreckt gewesen. Das hat sich mittlerweile aber gegeben: „Ich fahre“, so Woesmann, „generell viel mit meinem Auto.“ Die zwei Stunden Fahrt jedes Mal machten ihm nichts aus.

Wofür man Woesmann außerdem Respekt zollen muss: Aktuell fährt der Torwart die Strecke in dem Wissen, im berühmt-berüchtigten Zweckeler Affenkäfig zu trainieren, einem Spielort, der nicht sonderlich beliebt ist unter Fußballern im Kreis Gelsenkirchen.

Stört ihn das nicht? „Wie soll man sagen, bei uns im Kreis gibt es schon gar keine Ascheplätze mehr. Natürlich ist das ein komisches Gefühl, wieder auf Asche zu spielen. Aber wie ich gehört habe, kommt hier ein guter Kunstrasen hin.“

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