Witten/Orlando (USA). Die Wittenerin Greta Völker spielte auf Hawaii und in Marokko Golf. Zu den deutschen Top-10 gehört sie schon, der Ehrgeiz treibt sie weiter an.
Man kann es wirklich schlechter treffen. Zu ihrem „Arbeitsplatz“ hat es Greta Völker nicht weit, „das ist hier gleich um die Ecke“. Meist verwöhnt von strahlendem Sonnenschein ist das Areal immer top gepflegt, da lässt man die Blicke gern schweifen über sattes Grün in einer malerischen Landschaft.
Viel Zeit verbringt die gebürtige Wittenerin, die seit einigen Jahren auch zwecks Studium in den USA lebt, auf einem Golfplatz bei Orlando in Florida. Greta Völker tourt seit knapp zwei Jahren als Golfprofi durch die Weltgeschichte und hat sich bereits einige Meriten erworben.
Greta Völker spielte mit zehn Jahren beim Golfclub Castrop-Rauxel
„Ja, das Wetter ist natürlich klasse“, sagt die 23-Jährige, die inzwischen auch im „Sunshine State“ im Südosten der Vereinigten Staaten studiert. Zuvor war Völker zweieinhalb Jahre an der Texas State University in Austin, wo sie aufgrund ihrer zuvor gezeigten Leistungen ein Stipendium der dortigen „Longhorn Foundation“ erhielt, die talentierten Nachwuchs in diversen Sportarten unterstützt.
Inzwischen ist Greta Völker, die Anthropologie mit Schwerpunkt Forensik studiert, im sonnigen Florida heimisch geworden. Übers Jahr hinweg finden dort auch mehrere Turniere statt. „Derzeit ist aber Off-Season - und über Weihnachten geht’s nach Hause zu meiner Familie. Darauf freue ich mich schon“, sagt die junge Frau.
So richtig los, ging es mit ihrer Begeisterung für den Golfsport allerdings erst zögerlich. Als Zehnjährige griff sie seinerzeit erstmals beim Golfclub Castrop-Rauxel zum Schläger, der bis heute ihre sportliche Heimat in Deutschland ist.
Mittlerweile auf Rang neun der deutschen Golfspielerinnen
„Am Anfang mochte ich das noch nicht so richtig“, gibt Völker zu, doch als sich dann schon recht bald die ersten Erfolge einstellten, steigerte sich auch der Spaßfaktor. Die AK-12-Meisterschaft von NRW gewann die Wittenerin und startete fortan durch auf den Grüns der Region und darüber hinaus.
Mit Leichtathletik, Judo und Tennis hatte sie es zuvor auch versucht, blieb dann aber beim Golfsport hängen. Offenbar die richtige Entscheidung.
„Im Dezember vor zwei Jahren habe ich dann den Entschluss gefasst, es als Profispielerin zu versuchen“, sagt die 23-Jährige im Interview. Inzwischen ist Greta Völker mit 20 absolvierten Turnieren notiert, belegt in der Rangliste der deutschen Profi-Damen derzeit Rang neun, in der Weltrangliste findet sie sich auf Position 586 wieder.
„Ich war Anfang 2020 auch schon auf der 511. Mein Ziel fürs kommende Jahr ist es, unter die besten 500 Spielerinnen zu kommen.“
Der bisherige Karrierehöhepunkt gelang in der Schweiz
Die Wittenerin hat in dieser Saison, die wegen der Corona-Pandemie nur eine überschaubare Anzahl von Wettbewerben umfasste, an der so genannten „Symetra-Tour“ in den USA teilgenommen. Dort belegte die junge „Proette“ - so nennt man Berufs-Golferinnen - u. a. in Kalifornien einen geteilten fünften Platz bei den IOA Ladies Golf Championships (unter 125 Starterinnen aus aller Welt).
Ihren größten Erfolg landete Völker mit dem Siegen im schweizerischen Neuchâtel im Februar des Vorjahres. In der Regel ist die Golferin bei den Turnieren ohne eigenen Caddy unterwegs - „in der Schweiz aber hat mich damals mein Vater unterstützt“, das brachte offensichtlich Glück.
Auch Greta Völkers Freund Manuel, selbst Golfprofi, begleitet sie ab und an als Caddy, reicht ihr Schläger und Bälle an, gibt in kniffligen Situationen auch mal Tipps. „Ich habe in diesem Jahr eigentlich ganz gut gespielt“, ist Greta Völker recht zufrieden mit ihrer zweiten Profi-Saison.
Dass sie es bei einigen Wettbewerben in die Preisgeldränge schaffte, half natürlich für die Planung der weiteren Stationen. Wenn die Wittenerin mal eine Weile daheim im Revier ist, geht’s von Witten aus auch zu diversen Turnieren der Europa-Tour. „Es ist nicht leicht, da ganz vorne ‘reinzurutschen, man muss ziemlich konstant spielen“, sagt Völker.
Das Ziel ist die Qualifikation für die LPGA-Turnierserie
Was sie an ihrem Spiel künftig noch verbessern müsse? „Ich denke, am kurzen Spiel auf den Grüns muss man immer arbeiten. Auch in Drucksituationen ausgeglichen zu bleiben, ist nicht immer leicht.“
Trainer der Profispielerin ist der Neusser Günter Kessler - wenn mal Übungseinheiten anstehen, dann passiert das zu Zeiten der Coronakrise via Internet beziehungsweise Videotelefonie.
Was die Akzeptanz des Damen-Golfsports anbelangt, so könne man dies kaum mit der Bedeutung der männlichen Kollegen vergleichen, findet Greta Völker. „Das sieht man ja alleine schon an den Preisgeldern - da geht’s ja schon mal in die Millionenbeträge. Bei den Frauen ist es da gerade mal ein Zehntel davon.“
Wenn sie weiter erfolgreich auf der Tour bleiben und ihr Ziel, die Qualifikation für die LPGA-Turnierserie der besten Profis erreichen will, benötigt die 23-Jährige Hilfe von Sponsoren. „Ich bekomme Unterstützung bei der Kleidung und der Ausrüstung, aber auch meine Eltern helfen mir da regelmäßig“, so die Golferin.
Marokko, Mexiko, Hawaii und Kolumbien sind schon abgehakt
Grundsätzlich habe sie „ein richtig gutes Team“ um sich herum, mit dem sich die kommenden Aufgaben ab 2021 sicher meistern lassen sollten. Sofern sich die Corona-Pandemie dann eindämmen lasse, wird die Wittenerin wieder auf einigen der schönsten Golfkurse weltweit zu finden sein - Marokko, Mexiko, Hawaii und Kolumbien hat sie auf ihrer Reiseliste bereits abgehakt.
Daheim in Florida will Greta Völker in den täglichen Einheiten die Basis dafür legen, dass sie in der internationalen Rangliste schon bald weiter emporklettert.
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