Witten/Minden. Früher HSV Herbede, seit eineinhalb Jahren GWD Minden. Jonas Molz sucht in Ostwestfalen die Chance auf den Profi-Handball, allen Hürden zum Trotz.
Seit eineinhalb Jahren wohnt der Wittener Jonas Molz (20) mittlerweile im ostwestfälischen Minden, einer rund 80.000-Einwohner-Stadt zwischen Bielefeld, Osnabrück, Hannover und Bremen. Er wählte den Weg in die Ferne – um an seinen Traum näher heranzurücken: die Handball-Bundesliga.
Denn Molz trägt mittlerweile mit Stolz das grün-weiße Trikot des TSV GWD Minden, trainiert regelmäßig mit der Bundesliga-Mannschaft und spielt bei der Zweitvertretung in der dritten Liga.
Jonas Molz musste sich bei GWD Minden erst einmal heranarbeiten
Für Molz, der aus der Jugend des HSV Herbede und des VfL Gummersbach stammt, eine enorme Umstellung: „Man merkt den Unterschied in jederlei Hinsicht. Es hat alles seinen Grund, dass in der Ersten Liga nur Berufssportler herumlaufen. In der dritten Liga ist es auch ein gehobenes Niveau, gar keine Frage. Aber man merkt da schon, dass es bei einigen eher Richtung Nebenjob geht“, so Molz.
Das Spiel in der Beletage des deutschen Handballs sei einfach viel professioneller, schneller, und körperbetonter. „Das ist ein ganz anderes Level, eine andere Welt“, sagt der Rückraumspieler.
Zum Einsatz ist er in der Bundesliga bisher noch nicht gekommen, im Kader war er aber schon bei mehreren Partien. Für den 2,03-Meter Hünen ist das gar kein Problem. Mit Geduld wartet er auf seine Chance.
„Da muss man von Woche zu Woche gucken. Wenn sich bei der ersten Mannschaft etwas an Anteilen ergibt, werde ich versuchen, daran anzuknüpfen. Ich mache meinen Job und versuche, mich zu empfehlen. Alles andere liegt an anderen Personen“, so der Wittener, der aber mittlerweile in Minden angekommen zu sein scheint.
„Als ich hierhin gewechselt bin, war ich gerade frisch 19 geworden. Da muss man sich schon umstellen und sich an den Seniorenhandball gewöhnen, gerade an den in der Ersten Liga. Aber das habe ich gut hinbekommen. Die Eingewöhnungsphase ist vorbei“, sagt Molz, der bei seinem Wechsel einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte. Ob und wenn ja, wann es zu einer Verlängerung kommt, steht aktuell noch in den Sternen - auch wegen der Pandemie.
Seit November liegt der Spielbetrieb in der dritten Liga wieder auf Eis
Die hat dem Wittener das Einleben in der neuen Stadt auch nicht gerade erleichtert. Allgemein waren die eineinhalb Jahre durchaus chaotisch. „Es sind wegen der Coronakrise schwierige eineinhalb Jahre gewesen. Das hat auch gezeigt, wie es ist, wenn nicht alles in normalen Bahnen läuft. Sowohl was den Verein betrifft, als auch die Gesellschaft. Das steht schon unter einem anderen Stern“, sagt Molz.
Mehrere Monate haben er und seine Kollegen komplett zu Hause trainiert, durften nicht in die Halle, mussten sich aber fit halten, für den ungewissen Moment, ab dem es wieder losgeht. „Man wusste nicht, wie es weitergeht. Es war alles spontan, wir haben viel Lauf- und viel Hanteltraining gemacht“, blickt Molz zurück.
Doch all das kann die Arbeit mit der Mannschaft und mit dem Ball nicht ersetzen. „Im Mai durften wir in Kleingruppen trainieren. Aber man hat die Pause schon gemerkt. Eigentlich braucht man die gleiche Zeit, die man pausiert hat, um wieder auf das alte Niveau zu kommen“, sagt der Wittener.
Vier Spiele konnte er mit der Zweitvertretung von GWD im Oktober absolvieren, zwei wurden gewonnen, zwei verloren. Seitdem ist erneut Pause angesagt und Molz trainiert nur noch mit der ersten Mannschaft, die aufgrund der Profisportregelung noch aktiv ist und die in der Bundesliga im Abstiegskampf steckt.
GWD Minden vermisst seine alte Heimat
Helfen könnte den Ostwestfalen dabei vor allem das handballbegeisterte Publikum. Doch das darf aus bekannten Gründen aktuell nicht in die Halle. Und selbst wenn, wäre es keine normale Situation. Denn die Mindener haben aktuell gar kein richtiges Zuhause.
Molz: „Ende 2019 wurde die Kampa-Halle geschlossen. Sie war seit Jahrzehnten die Heimat des Vereins und in der Halle gab es auch einen Kraftraum und eine Laufbahn. Das war erst einmal schwer, weil wir weder eine Spiel-, noch eine Trainingshalle hatten. Wir trainieren aktuell immer noch in einer Dorfhalle im Norden von Minden und spielen in Lübbecke, da fahren wir 30, 40 Minuten hin. Man hat schon gemerkt, dass es eine Hürde war, die es zu nehmen galt und dass die Fans weiter reisen mussten.“
Spaziergänge an der Weser und der Gedanke an den Kemnader See
Reisen muss Molz aktuell wenig. Umso mehr Zeit bleibt dafür, Minden näher kennenzulernen. „Die Stadt ist wirklich schön. Man kann hier viel mit dem Rad machen, weil alles so flach ist. Minden hat seinen eigenen Charme, die Innenstadt ist etwas altertümlich gehalten und es ist etwas ländlicher. Wenn man raus fährt, gibt es viel Feld und Wiesen“, sagt das Ruhrgebietskind, dass nur einen großen Unterschied zu Witten erkennt.
Molz: „Die Städte ähneln ich schon sehr. Man kann hier an der Weser spazieren gehen, ähnlich wie am Kemnader See. Aber man merkt, dass Witten etwas größer ist und mit dem Ruhrgebiet mehr Städte in der Nähe sind. Minden ist irgendwie die Grenze zum Nirgendwo. Da kommt im Norden dann wirklich kaum noch eine große Stadt bis Bremen.“
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