Witten. Der Start im Januar war verheißungsvoll, der Crash umso größer. Das Wittener Sportjahr hatte trotz des Coronavirus aber viel zu bieten.
Ein mehr als herausforderndes Sportjahr 2020 haben Wittens Athletinnen und Athleten hinter sich. Die Corona-Pandemie stellte die Sportwelt auch in der Ruhrstadt völlig auf den Kopf.
An die fast schon in Vergessenheit geratene Normalität, mit der im Januar und Februar noch bei Handballspielen und Ringer-Duellen mitgefiebert wurde, war bald schon nicht mehr zu denken.
Die Rückschau auf manche Sportereignisse zu Jahresbeginn wirkt fast schon unwirklich.
Januar 2020: Feierstunden für Jonas Schreiber und die beiden TuS-Teams
Anfang Januar schlägt sich Ringer-Bundesligist KSV Witten im Viertelfinal-Rückkampf gegen Favorit KSV Köllerbach vor ausverkauftem Haus in der Husemannhalle richtig wacker, wahrt trotz 10:23-Niederlage sein Gesicht.
Nur wenig später feiern an gleicher Stelle die Fußballer des TuS Ruhrtal den Gewinn des Sparkassen-Hallencups, lautstark bejubelt von den eigenen Fans.
Judoka Jonas Schreiber holt bei den Deutschen Einzelmeisterschaften in Stuttgart die Silbermedaille und die Korbjäger der SG Witten Baskets sind gerade dabei sich nach miserabler Hinserie am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf zu ziehen.
Im Wittener Süden begeistern derweil die Handballer des TuS Bommern, rollen in der Verbandsliga von Sieg zu Sieg und schnurstracks auf die Oberliga zu.
Auch wenn der TuS dort ohne Trainer Ingo Stary zurechtkommen muss. Der kündigt für den Sommer seinen Wechsel zu Drittligist SG Menden Sauerland Wölfe an. Eine knifflige Trainerposse beginnt.
Februar 2020: Die Triathleten arbeiten umsonst
Im Februar basteln die Triathleten des Triathlon TEAM TG Witten und vom PV-Triathlon Witten nicht nur an einer Fusion, sondern auch schon am perfekten Trainingsplan für die Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison. Anfang Juni soll es in Düsseldorf losgehen. Dazu wird es nicht mehr kommen.
Stattdessen trägt man eine reduzierte Wettkampfserie ohne Ligawertung aus.
Ebenso wenig finden allerorten Saisonabschlussfeiern statt. Denn die Spielzeiten finden in fast allen Sportarten ein jähes Ende.
März 2020: Mit einem Schlag steht alles still
Es ist ein Donnerstag im März, als es Schlag auf Schlag geht. Handballer und Fußballer pausieren erst einmal. Judoka und Ringer ebenso.
Die Wittener Tänzerin Virginia Lesniak kann mit ihrem Tanzpartner Philip Andraus nicht bei der Deutschen Meisterschaft der Amateure in den lateinamerikanischen Tänzen antreten – abgesagt.
Auch Ronny Lindemann, der für den Billard-Bundesligisten BCC Witten an die Tische geht, braucht Geduld. Zahlreiche Top-Veranstaltungen fallen aus.
Teilweise wird der Spiel- und Wettkampfbetrieb in den verschiedenen Sportarten bis Mitte, Ende April ausgesetzt. Die Sportler stehen vor einem Rätsel. Keine Punktspiele und Entscheidungen in den kommenden fünf, sechs Wochen?
Werden ausgefallene Partien nachgeholt, die Ergebnisse gewürfelt? Nichts Genaues weiß man nicht, in diesen Tagen und Wochen. Es gilt Substanzielles zu klären, Auf- und Abstiegsfragen müssen beantwortet werden. Auch die Fitnessstudios machen dicht, setzen auf digitale Alternativen, die auch die Athleten aus der Ruhrstadt nutzen, um sich zumindest halbwegs fit zu halten.
Sommer 2020: Der TuS Stockum wird ausgegrenzt
Zwischen April und Juni wird dann immer klarer, dass ein geordnetes Ende des Sportjahres 2019/20 nicht möglich ist. Es werden Regelungen über Auf- und Abstiege getroffen (nur Aufsteiger, keine Absteiger), welche die Staffeleinteilungen für die kommende Spielzeit beeinträchtigen. Manchmal zu Lasten der Vereine.
Bei den Fußballern gibt es zum Beispiel nun vierzehn statt zwölf Bezirksligisten und zwei zusätzliche Staffeln. Für den TuS Stockum heißen die Gegner durch die bedingte Linienziehung bei der Einteilung Lüdinghausen und Nordkirchen, statt Heven und Altenbochum. Auswärtsfahrten von bis zu 50 Kilometer stehen an.
Immerhin: Testspiele sind Ende Juni wieder erlaubt. Auch Wittens Leichtathleten dürfen wieder trainieren, sogar Wettkämpfe austragen.
Allerdings gilt für Ball- und Individualsportarten ein neuer, umfassender Auflagenkatalog: Hygienekonzept, Sicherstellung der Kontaktrückverfolgung, begrenzte Zuschauerzahlen. Denn die Infektionszahlen sinken im Sommer, lassen Wittens Sportler vom Start in die Saison 2020/21 träumen – wenn auch verspätet und unter Einhaltung der strengen Regeln. Mancherorts heißt das: Duschen nur zu Hause.
August 2020: DJK BW Annen und der KSV Witten in den Startlöchern
Doch es finden bald wieder Wettkämpfe statt. Die Tischtennis-Asse und Volleyball-Cracks der DJK BW Annen bereiten sich über den August und in den September hinein auf die neue Spielzeit vor.
Auch Fußballer und Ballwerfer testen fleißig. Und wenn es nach den Verantwortlichen des KSV Witten geht, könnte die Bundesliga-Saison 2020/21 stattfinden. Ende Juli meldet man guter Dinge für die neue Kampfzeit. Im September geht’s dann endlich los.
Alltagsmaske und Abstand halten sind für die wenigen Zuschauer, die den Sportevents beiwohnen dürfen, inzwischen schon so normal wie das obligatorische Kaltgetränk am Spielfeldrand.
Das Fiebermessen am Eingang der Kreissporthalle bei der SG ETSV Witten ist dagegen innovativ. Die zahlreichen Ehrenamtlichen der Wittener Sportvereine schieben Überstunden, um die strengen Hygieneauflagen der Verbände erfüllen zu können. Sie leisten Außergewöhnliches, um ein Mindestmaß an sportlichem Betrieb, und damit Normalität, zu ermöglichen – sportartübergreifend, durch die Bank.
Herbst 2020 bis Winter 2020: Das Coronavirus schlägt zurück
Das Coronvirus ist allerdings stärker als alle Anstrengungen der Verantwortlichen. Die Ringer des KSV Witten sagen Anfang Oktober ihren Bundesliga-Start aufgrund eines positiv auf das Covid-19-Virus getesteten Sportlers in den eigenen Reihen ab, schließen ihr Trainingszentrum an der Mannesmannstraße und ziehen kurz darauf ihr ganzes Team aus der Bundesliga zurück.
Letztere wird nur vier Wochen später nach einer Abstimmung unter den Vereinen komplett abgebrochen.
Aufgrund steigender Infektionszahlen liegt ab spätestens Anfang November wieder das komplette Sportgeschehen in der Ruhrstadt auf Eis. Wann es für die zahlreichen Athleten aller Couleur 2021 in welcher Form weitergeht ist ungewiss.
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